Flammenbrut
Gras.
Lucy eilte zu ihm hinüber, um ihn auf den Arm zu nehmen. «Oh, jetzt hast du dir wehgetan», sagte sie, als er unsicher das
Gesicht verzog. Sie rieb den Grasflecken an seinem Knie. «So, ist das besser?»
Angus schien sich noch immer nicht ganz sicher zu sein, aber Lucy ließ ihn auf den Rasen zurückplumpsen. Emily blickte ängstlich
zu ihr auf.
|98| «Ich dachte, ich hätte euch gesagt, dass Mami und Kate sich unterhalten wollen?»
«Ja, aber Angus ist plötzlich zu euch rübergelaufen, und ich wollte nur …»
«Du wolltest ihn nur jagen. Jetzt geh zu Daddy und hilf ihm, wie ich gesagt habe. Wir brauchen nicht mehr lange.»
«Aber Mami …!»
«Kein Aber. Ab mit dir.»
Schmollend drehte Emily bei und stapfte davon. Angus rannte hinter ihr her; der Sturz war bereits vergessen. Lucy kam wieder
an den Tisch und setzte sich. Die Unterbrechung hatte dem Streit die Schärfe genommen, aber Kate wartete, bis die Kinder außer
Hörweite waren, bevor sie wieder zu sprechen begann.
«Hör mal, Lucy, ich weiß, du hältst nichts davon. Aber welche Alternative habe ich denn? Ich will keinen oberflächlichen Sex.
Ich will keine Komplikationen. Ich will bloß ein Baby. Auf diese Weise habe ich Einfluss darauf, wer der Vater ist,
und
ich genieße den juristischen und medizinischen Schutz, den eine Klinik mit sich bringt. Das kriegt man nicht bei einem One-Night-Stand,
oder?»
Lucy war immer noch nicht überzeugt. «Ich weiß, aber es erscheint mir so …
unpersönlich
.»
Kate nickte nachdrücklich. «Genau das will ich ja.»
«Und was ist, wenn das Baby älter wird? Was wirst du ihm sagen?»
Diese Frage hatte Kate sich auch gestellt. Sie versuchte eine Unbekümmertheit vorzutäuschen, die sie gar nicht empfand. «Die
Wahrheit. Es ist nichts, dessen man sich schämen müsste.» Nun, ganz so einfach würde es vielleicht nicht werden. Aber die
Klinik bot an, ihre Patientinnen bei |99| diesem Problem zu beraten. Und sie würde sich ihm stellen, wenn es auf sie zukam.
Kate beugte sich auf ihrem Stuhl nach vorn. «Na, komm schon, Lucy. Das ist das, was ich will. Freu dich doch für mich.»
«Das tue ich ja auch, aber …» Die Skepsis stand Lucy nach wie vor ins Gesicht geschrieben. Sie sah Kate noch einen Augenblick an und gab dann mit einem
Achselzucken nach. «Das tue ich. Vergiss es.» Sie grinste schief. «Aber ich dachte, du hättest noch keine Entscheidung getroffen?»
Kate lächelte, schwieg jedoch. Nach einer Weile stand Lucy auf.
«Komm. Sorgen wir lieber dafür, dass Jack nicht alles verkohlen lässt.»
Sie traten aus dem Schatten des Goldregens heraus und gingen zum Grill hinüber. Jack hatte es aufgegeben, der Kohle Luft zuzufächeln.
Mit dem Pfannenwender in der Hand betrachtete er nun zweifelnd die eingelegten Fleischstücke und Würstchen auf dem Grillrost.
Sie waren immer noch rosafarben und roh.
«Ist es noch nicht heiß genug?», fragte Lucy, als sie hinter ihm standen.
«Müsste es eigentlich. Ich habe das verdammte Ding lange genug angefacht.» Sein spärliches dunkles Haar klebte auf seiner
verschwitzten Stirn.
«Warum kippst du nicht etwas von diesem flüssigen Zeug darauf?»
Er sah Lucy verärgert an. «Das habe ich schon.»
«Na, ich an deiner Stelle würde noch ein bisschen mehr draufkippen. Sonst ist es dunkel, bevor wir essen.»
Er hielt ihr den Pfannenheber hin. «Willst du das übernehmen?»
|100| Lucy warf die Hände hoch. «Nein danke, ich koche jeden Tag. Das mit dem Grillen war deine Idee. Und lass Angus nicht zu nahe
ran, sonst verbrennt er sich noch.»
Jack seufzte und lenkte seinen Sohn von den Ziegelsteinen weg.
«Lucy hat erzählt, die Bank hätte euch eine Umschuldung gewährt», sagte Kate in der Hoffnung, einen Familienzank umschiffen
zu können. «Meine Glückwünsche.»
Er lächelte. «Ja. Ich habe da ganz schön geschwitzt. Zehn Riesen in den Bach gesetzt, nachdem gerade erst drei für neue Hardware
draufgegangen waren. Die Sache sah ziemlich böse aus.» Mit plötzlicher Verlegenheit hielt er inne. «Übrigens, danke für dein
Angebot, uns zu helfen. Lucy hat mir davon berichtet.»
«Ich bin froh, dass es nicht so weit gekommen ist.»
«Was wahrscheinlich nur gut ist», warf Lucy ein. «Kate braucht jetzt wohl selbst bald eine Umschuldung, Jack.»
Er sah Kate überrascht an. «Ich dachte, der Agentur ginge es gut?»
«Ich meine nicht die Agentur», setzte Lucy nach und sah ihn vielsagend an.
«Nein? Ach
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