Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
Vom Netzwerk:
daß Rennen nicht gerade eine clevere Methode für einen erwachsenen Mann war, seine Kohle zu verdienen. Der letzte Crash hat mich sechs Monate gekostet und dann noch mal drei Jahre, um genug Geld zusammenzubekommen, damit ich dem Rennzirkus für immer Lebewohl sagen konnte.«
    »Was hast du danach gemacht?«
    »An der Börse spekuliert. Hab’ Land gekauft und wieder verkauft. Ich hab’ ein Talent dafür. Wie beim Rennen. Und wie beim Rennen war’s mir auch hier im Grunde egal, ob ich gewann oder verlor. Der Adrenalinstoß war genug.«
    »Und jetzt?« flüsterte Angel.
    Hawks Hand hielt inne. Ohne sie zu berühren, zeichnete er den anmutigen Schwung ihrer Wirbelsäule nach. Er dachte an all die Frauen, die er genommen und wieder fallengelassen hatte, dachte an die kalte, unendliche Leere des Himmels und seines Herzens, an die Jagd, an den Sieg und seinen schalen, aschigen Nachgeschmack.
    »Adrenalin allein ist nicht mehr genug«, sagte er. »Aber es ist besser als gar nichts.«
    Der trostlose Ton, mit dem Hawk diese scheinbare Tatsache akzeptierte, zerriß Angel das Herz. Sie schloß einen Moment lang die Augen, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, ihn anzusehen, ohne ihn zu berühren, ohne ihm ein wenig menschliche Wärme und Mitgefühl zu geben.
    Aber sie hatte immer noch Angst vor ihm, Angst vor sich selbst. Am meisten jedoch fürchtete sie sich vor dem sexuellen Hunger, der sie überkam, sobald sie daran dachte, wie schön es anfangs gewesen war, wie zärtlich und liebevoll er sie gestreichelt hatte.
    Was sie jedoch genausowenig vergessen konnte, war das Ende, waren die Schmerzen, die Wut und die Verachtung.
    Hawk entfernte den Waschlappen und berührte behutsam Angels Haut. Dann griff er nach der antibiotischen Salbe. Er hatte sie geholt, als er fortging, um seine Jeans anzuziehen - um Angel den Anblick seines erregten Geschlechts, das sich unübersehbar unter seiner Badehose wölbte, zu ersparen.
    Er massierte die Salbe so sanft in ihre Haut, daß sie kaum etwas davon spürte.
    »Wie fühlt sich dein Rücken an?« fragte er nach einer Weile.
    »Besser«, sagte sie und setzte sich auf. »Gar nicht mehr so wund.«
    Angels Worte beruhigten Hawk, aber ihre Stimme zitterte, und sie weigerte sich, ihn anzusehen.
    »Angel?«
    Wortlos schüttelte sie den Kopf. Das Haar fiel ihr übers Gesicht und verbarg ihre Tränen, bevor Hawk sie sehen konnte. Aber er hatte sie in ihrer Stimme gehört.
    Sanft strich er die seidige Fülle aus ihrem Gesicht. Tränen glitzerten in ihren Wimpern.
    »Es tut mir leid«, murmelte er, wagte es nicht, sie zu berühren, aus Angst, ihr noch mal weh zu tun. »Ich wollte dir nie weh tun, Angel. Nicht dir. Ich hab’ einfach nicht begriffen, daß du anders bist als die anderen.«
    Angel öffnete die Augen. Kristallklare Tränen kullerten ungehindert über ihre Wangen. Durch den nassen Schleier sah sie den Schmerz auf seinen Zügen, sah das tiefe Bedauern, das seinen Blick überschattete und seine Stimme heiser klingen ließ.
    »Ich weiß das jetzt«, flüsterte sie.
    Langsam zog er sie in seine Arme, drückte sie fest an sich und murmelte tröstende Worte. Die Tränen liefen ihr ungehemmt über die Wangen; sie besaß einfach nicht die Kraft, sie aufzuhalten.
    Hawks Leben war so vollkommen anders verlaufen als das ihre. Sie wußte nun, warum er so hart und rücksichtslos, warum er zu einem Jäger geworden war - zu einem Mann, der weder Zärtlichkeit noch Liebe kannte.
    Und doch wollte er lieben, mußte er lieben, sehnte sich mit einer Verzweiflung danach, die Angel erschreckt hätte, wäre sie ihrem eigenen Hunger nicht so ähnlich gewesen. Mit zitternder Hand berührte sie seine Wange.
    »Ist schon in Ordnung, Hawk. Ich verstehe jetzt, was passiert ist. Du hast nie Liebe erfahren und ich nie Haß.«
    »Angel...«, flüsterte er.
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem traurigen Lächeln.
    »Kein Wunder, daß wir einander so falsch eingeschätzt haben«, sagte sie. »Du dachtest, ich würde dir die Liebe nur Vorspielen. So hast du mich doch genannt, nicht wahr? Eine Schauspielerin.«
    Hawk schloß die Augen. Er konnte Angels traurigen Ausdruck und ihr zitterndes Lächeln nicht mehr ertragen.
    »Ja«, sagte er.
    »Ich bin eine schreckliche Schauspielerin.«
    »Ja«, flüsterte er und strich über ihre Arme bis hinauf zu ihren Schultern. »Das weiß ich jetzt.«
    Angel starrte Hawk überrascht an. Seine Stimme hatte so unendlich traurig geklungen.
    »Es war nicht deine Schuld«, sagte sie heftig.

Weitere Kostenlose Bücher