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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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offenem Feld: überall in Sithar tobte der Kampf, der in Nhordukaels Namen geführt wurde; ein Sturm, der längst jeden Winkel des Kaiserreiches erfaßt hatte.
    Dunkler Rauch stieg vom Brennenden Berg auf. Funken glimmten darin, wirbelten umher und verloschen in den trägen Schwaden, die sich zum Himmel erhoben.
    Nhordukaels Finger schmerzten. Das scharfkantige Geröll, zwischen dem er emporgeklettert war, hatte ihm die Handflächen aufgerissen. Je höher er stieg, desto wärmer wurde das Gestein, und die Felsen wiesen seltsame Verformungen auf. Wie oft mochte der Brennende Berg sie geschmolzen, wie oft der kühle Ostwind sie gehärtet haben?
    Nhordukael hielt inne und blickte zur Spitze des Vulkans empor. Er hatte sich dem Kraterrand bis auf zehn Schritt genähert. Die Steine rings um ihn schwärzten seine Priesterkutte. Die heiße Luft war von Schwefelgestank erfüllt. Ascheflocken lösten sich aus der aufsteigenden Rauchsäule und taumelten wie benommene Schmetterlinge zu Boden.
    Nhordukael war ein zwanzigjähriger Mann mit hellblondem Haar, das er schulterlang trug. Er war von schmächtiger Gestalt; seine Schultern schmal, der Rücken ein wenig gekrümmt. Sein längliches Gesicht war von Narben gezeichnet - Spuren einer harten und entbehrungsvollen Kindheit, die er als Waise in der Obhut der Tathril-Kirche verbracht hatte, als Leibnovize des einstigen Hohenpriesters Magro Fargh. Aus seinen eisgrauen Augen sprach eine Furchtlosigkeit, die sich auch auf den Rest seiner kantigen Gesichtszüge übertrug, eine Furchtlosigkeit gegenüber der Welt, die ihm viele Jahre nur ein Ort der Unterdrückung gewesen war. Langsam drehte sich der junge Priester um. Unter ihm lösten sich Steinchen und rollten den Hang abwärts, bis sie vor den Füßen der Menschen zu liegen kamen, die sich am Brennenden Berg versammelt hatten. Zweitausend Männer und Frauen; die meisten trugen weiße Stirnbänder. Es waren die Weißstirne, Nhordukaels treuste Anhänger, die ihn seit dem Wunder von Thax als Auserkorenen Tathrils verehrten. In den Händen hielten sie einfache Messer und Dolche. Doch auch schwergerüstete Krieger waren in der Menge auszumachen: Tempelritter aus Thax, Schwertkämpfer des kaiserlichen Heeres, Lanzenträger aus Palgura und Varona. Sie alle hatten die Waffen gezückt und blickten zu Nhordukael auf, manche in Ehrfurcht, andere eher abwartend oder sogar mißtrauisch.
    Vor allem den letzteren, den Zweiflern, galt das Ritual, das Nhordukael an diesem Nachmittag vollziehen wollte. Er wußte, daß längst nicht alle, die sich dort unten versammelt hatten, die Verzückung der Weißstirne teilten. Viele Krieger waren nur dem Ruf ihrer Lehnsherren gefolgt, den Baronen von Blanvart und Travid, die sich aufgrund eigennütziger Erwägungen auf seine Seite geschlagen hatten. Andere waren bloße Mitläufer, hofften auf Ruhm und Ehre oder auf eine Möglichkeit, mit Plünderungen ihren Reichtum mehren zu können. Wieder andere mochten aus Neugier zum Brennenden Berg gekommen sein, um den Auserkorenen zu erblicken, der das Land vor den Goldei bewahren sollte. Denn war dieser junge Priester nicht am Tag der Ernte mit glühender Bronze Übergossen worden, ohne von der Glut versengt worden zu sein? Hatte dieser Priester nicht ein Untier zu Fall gebracht, vermutlich eines jener echsenhaften Wesen, die Gyr und Candacar verwüstet hatten? Das Wunder am Tag der Ernte hatte Nhordukael über Nacht zur Hoffnung des verängstigten Volkes werden lassen. Nachdem er von der Priesterschaft des Brennenden Berges zum neuen Hohenpriester ernannt worden war, hatten sich überall in Sithar die Menschen zu ihm bekannt. Dennoch wußte Nhordukael, daß seine Anhängerschaft nicht ewig wachsen würde. Seit der Klippenorden die Weißstirne aus Thax vertrieben hatte, waren erste Zweifel an der Macht des ›Auserkorenen‹ laut geworden. Schon verblaßte die Erinnerung an das Wunder von Thax; schon gierte die Herde nach einem neuen Zeichen, einem endgültigen Beweis für Tathrils Wohlwollen. Und Nhordukael war bereit, diesen Beweis zu erbringen.
    Zur Vorbereitung des Rituals hatte er mehrere Tage in den Hallen unter dem Vulkan verbracht. Dort, in der Nähe der Heiligen Schicht, hatte er sich Stunden um Stunden dem Wirken der Sphäre hingegeben. Die Quelle hatte ihm beigestanden; bereitwillig hatte sie ihm ihre Macht geschenkt. Dies war außergewöhnlich, denn die Quelle von Arnos galt als besonders heimtückisch. Viele Priester hatten ihr Leben gelassen, weil es

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