Flammender Diamant
noch in den Trinkhallen der Stadt herrschte reges Treiben - und am Rand der Stadt, wo sich die Aborigines um große Lagerfeuer versammelten, um sich mit Alkohol in eine moderne Form ihrer traditionellen >dreamtime<, der abendlichen Trance, zu versetzen.
Die Luft in Streets Büro war stickig und abgestanden. Schnell schaltete er die Klimaanlage ein und trat direkt zu seinem Computer. Er tippte einen Code ein, steckte sich eine Zigarette an und ging die Nachrichten durch, die hereingekommen waren, während er im Outback unterwegs gewesen war. Verschiedene seiner Kunden fragten an oder beschwerten sich über irgend etwas. Hugo van Luik hatte angerufen.
Street fluchte in einer Tabakwolke, hustete und sah auf seine Armbanduhr. Van Luik war wahrscheinlich noch in seinem Büro in Antwerpen. Street nahm das Telefon mit dem Stimmenverzerrer und wählte. Van Luik nahm beim zweiten Klingeln ab.
»Hallo, Kumpel«, begrüßte ihn Street, und seine australische Betonung ließ ihn fröhlicher klingen, als er sich fühlte.
»Ist die Sache erledigt?« fragte van Luik direkt.
»Wenn Sie mich das nächste Mal losschicken, dürfen Sie mich gerne warnen, daß ich einen echten Tiger jagen soll.«
»Habe ich Sie je auf kleine Beute angesetzt?«
»Dschungelrebellen und kleine Schmuggler sind was anderes als dieser Blackburn. Der ist zu gut, um nur Diamantenjäger zu sein. Sind Sie sicher, daß er nicht zum CIA gehört?«
»Bedauerlicherweise ja. Mit dem CIA hätten wir uns vielleicht einigen können.«
Street unterdrückte ein Gähnen. »Na gut, inzwischen ist er in Abes Station angekommen.«
»Dieser Mr. Blackburn hat wirklich Glück.«
»Glück?« knurrte Street verärgert über die Andeutung, er habe vielleicht nicht sein Bestes gegeben. »Aus meiner Warte sieht es eher danach aus, daß er ein verdammt schlauer Fuchs ist. Paß auf einen falschen Namen, Führerschein, alles.«
»Was ist schiefgelaufen?«
»Einfach alles, sonst nichts. Er hat den Rover durchsucht, als würde er Flöhe finden wollen, fand alles, was hätte kaputtgehen können, und reparierte es. Dafür hat er Stunden gebraucht. Nora hätte ihn am liebsten als Automechaniker eingestellt. Soweit die Sache mit der >zufälligen< Panne.«
»Weiter.«
»Habe ich mir auch gesagt. Sie durch die ganze Pampa gejagt. Blackburn hat mich sofort gesehen. Mein Auto war schneller, und ich dachte, ich würde sie beim Windjana-Park
erwischen, zu dem sie abgebogen waren. Zwei amerikanische Touristen bleiben mit ihrem Mietwagen draußen im Outback liegen und verdursten - wie Crazy Abe. Traurige Sache alles in allem, aber schließlich hat das Land hier schon Bessere das Leben gekostet.«
Van Luik brach der Schweiß aus bei dem Gedanken an die Untersuchung, die auf Erin Shane Windsors Tod gefolgt wäre. Trotzdem bewunderte er die brutale Einfachheit von Streets Plan. Alle Probleme auf einen Schlag erledigt.
»Was ist passiert?« fragte er nach kurzem Schweigen.
»Blackburn hat sich da draußen irgendwo versteckt, bis ich vorbeigefahren war, ist dann umgekehrt und querfeldein zum Great Northern Highway zurück. Ich nach Fitzroy Crossing, wo er tanken mußte. Da parkte ein Road Train, und der Fahrer schlief irgendwo. Also habe ich mir den Laster geschnappt, um Blackburn über den Haufen zu fahren. Als ich schon dachte, ich hätte ihn, wich er mir aus und schepperte durch die Büsche, bis der Rover auf einem Termitenhügel hängenblieb.« Street drückte seine Zigarette aus. »Dauerte eine ganze Weile, bis der dämliche Road Train endlich stehenblieb. Dann mußte ich zurück zum Rover. Gut, daß ich geschlichen bin, er hatte nämlich eine abgesägte Flinte dabei und hätte mich damit beinah erwischt. «
»Konnte er Sie erkennen?« wollte van Luik wissen.
»Keine Chance. So nah kam ich nicht ran, sonst wäre ich jetzt hinüber. Das Mädchen habe ich gar nicht erst zu Gesicht bekommen.«
»Könnte sie verletzt sein?«
»Ich habe den Rover gesehen, bevor er auf mich geschossen hat. Sie war nicht drin. Aber er könnte sie weggetragen haben. Er ist verflucht kräftig.«
»Besteht die Möglichkeit, daß man Sie mit dem gestohlenen Fahrzeug in Verbindung bringt?«
Street lachte hart. »Ausgeschlossen. Die australische Regierung zahlt den Aborigines monatlich Geld, und die haben nichts Besseres zu tun, als es möglichst schnell zu Alkohol zu machen. Die dort hätten ihre eigene Mutter nicht mehr erkannt. Kein nüchterner Weißer hat mich gesehen.«
»Wo sind Sie
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