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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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das Geschehene. Wie in Wellen strömte er von ihr aus und griff auf ihn über. Doch ihrer Stimme war nichts davon anzumerken und auch ihrem Gesicht nicht. Nur ihre Augen, so voller Schatten, besaßen die Farbe der sturmzerrissenen See.
    Sie sprach weiter, ruhig, unnachgiebig, gnadenlos. Ihre Augen waren trocken. Die winzigen Glöckchen an ihrem Kleid zitterten, ein Geräusch wie ein qualvoll-süßer Schmerz.
    »Ich wäre auch fast gestorben«, sagte Angel, »wenn Derry mich nicht aus dem brennenden Wrack gezogen hätte. Ich war sehr schwer verletzt. Er blieb bei mir, als ich im Krankenhaus lag, kämpfte härter um mein Leben als ich. Und dann hat er sich um mich gekümmert, bis ich wieder gehen konnte.«
    »Warum zum Teufel hast du dann nicht mit ihm geschlafen?« fauchte Hawk, den die tiefe Zuneigung, die sie offensichtlich für Derry fühlte, in unerklärliche Rage brachte.
    »Das ist nicht die Art Liebe, die wir füreinander empfinden.«
    Er wartete.
    Angel hob die Augen wieder zu Hawk auf. Sein Blick war schneidend. Kein Trost war dort zu erwarten.
    »Ich weiß nicht, ob ich dir das begreiflich machen kann«, sagte sie einfach. »Derry ist der einzige Mensch auf Erden, der meine Erinnerungen an meine Kindheit teilt, an meine Eltern und an Grant, an Sommerpicknicks am Strand ... an Lachen und an Lagerfeuer und an das Wunder der ersten Liebe. Derry ist der einzige, der sich an den Abend erinnert, an dem Grant und ich unsere Verlobung bekanntgaben, an das, was wir sagten, und die -«
    »Warum errichtet ihr beide nicht gleich einen gottverdammten Schrein?« fragte Hawk kalt.
    Er hinterfragte die blinde Wut nicht, die ihn bei dem Gedanken erfüllte, daß Angel jemanden lieben könnte.
    Sogar wenn dieser Jemand tot war.
    Angel kämpfte verzweifelt gegen ihre aufsteigende Wut, die sich wie mit Eisenkrallen um ihr Herz krampfte. Mit einer Anstrengung, die sie erzittern ließ, gelang es ihr, ihre Stimme ruhig zu halten.
    »Ich muß sagen, dein Name paßt wirklich gut zu dir«, sagte sie langsam. »Hawk, der Falke. Ich war eine ziemlich leichte Beute, nicht wahr?«
    »Konntest du’s deshalb letzte Nacht kaum abwarten, wieder nach Hause zu kommen? Hattest du Angst, du würdest noch mal mit mir im Bett landen?«
    Der harte, gnadenlose Ausdruck auf seinem Gesicht ernüchterte sie, wie nichts sonst es vermocht hätte.
    »Nein«, erwiderte sie ruhig. »Ich habe keine Angst, noch mal mit dir im Bett zu landen. Ich weiß jetzt, was es heißt, Perlen vor die Säue zu werfen.«
    »Dafür hältst du also deine Jungfräulichkeit - für eine kostbare Perle?« fragte Hawk ätzend.
    »Nein. Aber du machst das wieder wett. Du hast dich wie eine regelrechte Sau benommen.«
    Einen Moment lang herrschte eine explosive Stille.
    Dann sagte Hawk mit leiser, gefährlicher Stimme: »Warum hast du dich mir hingegeben, Angel? Denn das hast du getan. Ich habe dich nicht gegen deinen Willen genommen. Oder ist das vielleicht die Lüge, mit der du dich heute morgen tröstest? Armer kleiner Engel«, spöttelte er, »zu Fall gebracht von einem durchtriebenen Falken.«
    In diesem Moment war Angel dankbar für all die Tränen, die sie in der vergangenen Nacht vergossen hatte. Sie ermöglichten es ihr, jetzt nicht zu weinen. Tief in ihrem Innern wandelte sich die verzweifelte Frage von Warum? in Wie?
    Wie konnte ich mich nur souschrecklich irren?
    Als ihr die Antwort darauf einfiel, sprach Angel ohne zu überlegen, ohne sich um die Konsequenzen Gedanken zu machen.
    »Ich dachte, ich würde dich lieben«, sagte sie. »Das war natürlich ziemlich dumm von mir. Ich habe Lust mit Liebe verwechselt - und am Ende ist mir nichts von beidem geblieben.«
    Hawks Pupillen weiteten sich und zogen sich dann zu kohlschwarzen Punkten in klaren, tiefbraunen Augen zusammen. Er schwieg überrascht.
    Sie hatte das Wort Liebe auf dieselbe spöttische Art ausgesprochen wie er, wenn er es benutzte. Und indem sie so sprach, verriet Angel ihm, daß er ihr ebenso weh getan hatte, wie ihm damals weh getan worden war.
    Der Gedanke senkte sich wie ein Stahlhaken tief in seine Eingeweide und bohrte sich mit jedem Atemzug tiefer.
    Hawk hatte es nicht einmal für möglich gehalten, daß er Angel so verletzen könnte. Um so verletzt werden zu können, mußte man zuerst einmal lieben. Aber für Hawk existierte die Liebe seit seinem achtzehnten Lebensjahr nicht mehr.
    Nicht für ihn.
    Und auch nicht für andere.
    »Keine Fragen mehr?« fragte Angel ruhig.
    Hawk sagte nichts. Es gab nichts

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