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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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angefaßt werden würde.

12. Kapitel
    Angel steuerte das Motorboot aus der Brown’s Bay hinaus und durch die Fahrrinne in Richtung Deepwater Bay. Konzentriert beobachtete sie das Meer. Es war Samstag, und da wimmelte es nur so von kleinen Booten.
    »Halten Sie sich fest«, sagte sie zu Hawk. Sie hatte einen Strudel entdeckt.
    Unter der täuschend glatten Wasseroberfläche verbarg sich ein enormer Sog. Einige der Wirbel wurden durch Wassermassen gebildet, die zwischen Felsblöcken eingezwängt machtvoll nach oben strebten. Wieder andere bildeten sich erst während des Gezeitenwechsels. Kleinere Boote konnten da schon mal kentern und von der starken Strömung abgetrieben werden, wenn der Steuermann unvorsichtig oder unerfahren war.
    Das Ruder bockte auf einmal wie wild unter Angels Händen, doch sie war darauf gefaßt und packte fest zu. Das Bootsheck schlingerte wie das Heck eines Autos auf einer eisglatten Fahrbahn.
    Angel manövrierte den Bug in die Mitte des wilden Strudels und brachte das Schiff rasch wieder unter Kontrolle. Innerhalb von Sekunden hatten sie die Gefahrenzone hinter sich gelassen und schwammen wieder in etwas ruhigeren Wassern. Bewegt war es hier jedoch auch, da gerade Gezeitenwechsel herrschte.
    Angel, die Hawks Augen auf sich gerichtet fühlte, wandte den Kopf um und lächelte.
    »Lustig, was?« meinte sie.
    Er zog nur eine seiner schwarzen Brauen hoch.
    »Sah mir nach einer ziemlich tückischen Stelle aus«, bemerkte er.
    »Ach, das war noch gar nichts. Aber manchmal, da wird’s schon richtig ungemütlich.«
    »Stürme?«
    Angel zuckte die Schultern.
    »Stürme sind zu keiner Jahreszeit ein Vergnügen«, erwiderte sie. »Das gilt auch für Ebbe und Flut, wenn man sich nicht auskennt. Die Meerenge ist nichts für Amateure. Der dort kann ein Liedchen davon singen.«
    Angel deutete auf einen Schlepper und ein Kümo. Der Schlepper versuchte mit aller Kraft, das kleine Kümo den engen Wasserweg nach Norden hinaufzuziehen. Das dicke, geflochtene Stahlseil, das den Schlepper mit dem vollbeladenen Kümo verband, war zum Zerreißen gespannt; es summte förmlich unter der starken Spannung.
    Doch trotz der offensichtlichen Bemühungen des Schleppers machten die beiden Schiffe kaum mehr als einen Knoten Fahrt.
    »Arme Schweine, haben die Flut verpaßt«, meinte Angel trocken.
    »Was passiert jetzt mit ihnen?«
    »Nun, der Schlepper wird sich die nächsten paar Stunden wie wild ins Zeug legen und keinen Strich vorwärts kommen. Dann, irgendwann, ist der Kampf vorbei, und er schießt vorwärts wie ein Korken aus ’ner Flasche. Bis dahin aber stecken sie fest, müssen sogar aufpassen, daß sie nicht vom Sog der Strömung zurückgetrieben werden, und das Schleppseil immer gespannt halten, damit sie nicht in einen Strudel geraten.«
    »Spricht da etwa die Stimme der Erfahrung?« fragte Hawk.
    Es hätte ihn keineswegs gewundert zu hören, daß Angel auch schon mal einen Schlepper durch die Gewässer der Meerenge navigiert hatte. Sie war einfach superb, wenn es um nautische Dinge ging.
    Doch offensichtlich war dies ein Thema, über das Angel nicht sprechen wollte, denn sie beantwortete seine Frage nicht.
    »Haben Sie schon mal mit Schleppern zu tun gehabt?« insistierte Hawk.
    Stille. Angel kämpfte mit Erinnerungen, die wie Blut aus einer frisch aufgerissenen Wunde quollen. In dem Sommer, in dem sie und Grant sich verliebt hatten, hatte er Schlepper die Meerenge hinaufgesteuert. Selbst heute noch schmolzen die
    Jahre dahin, wenn Angel das kraftvolle Stampfen und Röhren von Dieselmotoren hörte, die Lasten hinter sich herzogen. Sie fühlte sich dann jedes Mal wie nackt, ihren Erinnerungen hilflos ausgeliefert.
    »Ich bin ab und zu mitgefahren«, sagte sie in einem Ton, der zu gleichgültig war, als daß er echt geklungen hätte. Ihre herrlichen Augen waren voller Schatten.
    »Mit einem Mann.«
    Sie erwiderte nichts. Es war keine Frage gewesen.
    »Stimmt das, Angel? Mit einem Mann?«
    Hawks Beharrlichkeit überraschte sie. Sie wandte den Kopf um. Er stand auf einmal ganz dicht bei ihr.
    »Ja«, sagte sie.
    »Der Lachsschamane?«
    »Nein.«
    Angels Knöchel, mit denen sie das Steuerrad umkrampfte, traten weiß hervor. Sie merkte nichts davon. Alles, was sie sah, war Hawks finsterer, durchbohrender Blick.
    »Wer war’s dann?« fragte er lässig, aber seine Augen straften seinen Ton Lügen. Sie waren wachsam wie die eines Falken. »Vielleicht könnten Sie ja eine Fahrt für mich arrangieren.«
    »Derrys

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