Flammenbrut
die Erste, die mich kritisieren würde, wenn ich es nicht wäre. Na, jedenfalls die Beraterin
war zufrieden, und die nehmen das Wohlergehen des Kindes da ziemlich ernst.»
«Also, das war’s dann, wie? Du wirst es machen?»
Kate wandte den Blick von Lucys fragendem Gesicht ab und beobachtete Emily und Angus, die in der Nähe ihres Vaters spielten.
«Ich weiß nicht. Ich habe mich noch nicht entschlossen.»
«Bist du sicher?»
«Es hat keinen Sinn, irgendetwas zu entscheiden, bevor ich die Ergebnisse der Untersuchungen habe.»
Sie konnte Lucys Blick förmlich spüren. Einen Augenblick später seufzte Lucy. «Was ist das überhaupt für eine Klinik?»
Kate zog eine Farbbroschüre aus ihrer Handtasche und schob sie über den Tisch. Lucy betrachtete das Foto des inmitten von
Bäumen gelegenen Gebäudes auf dem Deckblatt.
«Die Wynguard-Klinik», las sie. «Na, das ist doch bestimmt keine öffentliche, oder?»
«Nein, es ist eine Privatklinik.» Kate sagte sich, dass sie keinen Grund hatte, plötzlich in die Defensive zu gehen. «Aber
sie arbeiten da nicht nur mit Samenspenden. Da werden alle möglichen Fruchtbarkeitsbehandlungen durchgeführt. Und sie haben
eine vollausgerüstete Entbindungsstation.»
Zwischen der ersten Klinik, die sie besucht hatte, und dieser hier, mit ihren dicken Teppichen und ihren Klimaanlagen, lagen
Welten. Während Lucy die Broschüre durchblätterte, zogen sich ihre Mundwinkel leicht nach unten.
«Und was wird dich der Spaß kosten?»
Lucy hielt die Sache offenbar schon für entschieden. Kate |96| widersprach ihr nicht. «Ein bisschen mehr als in der anderen Klinik.»
«Wie viel mehr?»
Kate spürte, wie sie rot wurde. «Es sind … ähm, fünfhundert. Pro Zyklus.»
Lucy blickte von der Broschüre auf. «Fünfhundert
Pfund
?
Jedes Mal
, wenn du es machen lässt?»
Kate nickte unbehaglich.
«Du liebe Güte!»
«So schlimm ist das gar nicht, wirklich. Weißt du, wenn man bedenkt, wie wenige Kliniken das überhaupt machen. Man bekommt
zwei Befruchtungen pro Zyklus. Und sie setzen die Behandlung zwölf Zyklen lang fort, statt nur neun zu machen, wie in der
anderen Klinik.»
«Das kann ich mir vorstellen! Schließlich zahlst du ihnen fünfhundert Mäuse pro Versuch!» Lucy starrte sie ungläubig an. «Verdammt
nochmal, das ist doch lächerlich! Ich meine, am Ende könnte es dich fünf-, nein,
sechs
tausend
kosten! Und es gibt keine Garantie, dass du überhaupt schwanger
wirst
, nicht wahr?»
«Die Chancen stehen gut. Und es könnte gleich beim ersten Mal funktionieren.»
«Oder auch nicht!» Lucy schüttelte den Kopf. «Hör mal, wenn du wirklich unbedingt ein Baby haben willst, warum suchst du dir
da nicht jemanden und …» – sie schaute in die Richtung, wo Angus und Emily in ihr Spiel vertieft waren, und senkte die Stimme – «… und schläfst mit ihm, um Himmels willen! Die Chancen, schwanger zu werden, sind genauso groß, und selbst wenn es nicht klappt,
hast du wenigstens Spaß dabei gehabt! Aber das da, das ist doch …» Sie hob sprachlos die Hände.
Die letzten Überbleibsel von Kates guter Laune lösten |97| sich in Luft auf. «Also, was soll ich deiner Meinung nach tun? Die Single-Bars abgrasen und jeden Mann, der mir gefällt, auf
einen Quickie mit nach Hause nehmen?»
«Nein, das meine ich natürlich nicht!» Lucys Mundwinkel zuckten nach oben. «Wer sagt denn, dass es schnell gehen muss?»
Kate konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Aber sie war trotzdem wütend. «Nun, aber genau darauf läuft es doch hinaus,
oder? Ich meine, erst bist du dagegen, dass ich ein Baby haben will, Punkt und aus. Und jetzt ist es auf einmal okay, wenn
ich schwanger werde, solange es mich nichts kostet, selbst wenn ich mich dafür in ein Superflittchen verwandeln muss!»
Lucy presste die Lippen aufeinander. «Es ist dein Geld, du kannst damit machen, was du willst. Aber Millionen anderer Frauen
schaffen es, schwanger zu werden, ohne sechstausend Pfund für das Privileg zu zahlen, und ich begreife nicht, warum du da
eine Ausnahme sein musst.»
Ganz in der Nähe wurde schrilles Gelächter laut. Die beiden Frauen blickten sich um und sahen Angus mit unsicherem Schritt
auf sie zulaufen. Er hielt die Hände hoch über dem Kopf, und auf seinem mit Orangeneis verkleckerten Gesicht stand ein schelmisches
Grinsen. Emily kam lachend hinter ihm hergelaufen, und als sie ihn einholte, stolperte Angus und schlug der Länge nach ins
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