Flammender Himmel
sehnsüchtigen Augen denke und wie es wohl im Bett mit ihr sein wird.
Als Hawk jedoch sprach, war sein Gesicht vollkommen ausdruckslos - und seine Stimme ein zärtliches Streicheln.
»Nehmen Sie ihn, Angel. Er ist ganz leicht zu handhaben.«
Dann veränderte sich sein Ton wieder.
»Nein, Jennings«, sagte er in den Hörer, »ich hab’ nicht Sie gemeint.« Um seine Mundwinkel spielte ein zynisches Lächeln. »Ihnen würde ich nicht mal ’nen Becher voll warmer Spucke anvertrauen, das wissen Sie doch.«
Angel hörte das Gelächter, das aus der Muschel drang. Sie nahm die Schlüssel von Hawk und verließ eilends den Raum. Sie fragte sich, ob er gemerkt hatte, wie sie ihn angestarrt hatte.
Und wenn ja, was er wohl denken mußte.
Angel fühlte sich so unwiderstehlich zu Hawk hingezogen wie die Wellen zum Strand. Sie wollte bei ihm sein, wollte ihn berühren, mit ihm reden, sich an seinem scharfen Verstand erfreuen und, ja, sogar an seinem rauhen Humor.
Doch sie wußte nicht, ob er sich ebenso zu ihr hingezogen fühlte. Es gab eigentlich keinen Grund dafür. Hawk fehlte es nie an Frauen.
Die Frauen begehrten ihn. So einfach war das.
Immer wenn Hawk eine Straße entlangging oder ein Restaurant betrat, richteten sich die Blicke der Frauen auf ihn, einmal, dann ein zweites Mal, angezogen von der Männlichkeit, die er ausstrahlte wie ihre Buntglaskreationen das Licht.
Doch Hawk erwiderte die Blicke der Frauen nie. Entweder bemerkte er sie nicht, oder sie waren ihm gleichgültig.
Angel glitt hinter das Steuer von Hawks BMW Ein rascher Blick aufs Armaturenbrett, und sie war bereit. Sie startete den Motor und fuhr selbstsicher los. Der Wagen reagierte ausge-zeichnet. Er war ganz leicht zu handhaben, wie Hawk gesagt hatte.
Sie wünschte nur, der Besitzer des Wagens wäre ebenso leicht zu handhaben. Aber das war er leider nicht.
Das einzige, was Angel sicher wußte, war, daß Hawk keine eindeutigen Annäherungsversuche unternommen hatte. Und bis das nicht geschah, konnte sie nur vermuten, daß er nicht interessiert war.
Trotz ihrer Gefühle für Hawk würde sie nie den ersten Schritt tun. Das war nicht nur nicht ihre Art, sondern sie hatte auch das unbestimmte Gefühl, daß Hawk schon viel zu oft von Frauen gejagt, aber nie eingefangen worden war.
Jedenfalls nie wirklich. Nicht länger als für ein, zwei Nächte.
Und das war nicht genug für sie. Was immer Angel auch für diesen rätselhaften Mann empfand, war viel zu vielschichtig und verworren, um sich nach ein paar Nächten in Wohlgefallen aufzulösen.
10. Kapitel
Angel parkte den Wagen vor einem kleinen Haus, das schon vor vierzig Jahren erbaut worden war. Alle anderen Häuser in der Straße waren jüngeren Datums, waren nach Mr. Careys Tod errichtet worden, nachdem seine Witwe gezwungen gewesen war, die kleine Farm zu verkaufen, um die Erbschaftssteuer bezahlen zu können.
Angel holte die zwei Tüten mit Lebensmitteln aus dem Kofferraum und ging damit vorsichtig den ausgetretenen Steinweg entlang, der zum Haus führte. Auf beiden Seiten des Wegs verwilderten einst gepflegte Rosensträucher.
Wenn ich nächstes Mal vorbeikomme, werde ich mir diese Sträucher mal vorknöpfen.
Aus dem Briefkasten neben der Türklingel quoll die Post. An-gel klingelte mit dem Ellbogen und stützte sich, die Tüten auf den Knien balancierend, kurz an der Hauswand ab, um die Post aus dem Kasten zu nehmen.
»Mrs. Carey?« rief sie. »Ich bin’s, Angie.«
»Ich komme«, ertönte es schwach von drinnen.
Angel wartete geduldig mit Post und Lebensmitteltüten auf dem Arm.
Nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür des kleinen Häuschens. Eine winzige, grauhaarige alte Dame lächelte zu Angel auf und trat ein wenig zurück, um sie hereinzulassen. Ihre Gehstütze quietschte leise auf dem Kachelfußboden.
»Komm rein, Angie. Du siehst aber wirklich hübsch aus heute morgen. So eine schöne Farbe, dieser Pullover.«
»Danke«, sagte Angel lächelnd.
Das meergrüne Sweatshirt, das sie trug, paßte genau zur Farbe ihrer Augen. Der Rest ihres Outfits war streng funktionell - ausgewaschene schwarze Jeans, bequeme Lederschuhe und eine zerbeulte schwarze Filzmütze, wie Fischer sie gewöhnlich tragen, um sich vor Wind und Sonne zu schützen. Natürlich hatte sie vergessen, die Mütze aufzusetzen; sie hing keck aus ihrer Jeanstasche.
»Sie sehen aber auch sehr gut aus«, sagte Angel. »Wie kommen Sie mit der Gehstütze zurecht?«
Mrs. Carey zog ein Gesicht und lehnte sich auf das
Weitere Kostenlose Bücher