Flammenbraut
gemacht. Und denk doch nur, wie glücklich Grandpa wäre, dass wir die Chance haben, an dem Fall zu arbeiten.«
Die Ampel schaltete um. »Arthur Corliss hat das Gebäude 1959 verkauft und ist zehn Jahre später gestorben«, sagte Frank. »Wir wissen nicht, was mit seiner Frau passiert ist, aber sie hatten ein gemeinsames Kind, Edward Corliss, geboren 1950.«
»Und den werden wir jetzt treffen?«
»Genau.«
»Wo ist deine Partnerin?«
»Sanchez geht mit den Bauarbeitern noch einmal deren Aussagen durch und versucht so herauszufinden, in welchem Büro die Geheimkammer lag. Vielleicht erfährt sie sogar etwas, wenn diese Typen nur lange genug aufhören, ihr auf die Brüste zu starren, was allerdings schwierig werden wird. Die Toiletten waren das einzige Zugeständnis an modernere Zeiten; jedes Büro hat im Laufe der Jahre kleine Kammern und Stauraum Stück für Stück hinzugefügt, bis keine Wand mehr an ihrem ursprünglichen Platz stand. Das Feuer hat einige Wände zerstört, und die Bauarbeiter haben den Rest erledigt, aber mit Stadtrat Greers heißem Atem im Nacken haben sie natürlich kaum darauf geachtet, welches Büro sie da gerade abreißen. Er hat es irgendwie besonders eilig, sein Projekt durchzubringen. Weil sonst der Zuschuss ausläuft, wie er behauptet, aber auf ihn wartet wahrscheinlich am Tag des Abschlusses ein satter Schmiergeldscheck.«
»Die haben die Hälfte der Wände der Kammer abgerissen, ohne den Tisch zu bemerken?«
»Den haben sie schon gesehen, aber in dem Dämmerlicht und mit vom Baustaub verschmierten Schutzbrillen konnten sie nicht erkennen, was darauf lag, bis sie so nahe dran waren, dass sie den Tisch berühren konnten.«
»Das Gebäude ist immer noch abgeriegelt, nicht wahr?«, fragte Theresa.
»Im Moment ja«, antwortete Frank. »Der Chief hat schon einen Anruf von Greer bekommen. Der Stadtrat ist wirklich hinter dem Abriss her und droht schon mit seinem Stimmenentzug, wenn über die neuen Budgets verhandelt wird. Zu unserem Glück hasst der Chief den Stadtrat. Hat irgendetwas mit dem Aufkauf von Unternehmen in den späten Neunzigern zu tun.«
»Hast du ein Foto von Miller?«, fragte Theresa.
»Ich glaube, für eine Gesichtsidentifizierung ist es zu spät, Cousinchen.«
»Sehr witzig. Ich möchte nur wissen, wie er früher ausgesehen hat. War er verheiratet? Kinder?«
»Eine Frau namens Helen, von Kindern ist mir nichts bekannt. Ich weiß auch nicht, ob jemand das überprüft hat. Man hat ihn damals nicht als Mordopfer betrachtet, sondern als Deserteur.«
»Was er aber nicht war.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es einfach.«
Frank lachte leise und gab Gas. Das Auto schoss gefährlich schnell von der I-90 und quetschte sich zwischen einen Sattelzug und einen Schulbus, in noch kürzerer Zeit, als die Ford-Werbung es anpries.
Theresa unterdrückte ein Ächzen und wandte ihren Blick von dem Aufkleber mit der Aufschrift »Na, wie fahre ich?« vor ihr ab, der beinahe ihre vordere Stoßstange touchierte, um stattdessen auf den Rücksitz zu schauen. »Warum hast du den Stalker mitgenommen?«
»Ich bin kein Stalker«, erwiderte Brandon Jablonski sanft. »Was war das, was Sie über Ihren Großvater gesagt haben?«
»Ich mache ja nur Spaß.« Zumindest glaubte sie das. Bei Tageslicht betrachtet wirkte er überhaupt nicht unheimlich, sondern nur entschlossen und modisch zerzaust, das Notizbuch immer zur Hand. »Allerdings habe ich noch nie erlebt, dass mein Cousin einen Reporter zu einer Befragung mitgenommen hätte.«
Frank machte sich nicht die Mühe, seinen missbilligenden Gesichtsausdruck vor dem Rückspiegel zu verbergen. »Der Chief – der Polizeidirektor, nicht der Chef der Mordkommission – hielt das für eine gute PR -Maßnahme. Nachdem die Medien die Story von James Miller und seinem an den Torso-Mörder erinnernden Tod gebracht hatten, hat man uns mit Anrufen überschüttet, deshalb denkt er wohl, wir sollten das nutzen, um uns gut dastehen zu lassen.«
»Indem wir einen Reporter an einer laufenden Ermittlung teilhaben lassen? Klar.«
»Der Chief hat sich außerdem gedacht, da dies der kälteste Fall in der Geschichte des Cleveland Police Departments ist, wird der Mörder genauso tot sein wie sein Opfer, weshalb ein wenig Publicity bei einer Gerichtsverhandlung auch kein Problem darstellen wird.«
»Ich weiß nicht. Manche Menschen sind ganz schön zählebig.«
Bei jedem Blick in den Rückspiegel begegnete Theresa Brandon Jablonskis warmen braunen Augen,
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