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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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andere Leute die Szene beobachteten. Er wirkte
     verwirrt, als wisse er nicht recht, was er dort eigentlich machte. Dann richtete er sich zu seiner vollen |89| Größe auf und starrte seine frühere Freundin feindselig an.
    «Na warte. Warte nur.» Er nickte mehrmals und schwankte langsam auf die Tür zu. «Na warte, du elendes Miststück.»
    Paul schlug die Tür hinter sich zu, sie prallte gegen den Rahmen und schwang wieder auf. Kate sah ihm nach. Sie erwartete
     halbwegs, dass er zurückkommen würde, aber das tat er nicht. Dann spürte sie, wie der erste Schock von ihr abfiel und sie
     langsam zu zittern begann. Mit einem Kloß in der Kehle sah sie sich in den Trümmern des Büros um.
    «Es tut mir leid, Kate. Die ganze Sache ist etwas aus dem Ruder gelaufen.»
    Clive wirkte ehrlich beschämt. Und er war immer noch tropfnass. Kate bemerkte, dass seine Lippe blutete.
    «Bist du in Ordnung?», fragte sie.
    Er griff sich an den Mund und grinste schwach. «Ich denke ja. Ist lange her, dass ich mich mit jemandem geschlagen habe.»
    «Es war nicht Clives Schuld», meldete Caroline sich zu Wort. «Er hat nur versucht, ihn aufzuhalten, als der Typ nach oben
     stürmen wollte. Clive hat die Rauferei nicht angefangen.»
    Kate nickte und brachte es fertig, Clive anzulächeln. «Nein, ich weiß. Aber in Zukunft   …»
    Das Fenster hinter ihr zerbarst. Glassplitter trafen sie am Hinterkopf und an den Schultern, sodass sie hastig in Deckung
     ging. Sie sah aus den Augenwinkeln etwas an sich vorbeifliegen. Kate blickte gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie
     Clive zur Tür rannte und sie aufriss.
    «Nein, Clive!
Clive!
», schrie sie. Er blieb stehen, verharrte auf der Türschwelle. «Lass ihn gehen.»
    |90| Clive zögerte und schloss dann die Tür. Glas knirschte unter seinen Füßen. Kate blickte zum Fenster. Das Rollo hing an der
     einen Seite halb herunter. Wo sonst der Firmenname auf der Fensterscheibe war, klaffte jetzt nur noch ein gezacktes Loch.
    Hinter ihr stöhnte jemand. Kate drehte sich um und sah, dass Josefina ihren Arm umklammert hielt; das Gesicht des Mädchens
     war vor Schmerz verzerrt. Caroline, die noch erschrockener wirkte als ihre Kollegin, stützte sie.
    «Das da hat sie getroffen», sagte sie und zeigte mit dem Kopf auf einen halben Ziegelstein auf dem Fußboden. Kate ging auf
     die beiden Mädchen zu. Die Spanierin ließ langsam die Hand sinken und enthüllte eine tiefe blutige Schnittwunde an ihrem Unterarm.
     Josefina sog scharf die Luft ein und setzte sich.
    «Der Stein hat nur um Haaresbreite deinen Kopf verfehlt», sagte Clive, der grimmig in Kates Richtung schaute. Sie erinnerte
     sich daran, dass etwas an ihr vorbeigeflogen war, schob den Gedanken jedoch beiseite.
    «Hol den Erste-Hilfe-Kasten, ja?», sagte sie zu ihm. «Ich rufe die Polizei.»

[ Navigation ]
    |91| Kapitel 6
    Es war bereits spät am Nachmittag, als der Zug nach Euston zurückkam. Kate stieg aus dem Waggon und ging mit einigen anderen
     Reisenden zum Ausgang. Die Schritte der Gruppe hallten in einem komplizierten, sich vielfach überlagernden Rhythmus durch
     den Bahnhof, der an diesem heißen Samstag merkwürdig verlassen wirkte. Die Atmosphäre in der vom Sonnenlicht durchfluteten
     Halle war gedämpft, hatte etwas Traumartiges.
    Vor dem Bahnhof stieg Kate in ein Taxi. Es war ein Luxus, da die U-Bahn kaum weiter entfernt war, aber das interessierte Kate im Augenblick nicht. Sie nannte dem Fahrer die Adresse von Jack und
     Lucy, lehnte sich zurück und überließ sich dem kaum unterdrückten Jubel, der sie erfasst hatte.
    Das Taxi setzte sie direkt vor dem Grundstück ab. Einen Augenblick lang hatte sie mit dem Tor zu kämpfen, das fast genauso
     schlecht aufging wie ihres, dann schritt sie den Weg hinauf. Es dauerte nicht lange, bis Lucy, die sich noch die Hände an
     einem Handtuch abtrocknete, die Tür öffnete.
    «Na, wie war’s in Birmingham?», fragte sie, während sie einen Schritt zurück machte, um Kate einzulassen.
    «Oh   … gut.»
    |92| Lucy zog eine Augenbraue hoch. «Wenn man dein Gesicht so ansieht, war es wohl mehr als ‹gut›.» Sie schloss die Tür. «Geh gleich
     durch. Wir sind draußen. Ich bin in einer Minute bei euch.»
    Lucy ging die Treppe hoch, beugte sich aber noch einmal über das Geländer am ersten Treppenabsatz. «Und wenn’s geht, pass
     auf, was Jack mit dem Grillfleisch anstellt, ja? Er tut so, als wüsste er, was er tut, aber er hat keinen Schimmer.»
    Die verzogenen

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