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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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Regung, die Carya sehr gut nachvollziehen konnte.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, dass auch vor der Kutsche gekämpft wurde. Der berittene Wachsoldat lag reglos auf der Straße, und auf dem Kutschbock konnte Carya Onkel Giac mit dem Kutscher ringen sehen. Jonan beharkte derweil seine ehemaligen Kameraden mit seinem Sturmgewehr. Dino wendete hektisch das Fuhrwerk. Die Pferde stampften ängstlich und zerrten an ihren Geschirren.
    Obwohl die Gardisten des Tribunalpalasts eigentlich damit hätten rechnen müssen, dass die Verschwörer die gestohlene Templerrüstung einsetzten, schienen sie von der Dreistigkeit, mit der Jonan sie angriff, doch überrascht zu sein.
    Einer von ihnen stolperte unter den Einschlägen von Jonans Kugeln und stürzte scheppernd zu Boden. Die anderen beiden zogen sich hinter die Gefängniskutsche zurück. »Carya!«, dröhnte die blecherne Stimme Jonans aus dem Helmlautsprecher. »Carya, wo bist du?«
    »Jonan!«, schrie sie zurück. »Ich bin hier!«
    Doch sie hätte genauso gut am anderen Ende der Stadt sein können. Zwischen Jonan und ihr standen eine Kutsche, zwei Templer und zwei Stadtwachen, die zwar vor allem versuchten, den schwarzen Kolossen nicht in die Schussbahn zu geraten, aber dennoch im Weg waren.
    In diesem Augenblick preschte eine weitere Kutsche aus der gegenüberliegenden Gasse. Auf dem Kutschbock saß Picardo und peitschte mit wildem Blick auf die Pferde ein, während er, von Todesmut oder Todessehnsucht getrieben, mitten durch die Reihen der Gardisten raste. Einer der Templer wurde herumgerissen und stolperte dabei über seinen toten Kameraden. Eine Salve aus seinem Sturmgewehr jagte in den blauen Himmel über Arcadion und trieb auch die letzten schaulustigen Anwohner dazu, ihre Fenster zu schließen und in Deckung zu gehen.
    »Aufspringen, Carya!«, rief der Kunstmaler, während er auf die Öffnung zwischen den Häusern zuhielt, in der sich Carya verbarg. Sie kam auf die Beine und rannte los. Im nächsten Moment war er heran und vorbei. Mit der Kraft derVerzweiflung stieß sich Carya ab und warf sich auf die Ladefläche.
    »Wartet auf mich!«, schrie eine Jungenstimme hinter ihr.
    Carya rollte sich herum und sah Pitlit in die Gasse hineinflitzen. Er musste sich irgendwo um die Ecke versteckt haben, denn sie hatte ihn seit Beginn der Kampfhandlungen nicht mehr gesehen. Sie ließ die Pistole neben sich fallen, klammerte sich mit der einen Hand an die hölzerne Seitenverkleidung der Kutsche und streckte die andere aus. »Lauf, Pitlit, lauf! Nur ein bisschen schneller.«
    Der Straßenjunge warf die Pistole von sich, die er dem überwältigten Wachmann gestohlen hatte, und nahm die Beine in die Hand. Sein Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung.
    Carya beugte sich noch etwas weiter nach vorne. Unter ihr flog das Kopfsteinpflaster der Gasse dahin. Links und rechts verschwammen die hölzernen Speichen der Räder zu undeutlichen Schemen. »Komm, Pitlit. Du schaffst es!«
    Hinter ihnen, am Eingang der Gasse, tauchte eine hünenhafte Gestalt auf. Sie legte an, und im nächsten Moment krachten Schüsse. Kugeln peitschten links und rechts von ihnen durch die Luft.
    Oh Gott, bitte lass ihn nicht treffen , betete Carya.
    Pitlit reckte seine Hand nach vorne. Seine Fingerspitzen berührten fast die ihren. Mit einem Aufschrei warf sich der Junge nach vorne, ihre Hände umschlossen einander – und Carya wäre fast von der Ladefläche gerissen worden. Sie verzog das Gesicht und ließ sich nach hinten fallen, wobei sie Pitlit mit sich nahm. Er bekam die Seitenverkleidung zu fassen und hielt sich daran fest. Trotzdem hing er noch immer halb von der Kutsche herab.
    »Ich kann mich nicht halten«, rief er.
    Rasch griff sie nach seinem Hosenbund, und mit einem Ächzen zog sie ihn ganz auf die Ladefläche. Schwer atmend fiel sie neben ihm auf den Rücken.
    Weitere Schüsse knallten, und eine Kugel schlug keine Armlänge von Carya entfernt in die Holzverkleidung. Splitter platzten aus dem Holz und bissen ihr in die Wange. Mit einem schmerzerfüllten Keuchen drehte sich Carya zur Seite. Während sie einen Arm schützend vors Gesicht hielt, tastete sie mit der anderen Hand nach der abgelegten Pistole. Ihre Finger schlossen sich um den Griff, doch es war schon zu spät. Die Kutsche jagte bereits um eine Kurve und entzog sich dadurch den Blicken ihrer Feinde.
    Carya sah zu Pitlit hinüber. »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, erwiderte dieser atemlos. Er war so bleich, als sei er dem Leibhaftigen begegnet.

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