Flammender Himmel
sagte nichts, sah sie nur an, und Angel verspürte auf einmal eine tiefe Sehnsucht, wie Sonnenlicht, das Buntglas durchtränkt und verwandelt. Danach ertappte sie sich immer wieder dabei, wie sie den Atem anhielt und darauf wartete, daß seine Finger noch einmal über ihre Haut strichen. Dann verfolgte sie ihn mit heimlichen Blicken und fragte sich, was wohl nötig sein würde, um ihm ein Lächeln zu entlocken. Dieser Gedanke ließ sie einfach nicht mehr los.
Denn Hawk hatte nicht einmal gelächelt, seit sie ihn kannte. Nicht ein einziges Mal.
Vielleicht, wenn er seinen ersten Lachs fängt, dachte Angel jetzt. Vielleicht wird er dann ja lächeln.
Keiner kann sich der wilden Schönheit des Fisches entziehen, der Erregung, die dich erfüllt, wenn du ihn erwischt hast und sich dein Netz in ein einziges, silbern sprühendes Energiebündel verwandelt.
Das schrille Klingeln des Telefons riß Angel aus ihren Gedanken.
Es klingelte nur einmal. Hawk hatte schon den Hörer abgenommen, bevor sie mehr tun konnte, als einen Blick auf den Apparat in ihrem Studio zu werfen.
Angel blickte auf die Wanduhr. Halb zehn. Ein bißchen spät für London. Der Anruf kam wahrscheinlich von einem von Hawks amerikanischen Geschäftspartnern. Später am Tag telefonierte Hawk dann gewöhnlich mit Tokio, lange Gespräche, die ihn meist rastlos und mißlaunig machten, wie ein gefangenes Tier, das bereit ist, jeden anzugreifen, der ihm zu nahe kommt.
Aber nicht heute. Heute würden sie fischen gehen, und wenn sie Hawk am Kragen packen und ihn zur Jacht zerren mußte!
Zuerst mußte Angel sich jedoch um ihre eigenen Verpflichtungen kümmern. Sie warf einen Blick auf die halb ausgepackte Holzkiste.
Das Glas kann warten. Mrs. Carey nicht.
Angel zog die Handschuhe aus, nahm ihre Tasche und rannte fast aus dem Zimmer, so eilig hatte sie’s, ihre Pflichten zu erledigen und aufs Meer rauszukommen. Bei Hawks Zimmer hielt sie kurz an und steckte den Kopf zur offenen Tür hinein.
Wie nicht anders zu erwarten, hing Hawk an der Strippe. Er hockte, den Kopf zurückgelegt, in einem Ledersessel. Die langen Beine hatte er über dem wunderschönen chinesischen Teppich ausgestreckt. Müdigkeit und Anspannung standen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Er schwieg und hörte mit geschlossenen Augen zu.
Angel klopfte leise an den Türrahmen. Hawk öffnete die Au-gen. Sie waren überraschend klar und von durchdringender Leuchtkraft.
»Sie können ruhig sprechen«, sagte er schroff. »Seine verdammte Sekretärin hat das letzte Angebot verschusselt. Und nun suchen sie’s wie verrückt.«
»Kann ich kurz Ihre Autoschlüssel haben?«
Hawk war überrascht, griff dann aber wortlos in seine Hosentasche. Er bewegte sich leicht, und seine Hose spannte sich eng um die Leistengegend, so daß sich seine männlichen Attribute überdeutlich unter dem Stoff abzeichneten.
Angel schloß rasch die Augen, aber es war bereits zu spät. Hawks Formen hatten sich so deutlich in ihr Gedächtnis eingegraben, als ob sie sie selbst in Glas geätzt hätte.
Ein Schlüsselbund rasselte vor ihrem Gesicht.
»Danke«, sagte Angel mit erstickter Stimme. »Ihr Auto blockiert die Ausfahrt. Ich geb’ Ihnen die Schlüssel zurück, sobald ich es weggefahren habe.«
»Bemühen Sie sich nicht. Sie können meins nehmen.«
»Was?« fragte Angel, die seine Worte kaum gehört hatte.
Hawk hatte sich das Hemd aufgeknöpft, als er sich zu seinen morgendlichen Telefonaten niedersetzte. Seine sonnengebräunte, muskulöse, schwarzbehaarte Brust, umrahmt von dem frischen weißen Hemd, zog sowohl die Frau als auch die Künstlerin in ihr unwiderstehlich an. Am liebsten wäre sie nach ihrem Zeichenblock gerannt und hätte sofort angefangen, ihn mit dem Stift einzufangen.
Oder sich vorgebeugt, die Finger in der schwarzen Matte vergraben und ihn so auf ganz andere Weise eingefangen.
»Nehmen Sie ruhig meinen Wagen«, sagte Hawk. »Ich brauche ihn im Moment nicht.«
Seine Augen glitten hungrig über Angels Gesicht und blieben an ihren feuchten, leicht geöffneten Lippen hängen. Erregung und Vorfreude wallten heiß in ihm auf.
Er brauchte nur die Hand nach ihr auszustrecken.
Er könnte sie mühelos an sich ziehen und sie an sein fast qualvoll verhärtetes Glied pressen, eine Qual, die ihm von Tag zu Tag mehr zu schaffen machte, immer dann, wenn er länger als einen Augenblick in ihrer Nähe war.
Verdammt, fluchte er innerlich, ich werde ja schon hart, wenn ich nur an ihren weichen Mund und an ihre
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