Flammender Diamant
KGB-Agenten damals in Kairo haben Sie genauso behandelt, das war... 1982, oder?«
»War Schmelling wirklich vom KGB? Ich dachte, er wäre vielleicht nur ein besonders widerlicher Schmuggler.«
»Hauptmann im Überseedienst«, sagte Windsor.
»Wenn ich das gewußt hätte, wäre aus dem noch so eine Leiche geworden, über die Sie sich jetzt so viele Sorgen machen.«
»Das wäre schlecht gewesen, er war nämlich Doppelagent und arbeitete auch für uns. Verdammt, Schmelling war wichtiger, als Thompson je zu sein geträumt hat.«
»Nicht für mich. Er war ungefähr gleich wichtig für mich wie mein brasilianischer Partner.«
»Der, den Sie umgebracht haben?«
»Der, der mir ein Messer in den Rücken gesteckt und dabei glücklicherweise alle lebenswichtigen Organe verfehlt hat. Später hatte er dann Zeit zu bereuen.«
»Aber nicht lange«, sagte Windsor trocken.
»Zwei Monate. Lange genug.«
»Sie halten sich für einen echten Draufgänger, was?«
Langsam schüttelte Cole den Kopf. »Ich will nur einfach gern in Ruhe gelassen werden. Darüber ärgern sich manche. Und zwar sehr. Dann fangen sie an, mich zu bedrängen, und das mag ich nicht, und dann werden unsere Beziehungen ganz schnell ganz beschissen. Also, warum bedrängen Sie mich, Windsor? Will der CIA mich aus dem Weg haben? Hat er beschlossen, sich Erins Erbe zunutze zu machen?«
»Keine Ahnung. Ich weiß nur, daß eine Menge Sachen in Ihrer Akte mir nicht gefallen haben. Sie sind unzuverlässig und gehen dabei über Leichen. Niemand hat es bisher geschafft, Sie in den Griff zu bekommen, außer vielleicht dieser muffige alte Sergeant bei der Armee. Mir wäre es wirklich lieber, wenn Sie nichts mit meiner Tochter zu tun hätten.«
»Ich bewerbe mich ja nicht als Ihr Schwiegersohn. Ich versuche, Crazy Abes Claim zu kaufen.«
Windsor zögerte, holte tief Luft und atmete langsam aus. »Das ist es ja gerade, Blackburn. Ich glaube, Erin will nicht verkaufen. Sie will meine Hilfe und Ratschläge nicht und will nicht an Investoren des CIA übergeben. Sie ist fest entschlossen, und mehr kann ich nicht tun.«
Einen Moment lang war Cole nicht sicher, ob er fluchen oder jubeln sollte. Er hatte schon erwartet, daß Erin für sich selbst verantwortlich sein wollte, doch während er auf der einen Seite ihren verwandten Geist begrüßte, fluchte seine pragmatische
Seite lautlos in sich hinein. Erins Liebe zur Freiheit konnte sie das Leben kosten.
Ganz zu schweigen von Cole Blackburns Leben.
»Scheiße«, sagte er und war verwundert, daß er sich gleichzeitig über Erin ärgerte und sie bewunderte.
»Genau«, sagte Windsor. »Scheiße. Meine Tochter ist hübsch und intelligent und hat Talent, aber sie hat keine Ahnung davon, wie man mit Nationen und Unternehmungen umgeht. Genaugenommen hatte sie bei ihrem bisherigen Lebenswandel immer nur ihre eigene Welt im Kopf.«
»Können Sie Ihr das übelnehmen?«
»Nein. Ich würde mich auch manchmal gern von dieser Welt zurückziehen. Aber nicht ich habe gerade die Sleeping Dog-Minen geerbt, sondern Erin. Und wenn sie nicht verkaufen will, wird sie mit der wirklichen Welt leben müssen.«
»Oder sterben.«
»Das würde ich gern verhindern. Und Sie?«
»Ich glaube, daß die Frau, die Arktische Odyssee geschaffen hat, mehr als ihr Gewicht in Diamanten wert ist.«
Einen Augenblick lang herrschte erstauntes Schweigen, dann lachte Windsor. »Die Leute hatten recht. Sie sind wirklich ein unberechenbarer Typ.«
»Und wer sind >die Leute« fragte Cole trocken. »Die Buhmänner, für die Sie arbeiten?«
»Unter anderem.« Windsor zögerte und fuhr dann fort: »Ich bin seit zweiunddreißig Jahren beim CIA. Das war manchmal hart, aber ich bin stolz darauf. Auf meinen Erfolg und mein Land auch.«
Cole machte ein nichtssagendes Geräusch.
»Bis heute habe ich nie meine Interessen und die meiner Familie denen des CIA vorgezogen«, sagte Windsor schlicht.
Cole vermutete, daß er die Wahrheit sagte. Aber ihm war auch klar, daß Windsor ein sehr geschickter Taktiker war.
»Das ist ja erhebend«, sagte Cole direkt. »Aber Sie vergessen, daß ich weiß, womit Sie Ihr Geld verdienen.«
Der andere lächelte finster. »Ich habe letzte Nacht eine Menge Zeit mit Ihrer Akte verbracht. In manchen Beziehungen sind wir uns sehr ähnlich. Sie haben nie einen Freund verraten oder einen Feind vergessen. Ich möchte, daß Erin Ihre Freundin wird. Ich möchte, daß Sie ihr helfen, selbst wenn sie Ihnen Abes Minen nicht verkaufen will. Als
Weitere Kostenlose Bücher