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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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und jedem bedroht.« Aelarian hielt inne und lauschte dem Geräusch der Regentropfen, die gegen das Fenster schlugen. »Rumos wurde immer seltsamer. Seine Laune änderte sich von Tag zu Tag; mal gebärdete er sich als Zauberer von grenzenloser Macht, einem Durta Slargin ebenbürtig, und befremdete uns mit seiner Arroganz und Gefühlskälte. Dann wieder wirkte er vollkommen verzweifelt, bat in weinerlichem Tonfall um Verzeihung für seinen Größenwahn und gefiel sich in Selbstmitleid. Er begann damit, eine Reihe merkwürdiger Rituale im Haus Moorbruch abzuhalten, behauptete, mit Wesen jenseits der Sphäre in Verbindung zu stehen und einen Weg gefunden zu haben, den Tod zu besiegen. Wir beschlossen, ihn zur Rede zu stellen; ich erinnere mich genau an diesen Tag; es war im Herbst, und feiner Nebel lag über dem Moor. Rumos war unserer Versammlung zum wiederholten Mal ferngeblieben, doch wir fanden ihn auf dem Dachboden des Hauses; er krümmte sich in einem magischen Kreis, den er mit dunklem Ruß auf die Holzdielen gemalt hatte, Schaum stand auf seinen Lippen, und er sprach zu sich selbst in einer atemlosen Stimme. Wir schleiften ihn in den alten Schankraum hinab und befahlen ihm, Haus Moorbruch für immer zu verlassen. Als Rumos dies hörte, ging er wie ein tollwütiger Hund auf uns los, bespie und beschimpfte uns, nannte uns Kleingeister und Feiglinge, die sich weigerten, das Netz der Lügen zu durchschauen, das unsere Welt umspinne. Wir mußten ihn mit Gewalt aus dem Haus werfen. Er verschwand in den Sümpfen, doch wir hörten sein irres Kreischen noch stundenlang aus dem Nebel schallen.« Aelarian lehnte sich zurück. »Als wir am nächsten Morgen zusammentrafen, um über den Vorfall zu beraten, fanden wir Haus Moorbruch in Flammen vor. Es brannte bis auf die Grundmauern nieder. Drei Tage lang schwelte der alte Gasthof und tränkte den Nebel über dem Moor mit Rauch.« Aelarians Stimme zitterte. »Dies war das Ende unseres Zirkels. Die Gemeinschaft zerstreute sich; viele Mitglieder wandten sich von der Zauberei ab, entsetzt über die Ereignisse jener Tage. Sie glaubten, daß Rumos die Schänke in Brand gesteckt und in den Trümmern den Tod gefunden habe.«
    »Ein folgenschwerer Irrtum«, fügte Cornbrunn hinzu. »Der gute Rumos ist, wie wir uns überzeugen konnten, quicklebendig.«
    Aelarian nickte zustimmend. »Auf jeden Fall blieb er lange Zeit verschollen. Ich hatte ihn schon fast vergessen, und da mein Leben unerwartete Bahnen eingeschlagen hatte…«
    »Ein zahmer Ausdruck für die Possen, die Ihr in Troublinien getrieben habt«, unterbrach ihn Cornbrunn grinsend.
    Aelarian ließ sich nicht beirren. ».. .da mein Leben unerwartete Bahnen eingeschlagen hatte, erfuhr ich erst Jahre später, daß Rumos Carputon noch unter den Lebenden weilte. Er hatte sich für einige Zeit nach Morthyl abgesetzt und dort die verbotenen Schriften des Bathos studiert. Eines Tages tauchte er wieder in Troublinien auf und kehrte in den Schoß der Tathril-Kirche zurück. Seinen Namen hatte er geändert, er nannte sich jetzt Rumos Rokariac. Er wurde zunächst Tempelvorsteher in Torquiat, dann Kurator von Taruba. Kurz darauf wurde er in den Gildenrat gewählt, dem auch ich inzwischen angehörte. Hier sah ich ihn zum ersten Mal wieder. Er hatte sich auf unheimliche Weise verändert. Trotz seines Alters strotzte er nur so vor Kraft, und seine einstige Wankelmütigkeit war einer gespenstischen Entschlußkraft gewichen. Sein Auftreten im Rat war eindrucksvoll; er verstand es, den Einfluß der Kirche zu mehren und die Gildenräte auf seine Seite zu ziehen. Wer sich ihm entgegenstellte, wurde gnadenlos aus dem Weg geräumt; mit Lügen, mit Drohungen, mit unverhohlener Gewalt. Priester, die gegen Rumos das Wort erhoben, verschwanden über Nacht oder fielen seltsamen Unfällen zum Opfer, und die Gesandten der sitharischen Tathril-Kirche, deren Forderungen ihm lästig erschienen, wurden auf seinen Befehl des Landes verwiesen.«
    »Und dann kam es zum Siebten Gildenkongreß«, sagte Cornbrunn, »auf dem Rumos den Rat anstiftete, aus dem Südbund auszutreten und jene Piratenflotte aufzubauen, die den Sitharern seitdem zu schaffen macht.« Der Großmerkant nickte. »Ich war einer der wenigen, die gegen diesen Irrsinn Einspruch erhoben. Als ich im Rat eine flammende Rede gegen Rumos' Pläne hielt, trafen sich unsere Blicke, und Rumos erkannte seinen einstigen Gefährten aus dem Haus Moorbruch wieder - jenen unscheinbaren Jüngling, der inzwischen zu

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