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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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Ausrüstung in ihrem Wagen brauchen würde. Doch leider machte es eine weitere Unterhaltung unmöglich.
    Vielleicht war es auch ganz gut so. Sie wusste nicht, was sie hätte sagen können, das nicht herablassend geklungen hätte. Sie konnte Frank nicht sagen, dass ihr Großvater ihn genauso geliebt hatte, denn das wusste er. Sie konnte ihm nicht sagen, dass ihr Großvater tagelang gestrahlt hatte nach Franks Abschluss an der Polizeiakademie, denn das wusste er. Sie konnte ihm nicht sagen, dass Theresa nicht das Lieblingsenkelkind gewesen war, denn das entsprach nun mal nicht der Wahrheit.
    Deshalb war sie besser still.
    Sie fuhr durch die einsetzende Dunkelheit, ließ den Cuyahoga River hinter sich, folgte der Zufahrtsstraße zur RTA -Station und den Verwaltungsgebäuden. Die Einsatztruppe würde sich dort treffen, dem einzigen Ort im Tal, wo an- und abfahrende Autos nicht auffallen würden. Außerdem gab es Parkplätze. Frank hatte vorgeschlagen, das Gebäude 4950 Pullman zu benutzen, doch Theresa hatte mit dem Argument ihr Veto eingelegt, dass der Nachahmungstäter das Haus vielleicht als eine Art Schrein betrachtete und noch einmal dort vorbeikommen würde. In den Bäumen und am Umspannwerk waren Beamte postiert, um es im Auge zu behalten.
    Sie fuhr an dem Hügel vorbei, an dem sie die zwei Leichen gefunden hatte, und zuckte einen Moment lang erschrocken zusammen, als ihre Scheinwerfer ein Paar leuchtender Augen streiften. Ein Waschbär. Theresa schlug erleichtert die Hand vor die Brust, fuhr unter der East-Fifty-fifth-Street-Brücke hindurch und erreichte den Angestelltenparkplatz.
    Die RTA hatte ihnen einen Konferenzraum überlassen und einige Monitore aufgestellt, die mit den Überwachungskameras auf den Bahnsteigen verbunden waren. Alle drei Linien – die rote, die blaue und die grüne – führten durch den Bahnhof East Fifty-fifth. Das könnte ein Entkommen erleichtern oder auch nicht, nachdem die rote Linie am westlichen Ende des Gebäudes abfuhr und die anderen beiden Linien auf der anderen Seite. Zu dieser Tageszeit fuhr mindestens alle fünfzehn Minuten ein Zug. Mit einem von ihnen zu entkommen, während einem die Cops auf den Fersen waren, erforderte sekundengenaues Timing, und selbst dann noch könnte man den Zugführer über Funk anweisen, den Zug zu stoppen. Theresa war sich sicher, dass der Killer zu klug dafür war.
    Frank ging noch einmal die Details aus dem Originalfall durch. Angela Sanchez bat Theresa, den Fundort der damaligen Leiche auf einer Karte zu zeigen.
    »Es handelt sich größtenteils nur um Vermutungen«, warnte sie die Männer. »Aber ich glaube, man fand den Kopf – in die Hosen eingewickelt und damit nicht gleich erkennbar – südlich der Schienen etwa zwischen der East Fifty-fifth und der Kinsman Road. Direkt gegenüber von diesem Gebäude also, östlich der Bahnbrücke, doch zwischen den Gleisen. Das sind meine Berechnungen, die ich auf Grundlage der Berichte über den alten Fall und Google Earth angestellt habe. Der Mörder könnte zu einer anderen Schlussfolgerung gelangen, weshalb wir die Überwachung auf mindestens eine halbe Meile westlich der Fifty-fifth ausdehnen müssen, bis auf Höhe des Pullman-Gebäudes.«
    Die etwa fünfzehn Polizisten, sowohl in Uniform als auch in Zivil, sahen sie ausdruckslos an; was jedoch nicht bedeutete, dass sie nicht zuhörten. Sie demonstrierten dadurch lediglich, dass sie im Grunde nichts aus der Fassung bringen konnte. Theresa hatte ein gutes Gefühl bei der Truppe. Selbst die, die zu jung für den Führerschein wirkten, schienen clever, fit und sehr viel wacher als sie selbst zu sein. Dieser Mörder würde heute Nacht gefasst werden, wenn er sich im Netz seiner Obsessionen verstrickte.
    »Und vergesst die Züge nicht, vor allem nicht die S-Bahn«, fügte Angela hinzu. »Damit könnte er herfahren oder entkommen, auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, da er sein Opfer ja mitbringen muss. Egal, ob der Mann bei Bewusstsein ist oder nicht, schwierig wäre das in jedem Fall.«
    Und Frank sagte: »Wir erwarten viele Gaffer und Reporter. Jeder, der die Zeitungsberichte verfolgt hat, kann zu denselben Schlussfolgerungen kommen wie Theresa und ins Tal hinausfahren. Es könnten also Leute dort sein, die dunkle Kleidung tragen und nicht stehen bleiben, wenn man sie dazu auffordert. Benutzt also erst einmal den Taser, stellt euch bloß folgende Schlagzeile vor: ›Cop erschießt unschuldigen Teenager in einer verpfuschten Polizeiaktion‹, die

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