Flammender Diamant
unhörbar. Erin sah sie scharf an.
»Matt, du machst dir zu viele Sorgen um dein kleines Mädchen«, sagte Faulkner. »Sie ist schlau genug, um sich durchzuschlagen. Die gute Nachricht ist, daß der CIA nichts verraten hat. Nur Matt und ich wissen etwas, und wir reden nicht.«
»Ich auch nicht«, sagte Cole.
»Beweisen Sie das«, fuhr Faulkner auf.
Er zuckte mit den Schultern. »Ich wußte, wo Erin war, ConMin mußte mindestens zwei Tage vergeuden, um Erin über ihren Verlag anzusprechen. Das bedeutet, daß sie nicht wußten, wo sie war, sonst hätten sie sie direkt angesprochen. Außerdem will ich Erin ihre geerbten Claims abkaufen. ConMin auch. Die können mir also gestohlen bleiben.«
Erin bedachte das einen Moment und nickte dann. »Na gut. Wer war es sonst?«
»Keine Ahnung.« Cole sah Faulkner und dann wieder Erin an. »Wer hat das Angebot gemacht?«
»Ein Mann namens Hugh van Louk oder so ähnlich.«
Faulkner atmete zischend aus. »Das ist Hugo van Luik, der böse Bube Nummer eins bei ConMin, Chef der Abteilung für Sonderunternehmen der DSD, das ist die Diamantenverkaufsabteilung. Er hat noch ein paar andere ehrgeizige Titel, die alle auf eines hinauslaufen: Er beseitigt Schwierigkeiten. Wenn das Kartell Schwierigkeiten hat, beseitigt er, wen auch immer.«
»Sie kennen ihn?« fragte Erin neugierig.
»Ich gerate jeden fünften Montag mit ihm aneinander. Ehrlich gesagt, fliege ich sogar von hier aus nach London.«
Cole sah Windsor an. »Wie lange arbeitet Miss Faulkner schon für ConMin?«
»Habe ich nie getan«, gab sie zurück. »Ich vertrete die Interessen der amerikanischen Diamantenindustrie auf der Beratungsebene, nicht die von ConMin. Es gibt einen verdammt großen Haufen Leute, die gern ConMins Platz auf dem Rücken des Diamantentigers hätten. Wir wissen nur einfach noch nicht, wie wir ConMin runterkriegen sollen.«
»Jeden fünften Montag«, rekapitulierte Erin und erinnerte sich daran, was sie damals im Vorfeld für das Diamantenbuch recherchiert hatte. »Das sind die >Sichtungen<, stimmt's?«
Faulkners scharf nachgezeichnete Augenbrauen hoben sich. »Stimmt.« Sie strich ein Streichholz an und hielt es an die Spitze eines schmalen Zigarillos. »Zehnmal im Jahr, immer an Montagen, versammeln sich die Vertreter der Diamantenindustrie in London und bekommen ihre Marschbefehle von der DSD in Form von Rohdiamanten - gerade soviel, wie ihnen vom Kartell zugestanden wird.« Sie blies eine dichte Rauchwolke in die Luft. »Auf meiner Ebene, im beratenden Bereich, werden die produzierenden Länder darüber informiert, wie groß die Bedürfnisse der DSD sind, also wie viele Rohdiamanten sie einkaufen wollen. Am anderen Ende wird den Schleifern und Händlern - es waren mal dreihundert, jetzt sind es nur noch hundertfünfzig - die Ware gezeigt und ein Preis genannt.«
»Erzählen Sie ihr über die Verhandlungen«, meinte Cole ironisch.
»Was für Verhandlungen?«
»Das meine ich ja gerade.« Cole sah Erin an. »Es gibt keine Verhandlungen. Das Prinzip heißt: ins Geschäft einsteigen oder nicht, wieviel ConMin kauft und was sie bezahlen, und den Schleifern und Händlern wird mitgeteilt, wieviel Rohdiamanten sie zu kaufen haben und zu welchem Preis. Wenn sie zustimmen, bezahlen sie bar. Wenn sie mehr als einmal ablehnen, werden sie nicht wieder zu den Sichtungen eingeladen, was ungefähr bedeutet, daß man aus dem gesamten Diamantengeschäft fliegt.«
»Und ConMin will, daß ich das fotografiere?« fragte Erin. »Wenn sie derartige Geschäfte machen, sollten sie es besser geheimhalten, anstatt mich einzuladen, ein Buch über sie zu machen.«
Faulkner wies diese Bemerkung mit einer Handbewegung zurück. »Sie haben so viel Macht, daß sie sich nicht zu entschuldigen oder zu verstecken brauchen. Solange sie außerhalb der USA bleiben, wo sie das Anti-Kartell-Gesetz verbietet, können die Leute von ConMin ihre Geschäfte machen, wie sie wollen.«
»Hört sich ähnlich an wie die OPEC«, sagte Erin.
»Beinah«, sagte Faulkner und nickte. »ConMin ist so hochnäsig, wie die OPEC es immer gern gewesen wäre. Der Unterschied ist nur, daß die Welt verdammt viel länger ohne Diamanten auskommen kann als ohne Erdöl. Wir hatten keine andere Wahl, als die OPEC aufzubrechen. Das Diamantenkartell ist eine andere Sache. Diamanten sind Luxus, keine Notwendigkeit, sonst hätten wir ConMin genauso schnell geknackt wie den Verein von Scheich Jamani. Es hätte keine andere Wahl gegeben.«
»Wenn ConMin soviel
Weitere Kostenlose Bücher