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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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mehr zu sagen.
    »Gut«, meinte sie in gespielt munterem Ton. »Dann laß uns angeln gehen.«
    Ihr beherrscht kühler Ton riß ihn aus seiner Betäubung und entfachte erneut seine Wut. Sein Mund preßte sich zu einem Strich zusammen.
    »Kalt wie das Meer, Madam, stimmt’s?« meinte er.
    Angel blickte über die weite, wolkenverhangene See.
    »Das Meer ist nicht kalt«, sagte sie. »Es wimmelt von Leben. Ich bin so kalt wie ein Raubtier. Tod, nicht Leben. Willst du nun angeln gehen oder nicht?«
    »Was ich will, ist, dir den hübschen kleinen Hals umdrehen.«
    »Das wäre schade«, sagte Angel in gleichgültigem Ton. »Denn das ist so ziemlich der einzige Teil meines Körpers, der heil geblieben ist.«
    Hawk beugte sich zu ihr. Seine Stimme klang auf einmal ganz anders.
    »Und dein Herz?« fragte er leise.
    »Mein Herz ist schon lange bevor wir uns trafen zerbrochen.«
    »Angel...«
    Seine Stimme klang wie eine samtige Liebkosung. Ihr Magen krampfte sich zusammen, fest eingeschlossene Gefühle drohten hervorzubrechen.
    »Nenn mich nicht so«, sagte Angel mit erstickter Stimme.
    »Warum nicht? Weil er dich Angel genannt hat?«
    »Er?«
    Hawks Nasenflügel blähten sich. Er beugte sich näher, so nahe, daß er das zarte Parfüm riechen konnte, das Angel benutzte.
    »Der Junge, den du geliebt hast«, sagte er. »Derrys Bruder.«
    Angel wandte sich ab. Sie haßte die verräterische Wärme, die von Hawks Körper ausströmte und ihr dünnes Kleid durchdrang.
    »Wir verpassen die Flut, wenn wir uns nicht beeilen«, sagte sie.
    »Antworte mir.«
    Angel drehte sich so schnell zu ihm herum, daß die winzigen Silberglöckchen verzweifelt zitterten. Aber ihre Stimme war ganz leise, fast zu leise für Hawk, obwohl er nur Zentimeter von ihr entfernt war.
    »Grant hat mich Angie genannt, Liebling, Süßes, Schatz, Liebes. Er nannte mich seinen Sonnenschein, sein Herzchen, sein -«
    »Aber du hast nicht mit ihm geschlafen«, unterbrach Hawk sie roh. Er wollte nicht mehr hören.
    »Nein. Und das ist das einzige, was ich an meiner Liebe zu ihm wirklich bereue.«
    Sie wollte aufhören, aber ihre Stimme sprach weiter, leise, gnadenlos. Sie konnte die Worte einfach nicht zurückhalten, obwohl sie ihren mühsam erkämpften inneren Frieden zerstörten.
    »Mein Gott, wie sehr ich das bereue!« stieß sie heiser hervor. »Ganz besonders jetzt!«
    Hawk zog scharf den Atem ein. Er wußte, daß Angel an ihre unglückselige Entjungferung durch ihn dachte.
    Aber sie sprach immer weiter, mit leiser Stimme, so leise, daß Hawk sich anstrengen mußte, um alles zu verstehen, um jedes einzelne Wort fühlen zu können, Widerhaken, die sich in seine Haut bohrten, die durch die dicke, lebenslange Narbenschicht bis in das darunterliegende empfindliche Fleisch drangen.
    »Wenn ich gewußt hätte, daß er sterben würde, mein Gott, ich hätte natürlich mit ihm geschlafen.« Angels Stimme zitterte, brach fast. »Aber ich war jung. Ich dachte, wir hätten Zeit. Ein ganzes Leben lang. Und Grant -«
    Ihre Stimme brach über seinem Namen. Sie holte zitternd Atem und sprach dann weiter. Ihr Ton war vollkommen ausdruckslos.
    »Grant wollte, daß das erste Mal für mich perfekt wäre«, sagte sie. »In unserem eigenen Heim, in unserem eigenen Bett, mit jedem Recht der Welt, während wir uns langsam, zärtlich und wundervoll lieben würden.«
    Hawk schloß einen Moment lang die Augen. Er mußte an den Augenblick denken, in dem er wütend und unbeherrscht in Angel eingedrungen war. Aber dieser Augenblick war vorbei, war so unwiederbringlich vorbei wie seine Kindheit.
    Es hatte keinen Zweck, sich über etwas den Kopf zu zerbrechen, das sich nicht mehr ändern ließ. Alles, was sich ändern ließ, alles, was noch übrig war, war die Zukunft - ein Engel mit zerrissenen Flügeln und mit grünen Augen, die die Hölle gesehen hatten, und ein Falke, der das Paradies gesehen, es aber nicht begriffen hatte, als er seine wilden, schwarzen Krallen in dessen warmes Fleisch schlug.
    Hawk ließ die Vergangenheit hinter sich. Er wußte, daß er nichts daran ändern, daß er nichts ungeschehen oder wiedergutmachen konnte.
    Aber lernen, das konnte er.
    Nur so war Überleben möglich. Indem man aus seinen Fehlern lernte.
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet«, sagte er tonlos. »Warum ärgert es dich, wenn ich dich Angel nenne?«
    »Jeder nennt mich Angie. Es gibt nichts Besonderes zwischen uns. Warum solltest du mich also anders nennen?«
    »Die Tatsache, daß du mir deine

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