Flammende Versuchung
zurückgekehrt. Es war besser so. Er würde sie wieder sehen, auf zivilisierte Art, ein kühler Morgengruß beim Frühstück, vielleicht ein belangloses Gespräch über das Wetter oder Meggies Fortschritte – und dann würde er ihr seine Entscheidung mitteilen.
Das einzige Problem war … er hatte sie bisher noch nicht getroffen.
Für die meisten Männer seines Standes wäre die Sache klar. Untreue Ehefrauen wurden aufs Land verbannt, wo sie kein Unheil anrichten konnten, bis sie einen Erben zur Welt gebracht hatten. Dann, wenn ihre »Aktivitäten« nicht Anlass zu zu viel Tratsch lieferten, wurde ihnen erlaubt, wieder in die Stadt zurückzukehren und diskret ihren Affären nachzugehen. So wurde die Sache im Adel gehandhabt.
Calder verachtete die beiläufige Unmoral, die ihn umgab. Sein eigener Vater hatte neben ihm einen Bastard gezeugt und aufgezogen, ohne dass ihn der Unterschied
in der Zukunft der Jungen gestört hätte, was den Brüdern über die Jahre endlosen Schmerz bereitet hatte. Calder hatte sich nie mit einer verheirateten Frau eingelassen, hatte es vorgezogen, sein rares Vergnügen hin und wieder bei einer Witwe zu finden, und er hatte immer Vorkehrungen gegen das Zeugen von Bastarden getroffen. Er würde keinem seiner Kinder eine solche Zukunft wünschen.
Was sollte also jetzt mit Deirdre geschehen? Sie behauptete, von Baskins Plan nichts gewusst zu haben, doch wusste er, dass sie den Kerl eine ganze Weile regelmäßig empfangen hatte.
Wenigstens hatte sie nicht mit ihm geschlafen. War dann also die Szene, in die er gestern gestolpert war, eine von unziemlicher Leidenschaft gewesen oder etwas anderes? Wenn sie es nicht gewollt hatte, warum hatte sie dann nicht um Hilfe gerufen? Sie hatte sogar dafür gesorgt, dass er aufgehört hatte, das Hündchen zu verprügeln – auch wenn er im Nachhinein fast froh war, dass er den Kerl deshalb nicht totgeschlagen hatte.
Und doch war da ihr Wagemut im Schlafzimmer, ihre Bereitschaft, Dinge zu tun, die ihm jetzt in der Erinnerung noch die Hitze in die Lenden trieb. Sie hatte es gut gemacht, aber vielleicht nicht wirklich routiniert.
Wer also war Deirdre? Verwegene, kokette, aber tugendhafte Ehefrau oder eine berechnende Kreatur, die beide Seiten eines gefährlichen Spiels beherrschte?
Argyle kam mit einem Frühstückstablett und einer Kanne Kaffee ins Zimmer. Calder schaute finster. »Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht zum Frühstück runterkomme.«
Argyle war mit dem Tablett beschäftigt. »Es tut mir leid, Mylord, aber Eure übliche Zeit zu frühstücken ist lange um. Ich dachte, dass Ihr inzwischen hungrig sein könntet.«
Calder blinzelte. »Ich habe verschlafen?« Er verschlief nie! Niemals! Seit seiner Kindheit war er ein Frühaufsteher, der keinerlei Wecker brauchte.
Er rieb sich das Gesicht. Die Ereignisse der letzten Zeit hatten ihm wahrscheinlich mehr zugesetzt, als er bemerkt hatte. Er verspürte einen Anflug von schlechtem Gewissen. Hatte Deirdre stundenlang am Tisch auf ihn gewartet? Sie würde glauben, dass er wütend war oder enttäuscht, wenn er doch nur … na, er wusste ja selbst noch nicht so recht, was er war.
»Wann ist ihre Ladyschaft heute Morgen aufgestanden, Argyle?«
Argyle machte jede Menge Krach mit dem Tablett. »Das kann ich beim besten Willen nicht sagen, Mylord«, murmelte er.
Calder runzelte die Stirn. Seine Dienerschaft wusste, dass er Ausflüchte nicht ausstehen konnte. »Argyle, wann ist ihre Ladyschaft aufgestanden?«
Der Kammerdiener ließ die schmalen Schultern hängen. »Da müsste ich bei Lady Tessas Dienerschaft nachfragen, Mylord, denn Lady Brookhaven hat gestern Abend das Haus verlassen.«
Calder kniff die Augen zusammen. »Verlassen? Für ein Familienabendessen?«
Argyle sah absolut untröstlich aus. »Sie hatte gepackt, Mylord. Alles.«
Sie hatte ihn verlassen? Deirdre!
Das war seine Schuld. Er hatte die Kontrolle verloren, und das so bald nach ihrem ersten Mal. Er hatte ihr Angst gemacht und sie verletzt, und sie war vor ihm geflohen! Er warf die Bettdecke zurück und sprang aus dem Bett, bereit, an ihre Seite zu eilen und sie um Vergebung zu bitten. Dann hielt er inne.
Baskin hat behauptet, sie wolle davonlaufen, und jetzt hat sie es getan.
Schuld und Verlust und Zweifel vermischten sich in seinem Innern. Er würde nicht einer weiteren Braut auf der Flucht nachsetzen. Nicht nach Melinda, nicht nach Phoebe.
Sie erwarteten wortreiche Liebesbeteuerungen, nahm er an, Worte, die er niemals
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