Flammenbucht
Weltenwanderers? Er hatte beschlossen, Durta Slargins Wirken zu erforschen. Nhordukael wollte alles über ihn erfahren, wollte prüfen, ob Mondschlunds Erzählung der Wahrheit entsprach. So hatte er in der Sphäre nach den Spuren gesucht, die Durta Slargin während der Bezwingung der Quellen hinterlassen hatte.
Sternengängers Spur führte durch Welten, die vor langer Zeit durch den Raub der Magie zerstört worden waren: die verborgenen Meere der Wellenkinder, deren Gewässer zu ätzender Schlacke geworden waren; die Wälder der Raunenden, deren Bäume entlaubt waren, als ob eine Feuersbrunst in ihnen gewütet hätte. Nhordukael erblickte die verlassenen Höhen der Windgänger, in denen einst sanfte Luftströme die Wolken umworben hatten; nun durchwehte ein Pesthauch den düsteren Himmel und machte das Atmen zur Qual. Schließlich führten ihn Durta Slargins Fußstapfen in die Welt der Lichttänzer, wo einst vielfarbige Funken die ewige Nacht erhellt hatten; nichts war geblieben als formlose Schwärze, in der selbst Sternengängers Flammenspuren verblaßten. Kein Leben war in all diesen Welten zu finden; sie waren freudlose Stätten, Mahnmale des Niedergangs der Sphäre.
Mondschlund begleitete Nhordukael auf seiner Wanderung. Sein Gesang erwartete ihn an allen Orten, kündete von der Vernichtung, die Sternengänger in die Sphäre getragen hatte. Traurige Melodien drangen an Nhordukaels Ohr, und vor seinem inneren Auge erstanden die Welten für einen kurzen Moment wieder auf: wild und geheimnisvoll und von unvergleichlicher Schönheit. Mondschlund sang von den Wesen, die einst an diesen Orten gehaust hatten; so fremd sie Nhordukael auch erschienen, so schrecklich war doch das Wissen, daß sie im Lauf der Jahrhunderte verendet waren, während die Menschen ihre Lebenskraft aufgezehrt hatten.
»Hat er es gewußt?« fragte Nhordukael, als er seine Sinne aus den Abgründen der Sphäre zurückzog. »Hat Durta Slargin gewußt, daß er diese Wesen dem Tod überließ?«
Wehmut trübte Mondschlunds Gesang. »Er wollte es nicht wissen. Sternengänger hielt sich für den Beherrscher der Sphäre; nachdem er den Schwarzen Schlüssel gefunden hatte, glaubte er, die Sphäre nach seinem Willen formen zu können. Seit er die Folgen seines Tuns erkannt hat, will er sie eigenhändig rückgängig machen. Bis heute hält er an diesem Wahn fest. Er will die Sphäre ein zweites Mal nach seinen Vorstellungen gestalten, ohne daß er sich der Gefahren bewußt wäre. Für die Menschheit wird dies den Untergang bedeuten; und die Nebelkinder werden eines Tages begreifen, daß Sternengänger ihnen nicht zurückgeben kann, was er ihnen raubte.«
Nhordukael blickte auf die Flammenspur, die sich vor seinen Augen durch die Sphäre zog. »So viel Leid hat er geschaffen… welch hohen Preis mußten Menschen und Sphärenwesen für Sternengängers Größenwahn zahlen!« Er griff nach der Macht der Quelle, mit der er verbunden war. Der Brennende Berg sandte ihm seine Glut, und ein vernichtendes Feuer erhellte die Sphäre, wusch die Fußstapfen Durta Slargins mit dunkelroten Flammen fort. »Doch was ist mit dem zweiten Auserkorenen? Nirgendwo ließ sich ein Zeichen finden, das mich ihm näher brachte!«
»Ich kann dir nicht helfen«, seufzte Mondschlund. »Nur du bist in der Lage, ihn aufzuspüren. Seine Gestalt ist verhüllt; doch ich spüre, wie seine Macht wächst.« Nhordukael dachte nach. »Wenn Sternengänger ihn auf seine Seite gezogen hat, wird er den Goldei in ihren Schlachten beistehen, um die letzten Quellen zu befreien.«
»Das ist ein kluger Gedanke«, lobte Mondschlund. »Doch wie können wir wissen, wann er aus der Sphäre heraustritt?«
Ich muß mich auf die Fähigkeiten besinnen, die mir das Auge der Glut verliehen hat. Das Feuer …es wird mir den Weg zeigen. Es wird wissen, wo der Auserkorene sich befindet.
Nhordukael ließ das Feuer rings um sich ersterben. Wieder sank die Sphäre in Finsternis. Dann aber flackerten unzählige Flammen auf; rote, gelbe, dunkelblaue, manche in unmittelbarer Nähe, andere in weiter Ferne, manche unscheinbar, andere gleißend hell.
»Überall auf Gharax wirkt die Macht des Feuers«, sagte Nhordukael. »An vielen Orten spendet es den Einsamen Wärme und Licht; dann wieder wird es zum brüllenden Untier, das ganze Städte verschlingt. Das Auge der Glut nährt all diese Flammen mit seiner Kraft.«
Er richtete seine Aufmerksamkeit auf ein Feuer, dessen Flackern ihm seltsam erschien. Funken stoben von
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