Flammenbrut
Ich bin immer noch
schwanger
, verdammt nochmal! Ich muss mich jeden verdammten Morgen übergeben und … Gott!»
Sie brach ab und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Als sie wieder aufsah, beobachtete Ellis sie immer noch. Aber jetzt hatte
seine Miene etwas Seltsames, beinahe Verängstigtes.
«Die Abtreibung war eine Lüge», sagte Kate ruhig. «Ich |389| wollte dir wehtun. Man hatte mir gesagt, du seist tot, und ich sollte dich identifizieren und habe gesehen, dass es jemand
anders war. Und dann habe ich herausgefunden, dass du gar nicht Alex Turner bist und … und ich wollte dir auch wehtun!»
Sie schüttelte den Kopf und spürte, wie ihr die Tränen kamen. «Meine Güte, was hast du denn erwartet? Ich habe dich
geliebt
!»
Er sah sie an wie ein Mensch, der aus einem bösen Traum erwacht, nur um sich in dem nächsten Albtraum wiederzufinden.
«Du bist immer noch schw-schwanger?»
Kate schloss die Augen und nickte müde.
Ein beinahe unhörbares Stöhnen durchdrang die Stille. Sie öffnete die Augen. Ellis hatte sich die Arme um den Leib geschlungen
und wiegte sich sanft hin und her. Tränen rannen ihm übers Gesicht.
«O G-Gott .» Er schloss gequält die Augen. «O Gott. Alles ist schiefgegangen.»
Kate löste sich ganz allmählich von der Wand. «Lass uns einfach von hier weggehen. Das kannst du doch jetzt, oder? Es ist
nicht nötig, irgendjemandem wehzutun.»
Er sagte nichts. Wiegte sich nur hin und her und weinte lautlos.
«Du möchtest dem Baby doch nicht wehtun, oder?», drängte Kate weiter. «Nicht nach alledem?»
Ellis schüttelte den Kopf.
«Lass uns gehen. Gib mir das Messer und lass uns gehen.» Sie war sich nicht sicher, ob er sie gehört hatte. Er schüttelte
immer noch den Kopf.
«Es tut mir leid», sagte er. «Ich habe alles k-kaputt gemacht. Es tut mir leid.»
|390| Er weinte, als er auf sie zukam, und Kate hätte später nicht sagen können, ob er sich für das entschuldigte, was er bereits
getan hatte, oder für das, was er noch tun würde. Sie sah das Messer in seiner Hand und warf instinktiv die Tischlampe nach
ihm.
Die Birne explodierte mit einem lauten Knall. Kate prallte zurück, benommen von dem Lichtblitz, und wartete auf den Schnitt
des Messers. Aber er kam nicht. Und dann wurde die Dunkelheit von einer neuen und unstetigen Lichtquelle erhellt.
Das entflammte Benzin auf Ellis’ Kleidern erfüllte den Raum mit einem grauenvollen Schein. Als Kates Augen sich an daran gewöhnt
hatten, sah sie, wie er auf die Flammen einschlug, die an seinem Arm und seiner Brust zehrten. Im nächsten Augenblick hatten
sie sich wie eine Flutwelle auch auf seinen Schultern und seinem Kopf ausgebreitet.
Ein Klappern ertönte, als er das Messer zu Boden fallen ließ. Er schrie auf und schlug immer wilder auf sich ein, als sein
Haar Feuer fing. Das Licht im Raum war jetzt heller, gelblicher, und der Gestank von brennendem Haar und Benzin ließ Kate
würgen. Sie stand einen Augenblick lang einfach nur da, zu benommen, um etwas zu tun, dann stürzte sie vor und begann auf
die Flammen einzuschlagen, die von Ellis’ Kopf aufsprangen. Als sie die Hände zurückzog, waren sie in blaue Handschuhe aus
Flammen gehüllt, da das Benzin auf ihrer Haut Feuer gefangen hatte. In Panik schlug sie das Feuer an ihrem Mantel aus, spürte
den ersten brennenden Schmerz und zerrte dann eine Decke von dem nächstgelegenen Bett.
Sie versuchte, sie über Ellis zu werfen, aber der prallte zurück, stieß gegen die Wand und stürzte aus dem Zimmer. |391| Behindert durch die sperrige Decke, rannte Kate hinter ihm her. Die Flammen warfen ein irrsinniges Licht auf die Wände, während
er blind durch den Flur taumelte und mit beiden Händen auf sich einschlug. Kate wusste, was passieren würde, eine Sekunde
bevor es tatsächlich passierte. Sie schrie ihn an, aber da prallte er schon gegen das Geländer am Ende des Flurs, zu weit
von ihr entfernt, als dass sie ihn hätte festhalten können, und in einer schnellen choreographischen Drehung stürzte er hinunter.
Kate hörte den Aufprall, als er unten auf dem Boden aufschlug. Plötzlich war alles wieder dunkel. Kate stürzte die Treppe
hinunter, ohne sich die Zeit zu nehmen, nach einem Lichtschalter zu suchen, und rannte zu der im Flur liegenden Gestalt. Ellis
war auf den Kartons neben der Kellertür gelandet. Sie waren bei seinem Sturz geborsten und hatten ihr Papier über den Teppich
verteilt. Ein Teil der Flammen war bei
Weitere Kostenlose Bücher