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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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nichts mehr am Durchdringen der Sphäre hinderte, beschloß Laghanos, in die Welt der Goldei zurückzukehren. Die Maske hatte ihn zweimal an diesen Ort geführt; auch dieses Mal eröffnete sie ihm den Weg. Wieder schälte sich sein Körper aus dem Nichts; wieder strich glühender Wind über seine Haut, erstreckte sich über ihm rubinrote Himmelsglut, spürte er unter seinen Füßen jenen zähen Schlamm und roch den Hauch der Verwesung. Doch dieses Mal konnten ihm die Schrecken nichts anhaben. Sein Körper war Hülle für etwas Größeres, Älteres, und das Gefüge schützte ihn vor allen Gefahren. Seine Sinne aber weiteten sich; wie die Drähte des Gefüges woben sie ein Netz durch den fremden Raum und lauschten den Schwingungen der vergehenden Welt. Nun erst erkannte Laghanos die wahre Natur der Magie: die Sphäre ein hauchdünner Schleier, der die Welt der Goldei von der Welt der Menschen trennte; ihre magischen Ströme genährt von der Kraft, die diesen Ort einst am Leben gehalten hatte. Noch lag eine Ahnung vergangener Schönheit in der Luft; Laghanos glaubte den kühlen Nebel zu schmecken, der durch die endlosen Weiten gekrochen war, das kristallklare Wasser zu spüren, das vor langer Zeit den Grund dieser Welt bedeckt hatte… all dies vernichtet durch die Gier der Zauberer! Der Rotgeschuppte hatte die Wahrheit gesprochen: nicht Mordlust hatte die Goldei nach Gharax geführt. Die Zerstörung ihrer Welt hatte sie gezwungen, den Krieg gegen die Menschen zu eröffnen.
    Der warnende Ruf des Gefüges erklang. Laghanos zog seine Sinne aus der Ferne zurück, besann sich auf seinen Körper. Er spürte das Wirken einer unsichtbaren Kraft; Drafurs Hauch, der ihn durch die Welt der Goldei trug. Laghanos ließ sich zu einem zerklüfteten Felsen treiben, der sich aus dem pechschwarzen Schlamm erhob. Seine Füße fanden sicheren Halt auf dem Gestein. Er blickte an sich herab; sein Körper war umwirkt von fließendem Silber, ein funkelnder Panzer, den das Gefüge ihm verliehen hatte. Der Anblick war atemberaubend; voller Stolz streckte Laghanos seine Glieder aus.
    »Wußte, daß du eines Tages zurückkehren würdest«, hörte er es raunen. »Habe dich erwartet, lange schon.« Dicht vor ihm formte sich eine Gestalt aus dem Nichts, ein menschenähnlicher Körper aus Nebel, weiß und durchscheinend. Allein die Augen waren lichtlose Flecken.
    »Aquazzan!« sagte Laghanos leise. Er hatte die Nähe des Rotgeschuppten längst gespürt; nun, da ihm der Goldei in seiner natürlichen Gestalt erschien, schwand all seine Furcht.
    Das Nebelwesen schwebte auf ihn zu. »Die Maske hat dich zu uns geführt. Hast Drafurs Geschenk angenommen. Ein langer Pfad, den du zurücklegen mußtest, voller Schmerzen und Trauer. Bist nun an seinem Ende angelangt.«
    »Ich wollte ihn nicht gehen, doch er war mir vorherbestimmt. Ich mußte die Rolle übernehmen, die mir vom Heiligen Spektakel zugewiesen wurde.« Laghanos hob die Hände, betrachtete seine silbern glänzende Haut. »Ich werde mich nicht mehr gegen mein Schicksal auflehnen. Als ich an der Universität von Larambroge lebte, schöpfte ich selbst aus den Quellen der Magie. So wurde ich mitschuldig an dem Raub, den die Menschheit an euch beging. Nun will ich euch bei eurer Rache helfen.«
    »Wir suchen keine Rache«, antwortete der Goldei. »Wollen nur leben. Verloren ist unsere Welt, und eure steht unter dem Bann der Feuerschänderin. Ihn wollen wir brechen. Wir kamen nach Gharax, um die Quellen zu befreien. Wenn dies geschehen ist, können wir unsere wahre Gestalt annehmen; dann wird Frieden zwischen unseren Völkern herrschen.«
    »Aber die Welt wird eine andere sein. Wenn die Sphäre sich wandelt, werden die Menschen nur mit Mühen überleben können.«
    »Sie müssen sich fügen«, erwiderte Aquazzan, »und ihre Welt mit uns teilen. Die Magie soll nicht länger ihr Begleiter sein.«
    Laghanos nickte. »Es ist nur gerecht. Ich habe kein Mitleid mit den Menschen. Mich verbindet nichts mehr mit ihnen. Die Maske hat mich verändert.«
    »Drafur war es, der dich erschuf.« Der Goldei strich behutsam über Laghanos' Arm, und kühler Nebel umspielte die silberne Haut. »Er kam zu uns, als der Raub begann und die Menschen die Quellen fesselten. Vor ihm war lange kein Wesen aus der Sphäre mehr zu uns gekommen; die Feuerschänderin hatte die Tore verschlossen. Drafur aber überwand ihren Bann. Wurde unser Freund, unser Befreier. Öffnete uns die Augen und machte uns Mut. Versprach uns, den Raub der

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