Flammenbucht
schreckensgezeichneten Gesichtern fest. Gruben ihre Sporne in zuckendes Fleisch. Rissen sich durch Haut und durch Sehnen, erstickten die Todesschreie des sterbenden Heeres. Blut tränkte den durstigen Wüstensand; und die geisterhafte Gestalt wandelte über das Schlachtfeld und betrachtete zufrieden das Werk ihrer unsichtbaren Kämpfer.
Als er das silberne Wesen in den Flammen erblickt hatte, war Nhordukael zunächst stumm geblieben. Er hatte den zweiten Auserkorenen sofort erkannt! Seine vollendete Gestalt vereinte die heiligen Metalle Gold und Silber; sie schufen ein Wesen, wie es nur die Sphäre hervorbringen konnte. Nhordukael verharrte in andächtigem Staunen; er sah das Unbegreifliche, und seine eigene Macht erschien ihm bedeutungslos.
Doch als das Morden begann, als sich die silbernen Klauen aus der Sphäre lösten und mit sinnloser Grausamkeit die arphatischen Mönche in Stücke rissen, erwachte er aus seiner Erstarrung; flehte den Auserkorenen an, innezuhalten, das blutige Schlachten zu beenden. Sinnlos… seine Stimme drang nicht durch den Schleier der Sphäre. Als Nhordukael schließlich versuchte, selbst durch die Flamme zu schreiten, sich dem fremden Wesen entgegenzustellen, gelang es ihm nicht, seinen Körper aus der Sphäre zu lösen. Etwas hielt ihn fest, hielt ihn zurück…
»Du kannst nichts tun«, sang Mondschlund voller Trauer. »Der Auserkorene ist Sternengängers Tücken erlegen. Er kämpft nun auf Seiten der Goldei und hat jegliche Menschlichkeit eingebüßt!«
»Er wird sie alle umbringen!« Nhordukael starrte verzweifelt in die Flammen. »Wie kann ich ihn aufhalten? Wie kann ich zu ihm gelangen?«
»Den Weg durch die Sphäre konnte ich dir weisen; doch wie du aus ihr hervortrittst, mußt du selbst herausfinden. Ich habe meinen Körper vor langer Zeit aufgegeben; du aber hast deinen dem Auge der Glut anvertraut, und die Glut wird ihn wieder in die Welt zurückbringen. Es ist einfacher, als du denkst! Sternengänger beherrschte dieses Kunststück meisterhaft; allerdings benutzte er dazu den Schwarzen Schlüssel.«
»Nun, ich werde auch ohne diesen Schlüssel auskommen«, erwiderte Nhordukael trotzig. Er nahm seine ganze Kraft zusammen und rief das Auge der Glut um Hilfe an; versuchte, seinen Körper in fließendes Feuer zu verwandeln, um auf diese Weise aus der Sphäre hervortreten zu können. Doch zu spät, zu spät! Die Verbindung zum Schlachtfeld riß ab; die Flamme vor seinen Augen erlosch. Allein die Schreie der sterbenden Mönche drangen noch an sein Ohr.
»Dies also ist die Macht, die Durta Slargin dem zweiten Auserkorenen verliehen hat. Ich ahnte nicht, wie groß seine Kräfte sind. Und er führt ein Heer an…« Nhordukael versagte beinahe die Stimme. »Doch warum diese sinnlose Grausamkeit?«
»Er mordet wie die Nebelkinder«, sang Mondschlund. »Nicht Haß treibt ihn an, doch ebensowenig empfindet er für die Menschen noch Liebe und Achtung. Auch jene, die schuldlos am Verbrechen der Zauberer sind, werden seiner Rache nicht entkommen.«
»Ich muß ihn aufhalten!« Nhordukael betrachtete seine Hände, die in der Sphäre aufleuchteten; seine Haut wie aus Feuer, die Adern von Glut erfüllt. »Die Quelle wird mich zu ihm tragen!«
»Du darfst nicht aufgeben«, beschwor ihn Mondschlund. »Es war deine erste Begegnung mit Sternengängers Geschöpf. Bald wird der Auserkorene zurückkehren und den Goldei neue Wege ebnen. Dann mußt du dich ihm entgegenstellen, um weitere Bluttaten zu verhindern.«
Nhordukael zwang sich zur Ruhe. »Du hast recht - es war nicht die letzte Begegnung. Beim nächsten Mal werde ich ihn aufhalten!«
Und vielleicht kann ich ihn doch von Durta Slargins Bann erlösen.
Es war wie ein Rausch… Laghanos trieb dahin im Strom der Magie, wurde umhergewirbelt wie Laub im Herbststurm. Drafurs Hauch riß ihn mit sich, doch die Beschlagenen hielten ihn fest, trugen ihn sicher durch die Sphäre. Noch waren ihre Klauen benetzt vom Blut der Arphater; es glitzerte wie roter Tau auf den silbernen Spornen.
Welche Macht hatte ihm das Gefüge verliehen, welche Möglichkeiten eröffnet… oh, Laghanos wollte taumeln, wollte sogleich umkehren und erneut in die Schlacht ziehen! Die Sphäre schreckte ihn nicht mehr; nichts hielt ihn jetzt noch zurück. Er besaß Drafurs Macht und wollte ganz in ihr aufgehen.
»Hast dich als würdig erwiesen, Drafurs Mantel zu tragen!« Aquazzans Stimme hallte durch den lichtlosen Raum der Sphäre. »Bist einer von uns… wirst für uns
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