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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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mit festem Griff zu einer vernünftigeren Gangart gezwungen hatte, weigerte sie sich, ihn anzusehen, weigerte sich stumm, seine Frage zu beantworten.
    Hawk fragte nicht noch einmal. Er hatte gelernt, daß Angels Wahrheiten ebenso schmerzhaft für ihn waren wie für sie.

17. Kapitel
    »Laß mich das tragen«, sagte Hawk.
    Er nahm Angel die schwere, zirka sechzig Quadratzentimeter große Buntglasscheibe ab. Sie protestierte nicht. Es hätte ohnehin nichts genützt. Hawks Schnelligkeit und Stärke waren der ihren haushoch überlegen.
    Angel sah, wie sein Blick gleichgültig über Mrs. Careys Geschenk glitt. Das Licht im Gang war schwach. Die Glasstücke schimmerten matt, beinahe stumpf, wie ganz gewöhnliche Buntstifte auf billigem Papier.
    Dann betrat Hawk die Stufen zur Eingangstür, die von der Vormittagssonne überflutet wurden. Die Glasscheibe in seinen Händen erwachte schlagartig zum Leben, Farben explodierten in einem stummen Rausch von Schönheit.
    Er blieb wie erstarrt stehen. Die Leuchtkraft der Farben überwältigte ihn. Die Stille dehnte sich aus, eine Minute, zwei, drei, aber er merkte nichts. Er hielt die Scheibe erst in die eine, dann in die andere Richtung, war vollkommen gefangen von der fast sinnlichen Farbenpracht in seinen Händen.
    Schließlich blickte er auf und sah, daß Angel ihn beobachtete.
    »Deshalb liebe ich Buntglas«, sagte sie und blickte die funkelnde Scheibe in Hawks Händen an. »Es ist wie das Leben. Alles hängt von dem Licht ab, in dem man es betrachtet.«
    Die Worte waren ihr kaum entschlüpft, als ihr aufging, daß sie sich auf Hawk anwenden ließen. Schweigend schloß sie die Tür hinter sich und hoffte, daß er nichts bemerkt hatte.
    »Willst du mir damit sagen, daß ich das Leben zu düster sehe?« fragte er.
    Seine Frage bewies Angel, daß er sehr wohl verstanden hatte.
    Ich hätte es eigentlich wissen müssen. Hawk ist der intelligenteste Mann, der mir je begegnet ist.
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich habe lediglich eine Bemerkung über die Beziehung zwischen Buntglas und Licht gemacht.«
    Ohne Hawk anzublicken ging sie zu ihrem Auto. In den drei Tagen, seit sie und Hawk am Strand miteinander gesprochen hatten, hatte sie sorgfältig jedes Thema, das auch nur andeutungsweise persönlich war, vermieden.
    »Nichts Persönliches, stimmt’s?« fragte er mit hochgezogener Braue.
    »Genau. Nichts Persönliches.«
    Sie öffnete den Kofferraum ihres Wagens, schüttelte eine alte Patchworkdecke aus und bedeutete ihm, die Glasscheibe draufzulegen.
    »Wieviel ist so ein Ding eigentlich wert?« fragte er.
    Sie beobachtete, mit welcher Leichtigkeit er mit der sperrigen Scheibe umging. Beneidenswert. Sein kraftvoller, muskulöser Körper bewegte sich mit einer Geschmeidigkeit und Grazie, die sie jedesmal aufs neue bewundern mußte. Wie ihre Glasbilder veränderte sich Hawk mit jeder Bewegung, mit jedem Augenblick, mit jedem Lichteinfall.
    Und wie scharfes Glas konnte er sie tief verletzen, wenn sie auch nur einen Moment lang unvorsichtig wurde.
    »Ein kleines Bild wie dieses bringt um die tausend bis tausendzweihundert Dollar«, erklärte sie und wickelte die Scheibe mit energischen Bewegungen ein. »Abzüglich der Galeriekom-mission natürlich und der Materialkosten. Gutes Glas ist ziemlich teuer.«
    Sie schlug den Kofferraumdeckel zu.
    »Wie viele Stücke hattest du in der Ausstellung in Vancouver?« bohrte Hawk weiter.
    »Zweiunddreißig.«
    Angel öffnete ihre Handtasche und wühlte nach den Wagenschlüsseln.
    »Hast du sie verkauft?« wollte er wissen.
    Sie blickte auf und fand Hawks durchdringende braune Augen auf sich gerichtet.
    »Alle bis auf drei«, antwortete sie.
    »Und die, die du verkauft hast - waren das kleine Stücke?«
    »Nein. Sie waren sogar ziemlich groß. Warum?«
    Hawk ignorierte ihre Frage.
    »Wie viele Ausstellungen machst du pro Jahr?« fragte er.
    Angel nahm die Schlüssel aus ihrer Tasche und blickte Hawk an. Sie fragte sich, warum ihn das interessierte. Aber es war einfacher zu antworten, als zu streiten. Und außerdem spielte es ohnehin keine große Rolle.
    Geld war ein ungefährliches Thema. Es war nicht persönlich, so wie Gefühle.
    »Dieses Jahr hatte ich drei«, sagte Angel. »Eine in Seattle, eine in Portland und eine in Vancouver.«
    »Gingen sie gut?«
    »Ja.«
    »Du brauchst also das Geld aus dem Verkauf von Eagle Head wirklich nicht, stimmt’s?« fragte Hawk.
    »Nein.«
    »Aber Derry.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Angel zögerte. Dann zuckte sie mit den

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