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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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haben.«
    Erin erwiderte nichts.
    Cole erinnerte sich an Hans. »Entschuldige, Erin, ich habe nicht daran gedacht.« Er lächelte bitter. »Es ist ein Jammer, daß Hans nicht Wings Schwester getroffen hat. Sie wären wie füreinander bestimmt gewesen. Aber die Gerechtigkeit ist blind, und die Gnade ist eine unberechenbare Hure.«
    Nach kurzem Schweigen kehrte Cole zu einem sichereren Thema zurück. »Ich weiß nicht, was Abe die Frauen vermiest hat. Er sprach nie darüber. Und wenn ich mir deine Fotos ansehe, ist es vielleicht einfach so gewesen, daß beide Brüder dieselbe Frau geliebt haben, aber nur einer sie bekommen hat.«
    »Großmutter?«
    Cole nickte. »Nachdem Bridget fort war, hat einer von Abes weißen Nachbarn ihn gefragt, warum Nate Windsor nach Amerika gegangen sei. Abe hat ihm eine Tracht Prügel mit einer Viehpeitsche verpaßt. Wenn Abe dabei nicht so betrunken gewesen wäre, hätte er den Armen wahrscheinlich umgebracht. Und Ähnliches geschah jedesmal, wenn jemand deinen Großvater erwähnte. Abe geriet in eine mörderische Wut. Nach einer Weile redete niemand mehr über Nate Windsor. Statt dessen redeten alle über den verrückten Abe.«
    Die Piste verlor sich an einem Abhang. Cole schaltete das Licht ab, bevor sie über die Anhöhe kamen, und oben auf dem Hügel dann auch den Motor. Unter ihnen, in einer vom Wind geschaffenen Senke, schimmerten die Lichter.
    »Was ist das?« fragte Erin.
    »Das Stations-Haus.«
    »Da ist ja so früh schon einiges los.«
    Während des Buildup steht man vor Tagesanbruch auf, wenn man irgend etwas schaffen will. Sonst ist es einfach zu heiß.«
    Cole zog eine Schachtel Patronen aus dem Gepäck und ließ sie in seine Tasche fallen. »Ich werde mal nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Wenn ja, werden die Lichter im Haus zweimal aus- und angehen. Gib mir eine Stunde. Wenn du bis dahin kein Zeichen von mir hast, sieh zu, daß du zurück nach Fitzroy Crossing kommst, ruf deinen Vater an und bleibe bei der Polizei, bis er da ist.«
    »Und du?«
    »Meine Angelegenheit. Du mußt vor allem am Leben bleiben. Was immer auch geschieht, komme nicht hinter mir her! Wenn ich den Rover erst verlassen habe, halte ich alles, was sich hier draußen bewegt, für einen Feind.«
    »Cole -«, setzte Erin an.
    »Versprich mir, daß du hierbleiben wirst«, unterbrach sie Cole und beugte sich zu ihr hinüber. »Es könnte mich das Leben kosten, wenn ich mir um dich Sorgen machen muß.«
    Sie spürte die Hitze seines Atems und die zärtliche Berührung seines Mundes. Ihr schauderte, als sich sein Geschmack wie Wein über ihre Zunge ausbreitete. »Ja.«
    Das Wort war mehr ein Seufzen, aber Cole verstand es. Einen Augenblick lang veränderte sich sein Kuß, wurde weniger sanft, hungriger. Dann öffnete sich die Tür des Rovers, und er war fort. Die Nacht schloß sich um ihn.
    Er bewegte sich im Schutz von Gebüsch lautlos den Hang hinab. Nach zwanzig Minuten erreichte er das Haus, in dessen Umgebung alles still war bis auf den Dieselmotor eines großen Stromgenerators. Auf dem Dach standen eine breite Satellitenschüssel für den Empfang unsichtbarer Nachrichten und eine Antenne zum Senden.
    Cole umkreiste das Haus in geringem Abstand. Zwei neue Fahrzeuge standen dahinter. Nichts rührte sich in der Dunkelheit außer einem kleinen Rauchwölkchen, das die Stellung einer versteckten Wache verriet. Cole schlich sich daran vorbei zum Küchenfenster. Plötzlich öffnete sich die Hintertür knapp eine Armlänge vor ihm.
    Das hervorbrechende Licht blendete Cole. Er war zu nah, um anders als mit Angriff reagieren zu können. Lautlos trat er einen Schritt vor. Als sich die Tür schloß, legte er demjenigen, der herausgekommen war, von hinten den Arm um die Kehle.
    »Keinen Ton. Stillhalten«, zischte Cole leise.
    Aber da wurden seine Sinne schon von einem exotischen Parfüm geblendet, das ihm ebenso vertraut war wie die zerbrechliche Gestalt, die hilflos in seinem Griff lag.
    »Hallo, Lai«, sagte Cole leise. »Lange nicht gesehen. Aber nicht lange genug.«

23. Kapitel
    Nach einigen Stunden Fahrt auf dem Great Northern Highway erreichte Jason Street sein Außenbüro in Kununurra. Dort fragte ihn niemand, warum er aussah, als wäre er wie eine Schlange über die Erde gekrochen, und warum direkt unter seinem Ärmel ein roter Streifen auf dem Arm zu sehen war. Man fragte ihn deshalb nicht, weil in Kununurra auf den wenigen schmalen Straßen schon kurz nach Einbruch der Dunkelheit jedes Leben erstarb. Nur

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