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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Unschuld geopfert hast, ist nichts Besonderes?«
    »Das hätte es sein sollen«, sagte Angel in einem verächtlichen Ton, der täuschend an Hawk erinnerte. »Aber am Ende war es etwas so Besonderes wie ein aufgeschlagenes Knie.«
    »Mach nur so weiter. Bald hast du mich soweit«, versprach Hawk in bedrohlichem Ton. Er meinte jedes Wort ernst.
    Angels Augen verengten sich. Sie lächelte, ein kleines, kaltes Lächeln. Der Gedanke, Hawk bis an seine Grenzen zu treiben, gefiel ihr.
    Ihm weh zu tun gefiel ihr.
    »Dann stoße ich eben an deine Grenzen. Na und?« fragte sie achtlos. »Du solltest dich nie auf eine Auseinandersetzung mit jemandem wie mir einlassen, Hawk. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Dadurch bin ich im Vorteil.«
    »Und was ist mit Derry?« fragte er aalglatt, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    Abrupt schüttelte Angel die Kälte und Grausamkeit ab, die die Folge ihrer Demütigung waren. Sie hatte vergessen, wie leicht und wie erschreckend befriedigend es war, wenn unerträglicher Kummer sich in Härte wandelte und den Rest der Welt bluten ließ, während man dabei zusah.
    Aber Grausamkeit gebar nur noch mehr Grausamkeit, verstümmelte die Menschen, die man liebte, zerfraß einem die Seele, war wie ein Strudel, der einen tiefer und tiefer hinabzog, bis man sich am Ende selbst zerstörte.
    Die Erkenntnis, daß sie diese Lektion immer noch nicht gründlich genug gelernt hatte, war für Angel wie eine schallende Ohrfeige. Sie erbleichte. Ihre riesigen, traurigen grünen Augen waren das einzig Farbige in ihrem Gesicht.
    Ich werde alles tun, um mich wegen Hawk nicht selbst zu zerstören. Und lieber sterbe ich, als Derry kaputtzumachen.
    »Angel ist der Name, den ich mir nach dem Unfall gegeben habe, als ich mich schließlich zum Weiterleben entschloß«, sagte sie.
    Hawk lauschte ihrer leisen, beherrschten, ausdruckslosen Stimme und fühlte, wie ihn ein Schauder überlief.
    »Ein Engel ist ein Wesen, das gestorben und wiederauferstanden ist. Wie ich«, sagte sie. »Es lebt, dann stirbt es, und dann lebt es wieder. Engel.«
    Hawk hätte Angel in diesem Moment am liebsten in die Arme genommen. Das einzige, was ihn zurückhielt, war die Gewißheit, daß sie sich wie ein in die Enge getriebenes Tier gegen ihn wehren würde.
    Was er ihr wohl kaum verübeln könnte. Er hatte sie tief verletzt, und er hatte keinerlei Erfahrung, wenn es ums Wiedergutmachen ging. Er hatte ihr nichts zu geben, außer Leere und einen überwältigenden, abgrundtiefen Wissenshunger nach dem zerbrechlichen, flüchtigen und doch so mächtigen Gefühlskomplex, der sich Liebe nannte.
    Ein ganzes Leben voller Fragen, die darauf warteten, beantwortet zu werden.
    »Würdest du um Derrys willen noch mal mit mir schlafen?« fragte Hawk.
    Angel hörte eher Neugier als Begehren in Hawks Stimme.
    »Du willst mich doch gar nicht«, sagte sie, »also stellt sich die Frage überhaupt nicht.«
    »Wie kommst du darauf, daß ich dich nicht will?«
    Das harte Schnauben, das Angel ausstieß, ließ sich schwerlich als Lachen bezeichnen. Mit Augen, die so hart funkelten wie Jade, blickte sie zu Hawk auf.
    »Dir hat das Desaster auf dem Boot doch ebensowenig gefallen wie mir«, sagte sie. »Also mach dir keine Sorgen. Ich werd’ dir ganz sicher kein Bein stellen und über dich herfallen. Keine Schäferstündchen mehr. Das ist ein Versprechen.«
    Angel streckte den Kopf vor und warf einen Blick auf Hawks goldene Armbanduhr.
    »Die Flüt kommt in zwanzig Minuten«, sagte sie in sachlichem Ton. »Wie sieht’s aus, Hawk? Fisch oder Köderhappen?«
    »Oh, ich halte mich ans Fischen. Immer.«
    Dann beugte sich Hawk so weit vor, daß er Angels Körperwärme spüren konnte. Nahe, ganz nahe, ohne sie jedoch zu berühren.
    »Hast du wirklich geglaubt, du würdest mich lieben, Angel?«
    Die blutrote Glasrose, die Angel im Geiste festgehalten hatte, zersprang in tausend Stücke. Auf einmal konnte sie Hawks Nähe nicht länger ertragen.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte zum Felspfad zurück. Mit jedem Schritt bebten und zitterten die Glöckchen an ihren Hand- und Fußgelenken. Die süßen Laute durchfuhren Hawk wie winzige Pfeile, zu klein, um ihnen ausweichen zu können, winzige Wunden, winzige Haken, die ihn lehrten, wie man blutete.
    Hawk rannte hinter ihr her. Er hatte Angst, daß sie auf dem schmalen Pfad ausrutschte, hatte Angst, daß sie hinfiel, weil ihre Flügel zerrissen waren und sie nicht länger fliegen konnte.
    Doch selbst als er sie eingeholt und

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