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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Besorgungen für sie und bringe sie zum Arzt, bis sie wieder selbst fahren kann.«
    Er überlegte stirnrunzelnd.
    »Mrs. Carey«, murmelte er. »Den Namen hab’ ich schon mal gehört.«
    »Gelees und Marmeladen«, sagte sie und öffnete die Fahrertür.
    Hawk stieg ebenfalls aus und traf sie beim Kofferraum.
    »So wie in diesen Gläsern hier?« fragte er und hob die eingewickelte Glasscheibe heraus.
    »So wie in unserer Frühstücksmarmelade.«
    Hawk schnalzte anerkennend mit der Zunge.
    »Jetzt erinnere ich mich wieder an den Namen«, sagte er. »Willst du Marmelade kaufen?«
    »Oh, Mrs. Carey würde mir ihren Kater auf den Hals hetzen, wenn ich so was auch nur andeuten würde. Ich lasse mit ihre wundervollen Marmeladen schon mein Leben lang schmecken. Alle geschenkt. Bis zum letzten Löffel.«
    »Und genau das macht sie noch köstlicher«, sagte Hawk.
    Wieder überraschte er Angel. Sie hätte nicht gedacht, daß er verstehen würde.
    »Ja«, erwiderte sie einfach.
    »Schau nicht so geschockt, Angel. Ich weiß, was Geschenke bedeuten. Ich hab’ an jedem Geburtstag, an jedem Weihnachtsfest verzweifelt auf eins gehofft. Nach einer Weile habe ich dann endlich kapiert, daß es keinen Zweck hat zu hoffen.«
    Sie schloß einen Moment lang die Augen. Sie versuchte, seinen Schmerz nicht so stark zu fühlen.
    »Und dann hat mir meine Lehrerin in der dritten Klasse eine kleine Zuckerstange mit einem grünen Bändchen drumrum geschenkt«, sagte Hawk. »Ich hab’ das Ding bis zum Weihnachtsmorgen aufgehoben, wenn auch die anderen Kinder ihre Geschenke auspacken würden.«
    Angel krampfte die Hände hilflos zusammen.
    »Dann bin ich hinaus aufs Feld gegangen, bis ich alleine war«,
    fuhr er fort. »Ich weiß noch, wie die Verpackung geknistert hat, ich kann den frischen Geruch nach Minze noch riechen; ich sehe das leuchtend grüne Bändchen noch vor mir und die glänzende, weißrot gestreifte Zuckerstange. Es war das Köstlichste, was ich je probiert habe. Ich habe das Bändchen danach so lange in meiner Tasche aufgehoben, bis es vollkommen zerfetzt war.«
    Hawk schüttelte verblüfft den Kopf. Er hätte nicht gedacht, daß ihn das nach all den Jahren noch so treffen würde.
    »Daran habe ich schon seit langer Zeit nicht mehr gedacht«, sagte er.
    Angel stiegen die Tränen in die Augen, als sie an die Weihnachts- und an die Geburtstagsfeste dachte, die sie erlebt hatte, voller Geschenke, Lachen und Liebe. Sie hatte soviel verloren, damals vor vier Jahren, aber sie hatte immerhin etwas zu verlieren gehabt.
    Tausende schöner Erinnerungen, Jahre voller Liebe.
    Hawk hatte nichts als einige wenige kostbare Momente, den schwachen Geschmack von Minze und ein Bändchen, das ein Junge so lange bei sich getragen hatte, bis es nur noch aus Fetzen bestand.

18. Kapitel
    Angel schloß wortlos den Kofferraumdeckel und folgte Hawk zur Eingangstür von Mrs. Careys Haus. Sie klingelte und wartete, denn sie wußte, daß Mrs. Carey ein Weilchen brauchen würde, um zur Tür zu kommen.
    Hawk merkte, wie still Angel auf einmal war und wie angespannt ihr zartes Gesicht wirkte. Er sah die winzigen Abdrücke auf ihrer Unterlippe, wo sie ihre Zähne hineingegraben hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, was sie so aus der Ruhe gebracht haben mochte. Er wußte nur, daß er die kleinen Abdrücke am liebsten mit seiner Zungenspitze fortgewischt hätte.
    Wie seine Erinnerung an die Minzstange überraschte ihn auch dies. Er merkte auf einmal, daß sein Bedürfnis, Angel zu trösten, weitaus stärker war als sein Drang, sie zu verführen. Er wollte sie lächeln sehen, weil er ihr Freude bereitet hatte. Er wollte -
    Mrs. Carey öffnete die Tür. Ihr grauer Haarschopf reichte kaum bis zu Hawks Brustbein. Sie rückte ihre Brille zurecht, während sie zu dem großen, dunklen Mann aufblickte, der so unerwartet auf ihrer Türschwelle stand.
    »Guten Morgen, Mrs. Carey«, sagte Angel mit leiser Stimme. Hawks traurige Erinnerungen wirkten immer noch in ihr nach. »Ich möchte Ihnen Miles Hawkins vorstellen. Hawk, das ist Mrs. Carey.«
    »Mr. Hawkins«, sagte die alte Dame und nickte Hawk zu.
    »Nennen Sie mich ruhig Hawk - wie jeder hier in Kanada.«
    Er warf Angel einen bezeichnenden Seitenblick zu. Dann nahm er das in die Decke gewickelte Glasbild auf den anderen Arm und ergriff die kühle trockene Hand der alten Dame.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Mrs. Carey«
    Die klugen schwarzen Augen der alten Dame musterten den Mann, der vor ihr stand. Dann nickte sie

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