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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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Rollen und die Ausrüstung verteilt waren, gab es einen letzten Uhrenvergleich. Danach hieß es für alleVerschwörer, außer der Gruppe um Jonan, aufzubrechen. Zum Abschied nahm Carya Jonan beiseite. »Pass auf dich auf, ja?«, bat sie.
    »Das habe ich vor«, erwiderte er. »Wir sehen uns, wenn alles vorüber ist. Ich freue mich schon darauf, deine Eltern kennenzulernen.«
    Carya spürte, wie sie errötete. »Du solltest erstmal mich kennenlernen«, versetzte sie in sanft vorwurfsvollem Tonfall. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Viel Glück.«
    Bevor er etwas darauf erwidern konnte, floh sie aus dem Raum.
    »He, Carya, ich könnte auch etwas Glück gebrauchen«, tönte Pitlit draußen auf dem Flur und hielt ihr demonstrativ seine Wange hin.
    Sie gab ihm einen Klaps darauf.
    »Aua! He, warum schlägst du mich?«, regte er sich auf.
    »Hast du nicht gesagt, du magst es, gezüchtigt zu werden?«, gab sie schnippisch zurück.
    Pitlit brummte beleidigt und rannte davon.
    Ugo an Caryas Seite schmunzelte in seinen Bart. »Er kann Leute nicht ausstehen, die sich die Albernheiten merken, die er den ganzen Tag so von sich gibt.«
    »Was ist das eigentlich für ein frecher kleiner Kerl?«, wollte Carya wissen. »Lebt er wirklich auf der Straße?«
    Ugo nickte. »Ab und zu schläft er bei einem von uns oder nimmt mal eine warme Mahlzeit zu sich. Aber alle Versuche, ihn von der Straße zu holen und zu einem anständigen jungen Mann zu erziehen, der in die Schule geht und aus dem vielleicht später etwas wird, schlugen fehl. Er ist ein unverbesserlicher Rebell und Überlebenskünstler. Wenn du mich fragst, ist er von uns allen derjenige, der seine Überzeugungen von Freiheit am konsequentesten lebt.«
    Nachdenklich blickte Carya Pitlit nach, und sie musste feststellen, dass sich eine widerwillige Bewunderung für den unangepassten Straßenjungen in ihr breitmachte.
    Um kurz vor vier lag Carya gemeinsam mit Pitlit und Ugo in einer Gasse auf der Lauer. Genau genommen saßen sie auf schäbigen Holzstühlen vor einem kleinen Imbiss und taten so, als würden sie eine Mahlzeit einnehmen. Carya hatte ihr langes Haar unter einem Kopftuch versteckt und ihre Wangen mit Asche eingerieben, um ihrem Gesicht einen leicht ausgemergelten Eindruck zu verleihen. Sie wünschte sich, sie hätte den Revolver noch, mit dem sie Tobyn erschossen hatte. Irgendwie fühlte sie sich nackt ohne die Waffe. Verrückt , dachte sie. Bis vor einer Woche wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, eine Waffe bei mir tragen zu wollen.
    Vor ihnen verlief die Straße, über die der Gefangenentransport vom Tribunalpalast zum Hauptquartier der Stadtwache stattfinden würde. Die Route war für einen Überfall eher undankbar, da sie aufgrund der Größe der Transportkutsche fast ausschließlich über breite und belebte Straßen von Arcadion führte. Der einzige Engpass befand sich hier. Erfreulicherweise bot die Stelle noch einen weiteren Vorteil. Von hier aus konnte man im Nu im Gassengewirr der Nordstadt verschwinden oder auch in Richtung Industriegebiet im Süden fliehen.
    Eine ihrer Fluchtkutschen stand einige Schritte die Gasse hinunter. Picardo saß auf dem Kutschbock, drehte sich gerade eine Zigarette und mimte überzeugend einen Kutscher, der eine nachmittägliche Pause einlegte. Das zweite Fahrzeug, ein altes Motorrad mit Anhänger, verbarg sich zwischen zwei Häusern auf der anderen Straßenseite. Carya hätte zu gerne gewusst, woher Stephenie das Gefährt hatte.
    »Von einem ihrer Liebhaber«, erklärte Pitlit auf ihre Frage hin im Brustton der Überzeugung.
    » Einem ihrer Liebhaber?«, wiederholte Carya, unsicher, ob sie sich verhört hatte.
    Der Straßenjunge nickte. »Sie hat drei oder vier, ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »Pitlit«, ging Ugo dazwischen. »Hör auf zu tratschen, Junge.«
    »Ist aber doch wahr«, verteidigte sich dieser. »Sie sagt immer, dass sie es ungerecht findet, wenn die Leute von Frauen Keuschheit erwarten, aber jeder Mann zu Freudenmädchen gehen darf, und seine Freunde klopfen ihm auch noch stolz auf die Schulter. Und darum nimmt sie sich so viele Männer, wie sie will.«
    »Das hat sie so bestimmt nicht gesagt«, widersprach Ugo.
    »Hat sie wohl! Und von mir aus soll sie doch. Mir wäre auch eine Frau zu wenig. Wenn ich groß bin, brauche ich für jeden Wochentag eine andere.«
    Carya verzog das Gesicht. »Igitt, du bist eklig.«
    »Du bist ja bloß neidisch.« Er grinste Carya

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