Flammende Sehnsucht
Prüfstein zu stellen. Dabei hatte er dann einen Mann entdeckt, der großzügig und unbelehrbar immer wieder sein Herz verschenkte und dem dafür quasi unumgänglich immer wieder aufs Neue das Herz gebrochen wurde. Oh gewiss, die Verheerungen waren nie so gewaltig, dass ein paar Tage im Vollrausch sie nicht kuriert hätten. Und, ja doch, sein verwundetes Herz war spätestens nach vierzehn Tagen, meist sogar schon früher, wieder geheilt. Und vielleicht war es ja auch mehr sein Stolz als sein Herz gewesen, das er dabei riskiert hatte.
Trotzdem, das alles sollte ihm nie wieder passieren.
Einmal in seinem Leben wollte er geliebt werden, ehe er jemandem seine Liebe antrug. Er wünschte sich eine Frau, die ihn so stark begehrte wie er sie. Und er war absolut entschlossen, sich nie wieder zu erklären, bevor er sich nicht sicher sein konnte, dass seine Gefühle erwidert wurden.
Nein, er würde sich von Miss Effington fernhalten. Sie war gefährlich. Sogar extrem gefährlich. Und ganz und gar nicht das, was er sich in seinen Plänen für die Bezauberung des schönen Geschlechts ausgemalt hatte.
Außerdem machte sie nicht im Entferntesten den Eindruck, als wolle sie ihm zu Füßen fallen.
2
Die Männer, von denen die Frauen am meisten angetan scheinen, sind solche, mit denen ich meine Schwester keinen Augenblick in einem Raum allein ließe.
Einem Raum voller Menschen — wohlgemerkt.
Reginald, Viscount Berkley
Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Sieg, Mylord.« Cassie blickte kühl in Lord Berkleys faszinierende graue Augen und versuchte zu ignorieren, wie faszinierend sie tatsächlich waren.
»Haben Sie denn auch viel gewonnen, Miss Effington?« Lord Berkley hob ihre Hand an seine Lippen. Sein Blick wich dem ihren keinen Moment lang aus, was sowohl irritierend als auch allzu weltmännisch wirkte. Zweifellos hatte er jede Menge Übung.
»Falls ich denn gewettet hätte, warum um Himmels willen meinen Sie, dass ich auf Sie gesetzt hätte?« Sie widerstand dem Drang, ihm ihre Hand zu entreißen. Denn damit hätte sie gewissermaßen zugegeben, dass die Intimität, mit der seine Hand die ihre umschloss, ihr ein wenig unangenehm war, und diese Erkenntnis hätte das selbstgefällige Zwinkern in seinem Auge nur noch verstärkt. Der Mann war offensichtlich so schon viel zu arrogant. »Schließlich sind Sie gegen meinen Bruder angetreten.«
»Eigentlich, Miss Effington, weiß ich nicht, dass Sie auf mich gesetzt haben.« Sein Blick hielt den ihren fest, und sie
hatte den irritierenden Gedanken, dass er mehr als andere Menschen wahrnahm. Als ob seine grauen Augen, seine überaus faszinierenden grauen Augen durch sie hindurchsahen und bis in den geheimen Bereich ihrer Gedanken vordrangen. »Ich kann nur hoffen.«
»Ihre Worte sind so geschliffen wie Ihre Manieren, Mylord.« Sie entzog ihm sehr bedächtig ihre Hand. »Aber nach alledem, was ich vom berüchtigten Viscount Berkley gehört habe, nehme ich an, dass Sie reichlich Erfahrung gesammelt haben.«
Christian stöhnte. »Cassandra.«
»Berüchtigt?« Berkley zog, offensichtlich überrascht, eine Braue in die Höhe und lachte dann. »Ich glaube nicht, dass mich schon einmal jemand so bezeichnet hat.« Er warf Lord Pennington ein rauhes Lächeln zu. »Was hältst du davon, Pennington? Bin ich berüchtigt?«
»Von Minute zu Minute mehr, würde ich meinen«', versetzte Pennington nonchalant.
Berkley lachte noch einmal, und sie unterdrückte den fast unwiderstehlichen Drang, es ihm gleichzutun. Ohne Zweifel machte dieses ansteckende Lachen einen großen Teil seines Charmes aus. Ob berüchtigt oder nicht.
»Darf ich Sie fragen, Miss Effington, ob Sie solche Männer interessant finden?«
»Ganz und gar nicht. Nein, ich finde, man sollte sie ausnahmslos meiden.« Vor dem prüden Ton, der sich da in ihre Stimme schlich, erschrak sie fast selbst. Ganz so spießig hatte sie denn doch nicht klingen wollen.
»Ausnahmslos alle?« Überrascht riss er die Augen auf.
»Jeden Einzelnen.«
»Aber Sie haben doch gar nicht alle kennengelernt.«
»Ich habe genug von ihnen kennengelernt.«
»Sie kennen mich nicht.«
»Trotzdem, ich finde -«
»Ich finde, Sie sollten mir die Chance geben, Sie davon zu überzeugen, dass sich hinter dieser ruchlosen Fassade ein angenehmer und wirklich recht charmanter -«
»Ich hege keinen Zweifel an Ihrem Charme, Mylord«, unterbrach sie ihn resolut. »Noch zweifle ich daran, dass Sie ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit einsetzen.«
Er zuckte in
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