Flammende Sehnsucht
ich’s mir doch gedacht.«
Natürlich hatte Reggie die Zwillingstöchter von Lord William, dem Bruder des Herzogs von Roxborough, schon einmal gesehen. Auf einem Ball oder in einem Park oder bei einem Ausflug oder sonst irgendwo. Sie befanden sich in einem Alter, wo sie wohl seit einem halben Dutzend Saisons in Gesellschaft verkehrten.
Überdies zählte er ihren Cousin Thomas, den Marquis von Hemsley, zu seinen engsten Freunden. Vielleicht war er der einen oder der anderen sogar schon einmal vorgestellt worden, aber er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Und er hätte sich mit Sicherheit erinnert. Nicht nur, weil dieses weibliche Getue, als bemerke sie ihn nicht, so entzückend war - er konnte eine Reihe anderer aufzählen, die noch viel berückender waren -, sondern weil er, als ihre Blicke sich kreuzten, etwas ganz Eigenes an ihr wahrgenommen hatte. Etwas Starkes und Bezwingendes, das ihm den Atem verschlagen hatte.
»Aber welche von beiden ist sie?«
Pennington warf einen Blick auf die Lady und wies dann auf ein Paar, das ein wenig abseits stand. »Angesichts dessen, dass Lord St. Stephens da drüben eine Dame eskortiert, die der fraglichen Lady wie aus dem Gesicht geschnitten ist, und zwar auf sehr besitzerstolze Art, vermute ich, dass es sich um seine Gattin handelt, und die Schwester, die deine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, Miss Effington ist. Ich glaube, sie heißt Cassandra.«
»Cassandra«, murmelte Reggie und mochte es, wie ihm der Name über die Zunge rollte und über die Lippen ging. Cassandra.
»Oh nein, tu’s nicht.« Marcus schüttelte entschieden den Kopf. »Nicht schon wieder.«
»Was denn nicht schon wieder?« Reggie richtete die Frage an seinen Freund, aber sein Blick blieb auf Miss Effington geheftet. Cassandra. Leicht, unbefangen und voller Anmut bewegte sie sich durch die Menge.
Marcus stöhnte. »Ich dachte, du hättest die Angewohnheit, dein Herz zu verlieren, kaum dass eine die Haube abnimmt, abgelegt. Ich erinnere mich noch genau an dein Gelöbnis, dich in Zukunft besser beherrschen zu wollen.«
»Ja, sicherlich«, murmelte Reggie. Wenn Miss Effington sich nur einmal umdrehen würde ... »Welche Farbe ihre Augen wohl haben?«
»Das spielt doch keine Rolle. Reggie.« Marcus beugte sich ein wenig vor und senkte die Stimme. »Dieses Versprechen war doch Teil eines - wie hast du es wieder genannt?«
»Einer konzertierten Bemühung, die Wechselfälle meines Lebens in den Griff zu bekommen.« Blau wahrscheinlich. Bei ihren blonden Haaren wäre Blau fast perfekt.
»Wozu auch gehörte, »unschuldige Fräuleins in Bedrängnis< zu meiden -«
»Also, so bedrängt sieht sie mir nun gar nicht aus.« Reggie hatte eine große Schwäche für blauäugige Blondinen. »Eigentlich wirkt sie recht gelassen.«
»Sieht aus, als gelänge es ihr hervorragend, dich vollkommen zu übersehen.«
»Sicher nur eine List ...«
»Reggie!« Marcus klang nun unerbittlich und streng wie ein Erziehungsberechtigter. »Ich dachte, der lächerliche Plan, den du, ich und diverse andere Kameraden im Laufe des letzten halben Jahres ausgeheckt haben, sollte dem Zweck dienen, dich vor dir selbst zu bewahren. Ich dachte, du wärst zum Schluss gekommen, dass du«, er räusperte sich, »deinen Ruf verbessern und, um es mit deinen eigenen Worten wiederzugeben, dunkel und gefährlich erscheinen wolltest«, Marcus verdrehte die Augen dabei, »damit die Frauen endlich dir zu Füßen fallen statt umgekehrt.«
»Nun komm, Marcus.« Reggie löste widerstrebend den Blick von Miss Effington und lächelte seinen Freund an. »Du musst zugeben, dass es dir eine Menge Spaß gemacht
hat, Gerüchte über meine skandalösen Abenteuer zu erfinden. Und über meine exorbitanten Wetteinsätze ...«
»Nur schade, dass es meist meine waren«, murmelte Marcus. »Und alles andere als exorbitant.«
»Meine inzwischen legendären Erfolge bei Frauen ...«
Marcus prustete.
»Und die Duelle. Ganz und gar auf deinem Mist gewachsen, glaube ich.«
»Schöner Einfall, das.« Marcus nickte selbstgefällig. »Ziemlich genial, im Grunde. Es gibt nichts Besseres als ein Duell, um einen Mann mit der verlockenden Aura des Verbotenen zu umgeben.«
»Stimmt, obwohl ich mir einbilde, auch selbst dazu beigetragen zu haben.« Reggie grinste.
»Durch dein arrogantes Auftreten vielleicht und deinen stolzierenden Gang.« Marcus betrachtete ihn verwundert. »Ich habe wirklich nicht gedacht, dass du dazu fähig bist.«
Reggie zuckte
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