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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Glauben ansieht und daß jene, die sich diesem Frevel hingeben, ihre Seele verwirkt haben.«
    Zustimmende Rufe erschallten aus den Reihen seiner Begleiter. Es waren wohl zwanzig Männer, die sich auf dem Berg von Carmand eingefunden hatten. Sie waren um die vierzig Jahre alt, trugen ungepflegte Barte und ebenso ungepflegte Büßerkutten, die um ihre Leiber schlotterten. In den Händen hielten sie Hacken, die sie sich auf einem nahe gelegenen Landgut ausgeborgt hatten. Ihre Augen hingen an den Lippen des Vorredners. »All das wißt ihr, meine Brüder; und ebenso wißt ihr, daß die Kirche des Tathril es stillschweigend duldet, wie sich dieses gottlose Schauspiel Jahr für Jahr wiederholt. Doch damit ist es nun vorbei! Das Zeitalter der Wandlung hat begonnen! Endlich hütet ein wahrer Hohepriester die Quelle des Brennenden Berges.« »Nhordukael«, brüllten die Bärtigen und schwenkten ihre Hacken. »Der Auserkorene!«
    »Ja, meine Brüder«, fuhr der Greis fort, »das Zeitalter der Wandlung hat begonnen. Die Welt erzittert unter dem Ansturm der Goldei, die nichts anderes sind als Tathrils Richter. Auch nach Thax werden sie kommen! Sie werden die Frevler stürzen und die Tempel und Paläste bis auf den letzten Stein schleifen. Wir aber, die wahren Gläubigen, die dem Auserkorenen folgen, haben nichts zu befürchten. Nhordukael wird uns vor ihrem Zorn beschützen!«
    »Nhordukael«, schrien die bärtigen Männer. »Der Auserkorene wird uns beschützen!«
    Anklagend wies der Greis auf den schwarzen Stein. »Geboren in Vara, ermordet in Persys, begraben im Berg von Carmand«, zitierte er die Inschrift. »Wessen Zeit gekommen ist, der soll von uns gehen, und wer begraben ist, soll ruhen! Zerschmettert den Götzenstein!«
    Er setzte einen Schritt zurück. Zufrieden beobachtete er, wie seine Gefährten vorausstürzten. Eiserne Hacken hoben sich in die Luft, gingen nieder, trafen klirrend auf die schwarze Oberfläche des Mahnmals, wieder und wieder, und der Greis wandte sich ab, um das Gesicht vor den umherfliegenden Steinsplittern zu schützen Sein Blick wanderte zu der gepflasterten Straße hinab, die sich zwischen den umliegenden Hügeln hindurchschlängelte und dabei auch am Berg von Carmand vorbeiführte. Es war der Weg der Pracht. Er stammte aus der Zeit der arphatischen Besetzung; auf ihm waren Arphats Kriegsherren in den Süden geritten, um die Völker von Thax, Varona und Thoka unter die Knute des Sonnenthrons zu zwingen. Nicht ohne Grund war der Weg auch unter einem zweiten Namen bekannt: Im Süden nannte man ihn die Straße des Geronnenen Blutes, da an jedem Pflasterstein das Blut eines sitharischen Sklaven klebte.
    Heute, dreihundertfünfzig Jahre nach Ende der Knechtherrschaft, ritt erneut ein Heer auf der Straße des Geronnenen Blutes. Diesmal kam es nicht von Norden, sondern von Süden, und die Reiter trugen nicht die farbenfrohen Gewänder der Arphater, sondern schwere eiserne Helme. Kriegskeulen baumelten an den Schurzen ihrer Rüstungen, und der vorderste Reiter trug ein Banner, das im Wind flatterte: ein weißer, gischtumspülter Felsen auf schwarzem Grund.
    Entsetzt fuhr der Greis zu seinen Gefährten herum. »Die Ritter der Klippen!« Seine Stimme bebte. »Tathril sei uns gnädig!«
    Erschrocken ließen die Männer ihre Hacken sinken und starrten auf den nahenden Troß. Als sie das Banner erkannten, brach Panik unter ihnen aus. Einige versuchten zu fliehen, warfen die Waffen fort und stürmten den Hang hinab in der Hoffnung, den Reitern entkommen zu können. Andere hoben die Hacken wieder empor, stellten sich den Angreifern entgegen, die nun ihre Pferde den Hügel hinauftrieben.
    »Habt keine Angst, meine Brüder«, hörten sie die Stimme des Greises. Er hatte sich neben den Stein von Carmand gekauert. Seine Hände lagen auf der zersplitterten Oberfläche. »Der Auserkorene wird uns vor ihren Schwertern beschützen! Sie können nicht siegen! SIE KÖNNEN NICHT SIEGEN!«
    Er sollte sich irren. Als die Reiter die Spitze des Hügels erreichten, als die nietenbewehrten Kriegskeulen auf die ungeschützten Köpfe der Männer niedergingen, als Pferdehufe die Fliehenden zu Fall brachten und ihnen die Glieder zermalmten, blieb göttlicher Beistand aus. Denn der Auserkorene, dessen Hilfe sie erfleht hatten, weilte fern von Carmand, während auch an diesem Tag wieder Hunderte für ihn in den Tod gingen - in Thax und in Thoka, auf Vodtiva und auf Aroc. In den Städten und Dörfern, auf entlegenen Pfaden und auf

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