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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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einmal um Lucys Knöchel. Die roten Abdrücke
     früherer Klebestreifen bildeten Ringe auf ihrem Fleisch.
    «Nochmal. F-fest.»
    Sie zögerte, tat es dann jedoch. Die Klebebandrolle baumelte herunter. Eine schwache Hoffnung durchzuckte Kate. «Ich habe
     nichts, um es durchzuschneiden.»
    «B-beiß es durch.»
    Die Hoffnung erlosch. Sie zerrte mit den Zähnen an dem Klebeband.
    «Jetzt die Handgelenke.»
    Sie konnte das Beben in Lucys Händen spüren, als sie sie fesselte. Es lag keine Anklage in Lucys Augen, als sie einander ansahen,
     nur Angst.
    «Kleb ihr einen Streifen über den M-Mund .»
    «Wozu soll das   –»
    «Tu es!»
    Lucy schloss die Augen und presste die Lippen zusammen, während Kate ein Stück Klebeband darüberzog. Kate richtete sich auf
     und warf die Klebebandrolle weg.
    «Bist du jetzt glücklich? Fühlst du dich jetzt sicher, ja?» Ellis starrte sie an und zeigte auf eine Ecke des Zimmers.
    «H-heb das auf.»
    Kate sah in die Richtung, in die sein Zeigefinger wies, und fühlte sich plötzlich, als ob sie einen Schlag in die Magengrube
     bekommen hätte. An der Wand standen Materialien für Jacks Arbeit, ein unordentlicher Stapel Pappkartons und Behälter. Obenauf
     lag ein Stapel Poster. Diese Dinge vor Augen, begann Kate das Geschehene endgültig zu begreifen. |378| Beinahe geistesabwesend fragte sie sich, ob Ellis bereits mit einem Plan zu ihnen gegangen war, weil er sich an all die Gespräche
     erinnerte, die er mit Jack über Desktop Publishing geführt hatte. Oder ob ihm die Idee zu den Postern erst später gekommen
     war, als Lucy und Jack gefesselt und ohnmächtig in seiner Gewalt waren und die gesamte Ausrüstung, die er benötigte, ungenutzt
     im Keller lag.
    Aber es waren nicht die Poster, auf die Ellis nun wies. Neben ihnen stand ein roter Benzinkanister.
    Jetzt begriff sie, was Jack ihr zu sagen versucht hatte. Sie sah Ellis an. «O nein.» Sie schüttelte den Kopf. «Nein, du kannst
     nicht   –»
    «H-heb ihn auf.»
    «Bitte   …» Sie geriet in Verwirrung darüber, bei welchem Namen sie ihn nennen wollte. «Bitte, überleg doch nur, was du da tust.»
    «Heb ihn hoch.»
    «Lass sie wenigstens gehen! Du hast doch jetzt mich hier, du brauchst sie nicht mehr!»
    Er kam näher. Sie schrak zurück, aber als er Jack erreichte, blieb er stehen. Er hielt ihm das Messer an den Hals.
    «Heb ihn hoch.»
    Kate ging langsam durchs Zimmer auf den Benzinkanister zu. Die Poster zogen ihren Blick auf sich. Es waren neue. Diesmal saß
     ihr lächelndes Gesicht auf einem Pressefoto von einer Frau mit einem toten Kind in den Armen. Es war eine Schwarzweißaufnahme,
     die offensichtlich aus irgendeiner Kriegszone stammte. Das Bild war unbeholfen von Flammen umringt, damit es so aussah, als
     stünden Mutter und Baby in Brand. «KATE POWELL, BRENN IN DER HÖLLE, HURE» stand in Druckbuchstaben darunter.
    Sie wandte den Blick ab. Der Benzinkanister stand vor |379| ihren Füßen. Daneben stand ein flacher Pappkarton mit den kleinen gelben Dosen Flüssiganzünder, die Jack als Reinigungsmittel
     benutzte. Ein Stück weiter entfernt lagen Spraydosen, alle mit dem Aufdruck «Entflammbar». Kate streckte die Hand aus und
     griff nach dem roten Behälter. Er war schwer. Als sie ihn anhob, hörte sie ein leises, schwappendes Geräusch aus dem Kanister.
    «Sch - schraub den Deckel ab.»
    Kate tat es. Der Deckel fühlte sich ölig an. Als sie ihn aufgeschraubt hatte, baumelte er an einem Plastikstreifen herab.
     Der ekelerregend süßliche Geruch des Benzins stieg ihr in Nase und Kehle.
    «Sch-schütte es aus.»
    «Bitte, tu das nicht.»
    Ellis griff nach Jacks Haar und zog seinen Kopf zurück, um seine Kehle für die Klinge zu entblößen.
    Langsam kippte Kate den Kanister. Benzin gluckerte aus der breiten Tülle. Es spritzte über die Kartons und Behälter mit Tinte
     und sickerte in den Teppich. Es lief über das Bild ihres Gesichtes, das ihr von den Postern entgegenlächelte, und ergoss sich
     über die kalten, stilisierten Flammen.
    «G-gieß etwas auf die Vorhänge.»
    Die schweren Gardinen vor den Balkontüren waren zugezogen. Kate bespritzte sie mit dem Benzin. Wo die Flüssigkeit in den Stoff
     eindrang, zeichneten sich dunkle Flecken ab.
    «Jetzt der Teppich», befahl Ellis ihr. Seine Stimme klang belegt, als stünde er unter Drogen. Das Stottern war beinahe verschwunden.
     «Von dahinten bis hier rüber.»
    Er trat zurück, und sie ging auf Sofa und Sessel zu, während sie noch mehr von der

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