Flammende Sehnsucht
lieben ...«
»Vielleicht solltest du deine Ansprüche ein bisschen herunterschrauben.«
»Das hast du schon einmal gesagt, Leo, du brauchst dich nicht zu wiederholen. Ich habe nicht den Wunsch ...«, sagte sie und hielt plötzlich inne und musterte aufmerksam ihren Bruder. »Du hast meine Frage nicht beantwortet. Warum sorgst du dich eigentlich so um meine Heiratsaussichten?«
»Ich hab dir gesagt, ich ...«
»Leo?«
Er runzelte die Stirn. »Verflixt noch mal, Cass, es ist wegen diesem, diesem Hobby, mit dem du dir die Zeit vertreibst. Du solltest verheiratet sein. Kinder kriegen und so weiter. Und nicht, na ja, beschäftigt oder angestellt sein.«
»Verstehe. Ich hätte es mir ja denken können.« Sie verkniff sich ein Lächeln. »Zunächst einmal, lieber Bruder, bin ich nicht beschäftigt. Ich beschäftige selbst Leute. Was mir ein Gefühl der Unabhängigkeit und Kompetenz verleiht und was ich ziemlich genieße. Und zweitens handelt es sich um keinen Zeitvertreib, sondern um ein Geschäftsunternehmen.«
»Ein Unternehmen.« Leo stöhnte. »Das ist ja noch schlimmer.«
»Eigentlich ist es ziemlich großartig.« Cassie neigte sich ihm selbstbewusst entgegen. »Und ich verdiene ganz schön Geld damit.«
Leos Braue zuckte überrascht nach oben. »Mit dem Renovieren von Häusern? Ist ja kaum zu glauben.«
»Glaub es mir. Ich habe eine sehr exklusive und sehr vermögende Klientel, die mich engagiert, damit ich Farbe, Tapeten, Vorhänge und was immer sonst sie für ihre feudalen Häuser für angemessen halten, aussuche.«
»Und dafür bezahlen sie dich?« Er sah sie an, als könne er nicht fassen, dass irgendjemand für so etwas gutes Geld hinblätterte. Es war ein so ungeheuer männlicher Blick, dass sie fast laut herausgelacht hätte.
»Tun sie. Meine Honorare sind zwar exorbitant, aber ich bin sie wert. Ich habe einen hervorragenden Geschmack und eine natürliche Begabung für Dekoration und Entwurf.« Cassie hatte besagtes Talent im vorausgegangenen Jahr entdeckt, als sie Delia bei der Renovierung des Hauses zur Hand ging, das diese von ihrem ersten Mann geerbt hatte, und sie hatte ihr Talent weiter bei den Renovierungsarbeiten an dem Haus vervollkommnet, das Delia nun mit St. Stephens bewohnte. »Die meisten meiner Kunden waren bisher Frauen, und offen gesagt ist einer der Gründe, weshalb sie auf meine Dienste so erpicht sind, die Tatsache, dass ich eine Effington bin. Sie sind ganz verrückt danach, sich von einer Effington beraten zu lassen, und bereit, für dieses Privileg unglaubliche Summen auszugeben. Eigentlich«, sie warf ihm ein zufriedenes Lächeln zu, »engagieren sie mich nicht, sondern ich suche sie mir aus.«
»Trotzdem bist du, tja, Geschäftsfrau.«
»Nun sei doch nicht so spießig. Vielleicht sind meine Dienste ja überteuert, aber es ist nichts Ehrenrühriges an meiner Arbeit. Es gibt ja wohl noch sehr viel schlimmere Dinge, mit denen ich mir die Zeit vertreiben könnte.«
»Sticken beispielsweise«, murmelte er.
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
Er funkelte wütend zurück. »Wie auch immer, Cassandra, vergiss nicht, dass du eine Effington bist...«
»Und du tätest gut daran, dich zu erinnern, dass wir nur ein paar Generationen von Halsabschneidern und Piraten entfernt sind, die ihre Vermögen auf viel zweifelhaftere Art gemacht haben als durchs Auswählen von Teppichen und das Beaufsichtigen von Tapezierern.«
Er starrte sie eine Weile an und seufzte dann resigniert. »Natürlich hast du recht.« Dennoch war er nicht bereit, aufzugeben. »Aber könntest du das, was du da tust, nicht nur, äh, aus Spaß an der Freude machen?« Seine Miene hellte sich auf. »Genau, Cass, mach’s zu deinem Vergnügen, weigere dich, auch nur einen Penny dafür zu nehmen, und ich verliere kein Wort mehr darüber.«
»Bist du des Wahnsinns? Das ist ja das Dümmste, was ich je aus deinem Mund gehört habe.« Sie klang verächtlich. »Ich habe nicht die Absicht, meine Zeit zu vergeuden und die Häuser anderer Leute zu renovieren für nichts. Leute, die wetten, verlieren an einem Abend mehr Geld, als schwer arbeitende Menschen in ihrem ganzen Leben verdienen. Die besseren Kreise mögen zwar auf den ehrlichen Gelderwerb herabsehen, aber auch sie messen >Wert< in Pfund und Schilling. Würde ich meine Arbeit umsonst anbieten, verlöre sie ihren Wert. Der Reiz, sich einen Raum von Miss Cassandra Effington entwerfen zu lassen, besteht wenigstens zum Teil darin, dass nur wenige es sich leisten
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