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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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über dich
und sagte, daß er heute die Kripo zu seinem Blockhaus schicke.“
    „Aber es ist
doch erwiesen, daß seine Frau den Einbruch verübt hat.“
    „Das sagte
ich ihm auch.“
    „Und?“
    „Das wisse
er, meinte er, und genau das sei das Problem. Jetzt hinge alles von der Kripo
ab. Über seinen Verdacht könne er noch nicht sprechen. Zu gewichtig sei das.
Aber sobald Ergebnisse vorlägen, ruft er mich an.“
    „Klingt
ziemlich geheimnisvoll“, urteilte Locke.
    „Mir
scheint, Weber will seine Frau schützen“, sagte Tom.
    „Ich weiß
nicht, ob er sie schützen will.“ Gunter schüttelte den Kopf. „So stehen die
beiden nicht mehr miteinander, wie ich von Paul weiß.“ Er meinte seinen Freund
Kreuder. „Im Moment können wir nur Vermutungen anstellen. Es ist sicherlich das
beste, wir warten ab.“
    Wenig später
erreichten sie ihr Ziel, eine Wohnanlage in bester Gegend.
    Drei
betonfarbene Hochhäuser, zwölfstöckig, gruppierten sich zu einem Bogen. Ein
öder Rasen in Form eines Kreisausschnitts streckte seine Spitze nach Süden. Es
gab einen Parkplatz mit zahlreichen Wagen. Gunter stellte den Saab dort ab.
Dann wandten sie sich dem mittleren Haus zu.
    Aus der Nähe
sah man, wie neu es war. Die Metallrahmen der Türen und Fenster glänzten noch,
ebenso die Briefkästen.
    Ein älterer
Mann, der eben herauskam, hielt ihnen die Tür auf. Sie dankten und traten in
die Eingangshalle, wo auch der Lift war.
    „Weiß dieser
Honold, daß du kommst?“ fragte Locke.
    Gunter
verneinte. „Daß ich mich anmelde, wäre sinnlos. Der ist für mich nicht zu
sprechen. Den muß ich überraschen und ihm gleich klarmachen, daß ich ihm die
ausgebufftesten Reporter auf die Spur setze, wenn er nicht bereit ist, mir Rede
und Antwort zu stehen. Bin selber ganz gespannt, wie er darauf reagiert.“
    Sie stiegen
in den Lift.
    Als er
aufwärts surrte, sog Gunter schnüffelnd die Luft ein.
    „Hier
riecht’s nach Pflaumenschnaps.“
    Locke
blickte auf den Boden. „Verschüttet ist nichts.“
    „Da hat
einer ‘ne Fahne wie das Sternenbanner ( amerikanische Nationalflagge )“,
lachte Tom. „Vielleicht Honold. Dann fragt sich’s, ob Schnaps ihn böse macht
oder umgänglich.“
    „Daß der
umgänglich wird, schafft aller Schnaps der Welt nicht“, meinte Gunter.
    Mit sanftem
Ruck hielt der Lift.
    Sie traten
auf den Flur. Unmittelbar vor ihnen war eine Wohnungstür.
    W. Honold stand auf
dem Metallschild neben der Klingel.
    „Bis hierher
führt der Schnapsgeruch“, stellte Locke fest — und bewegte ihr Näschen,
kaninchenhaft schnuppernd. „Deine Vermutung, Tom, scheint ins Schwarze zu treffen.“
    „Dann hinein
in die Höhle des betrunkenen Löwen“, sagte Gunter und streckte die Hand aus zur
Klingel.
    Im selben
Moment hörten sie den Schrei.
    Er drang aus
der Honoldschen Wohnung. Eine Frau schrie in Todesangst.
    „Hiiiilfe!
Hiii...“
    Der Rest
wurde abgewürgt, ging unter in einem Winseln, als ersticke ihr Mund unter einer
groben Hand.
    Die drei
sahen sich an, Entgeisterung in den Mienen. Dann preßte Gunter den Daumen auf
die Klingel.
    Hinter der
Tür gongte eine Glocke: ging — bang — bong
    Der
Dreiklang wiederholte sich, immer wieder. Aber niemand öffnete. Auch nicht, als
Gunters Faust gegen die Tür hämmerte.
    „Aufmachen!
Öffnen Sie! Sonst brechen wir die Tür auf.“
    Nichts
rührte sich.
    „Der
Hilfeschrei klang wirklich wie in höchster Not“, meinte Locke aufgeregt. „Papi,
vielleicht rastet dieser Honold aus, wenn er betrunken ist. Vielleicht bringt
er seine Frau um.“
    Gunter wich
zum Lift zurück, um Anlauf zu nehmen. Mit der linken Schulter voran warf er
sich gegen die Tür. Sie erzitterte. Das Schloß knackte, barst aber noch nicht.
    Beim zweiten
Versuch war Tom dabei.
    Beiden
blieben die blauen Flecke an Schulter und Oberarm tagelang treu, aber die
Anstrengung war von Erfolg gekrönt. Krachend flog die Tür auf, stieß polternd
gegen die Wand und gab den Blick frei in eine Diele.

    Sie war
leer. Es gab mehrere Türen. Aber nur eine — dem Eingang gegenüber — stand
offen. Sie führte in den Wohnraum.
    Hinter den
Fenstern sah Locke viel Himmel. Und — angeschnitten — die Schmalseite eines
anderen Wohnturms. Eine Frau lag auf dem Teppich. Aber nur ihre Beine ragten
ins Bild: schlanke Unterschenkel, die in schwarzen Strümpfen steckten —
vermutlich in Perlon-Strumpfhosen.
    Gunter und
Tom rannten los, durch die Diele, in den Wohnraum — um zu retten, was zu retten
war, und um notfalls

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