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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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können. Dann kam Jenna mit einem Plan zu mir - die Farm zu verkaufen und einen richtigen Rennwagen für mich anzuschaffen.«
    Hawks Ton war gleichgültig, aber die kalte Verachtung, die er für sich und für Jenna empfand, ließ jedes Wort scharf und deutlich klingen.
    »Ich konnte mein Glück kaum fassen«, sagte er. »Nicht nur, daß ich den heißesten Rock von ganz Texas fickte, sie war auch noch bereit, mir ihre Hälfte der Farm zu überlassen, damit ich ganz groß ins Renngeschäft einsteigen konnte. Was konnte ein Junge mehr verlangen?«
    Liebe, sagte Angel in Gedanken.
    Aber sie behielt den Gedanken für sich. Sie verstand allmählich, warum Hawk Liebe für solch einen Schwindel hielt.
    »Also gingen wir zu einem Anwalt und unterschrieben die Papiere«, fuhr er fort. »Ich würde das Geld an meinem achtzehnten Geburtstag erhalten, an dem Tag, an dem ich volljährig wurde und Jenna nicht länger mein Vormund war. Wir hatten vor, danach zu heiraten, einen Rennwagen zu kaufen und glücklich bis an unser Lebensende zu leben.«
    Hawk sagte nichts mehr.
    Angel erstarrte. Sie wollte nicht fragen, wußte, daß sie kein Recht hatte, in ihn zu dringen ... aber sie konnte nicht anders.
    »Was ist passiert?« fragte sie mit zitternder Stimme.

22. Kapitel
    Zuerst rechnete Angel nicht mit einer Antwort. Dann zuckte Hawk mit den Schultern und fuhr fort. Seine Stimme klang kalt und nüchtern.
    »Ich kam von einem Rennen zurück, an meinem achtzehnten Geburtstag, grinsend wie ein Idiot, eine glänzende Plastiktrophäe in den Händen«, erklärte er. »Niemand war da, außer einer jungen Frau. Einer Fremden. Sie war schwanger und ebenso überrascht, mich zu sehen, wie ich bei ihrem Anblick war.«
    Als die Stille unerträglich wurde, sagte Angel: »Ich verstehe nicht.«
    »Nun, ich hab’s damals auch nicht verstanden. Dann erklärte sie mir, daß ihr Mann die Farm von Jenna gekauft hätte, bar auf die Hand. Er besaß jedes verdammte Ding auf der Farm, außer den Klamotten, die ich anhatte.«
    Das Schweigen dehnte sich so lange aus, daß Angel schon befürchtete, Hawk würde nicht weitersprechen. Als er es schließlich tat, klang seine Stimme ausdruckslos, vollkommen leer, als ob ihn die Vergangenheit nicht länger berührte.
    Angel berührte seine Schilderung zutiefst. Immer wieder mußte sie an den kleinen Jungen denken, der eine Zuckerstange bis Weihnachten aufgehoben hatte und die Erinnerung daran immer noch wie einen Schatz hütete, ein Symbol dafür, daß jemand an ihn gedacht hatte, wenigstens ein einziges Mal.
    »Anscheinend hatte ich damals in dem Anwaltsbüro meine Hälfte der Farm an Jenna überschrieben«, fügte er hinzu.
    Verachtung und Spott durchzogen seine Worte und ließen seine Augen so trostlos aussehen wie einen Winterhimmel.
    »Offenbar schlief Jenna schon seit ’ner ganzen Weile mit dem Anwalt«, sagte Hawk. »Und ich war nun vollkommen auf mich allein gestellt. Und Jenna? Nun, Jenna war verschwunden. Ab in die Großstadt und zu Männern, die nicht nur Texasdreck unter den Fingernägeln hatten.«
    »Was hast du gemacht?« fragte Angel nach einer Weile.
    Ihre Stimme war leise, fast ängstlich. Der Hawk, den sie kannte, hätte Jenna aufgestöbert. Doch dann begriff sie, daß der Hawk von heute gar nicht erst auf Jenna hereingefallen wäre.
    Dem jetzigen Hawk lag nicht genug an einem anderen Menschen, um sich die Mühe zu machen, ihn ausfindig zu machen.
    »Ich bin weiter Rennen gefahren«, erwiderte er.
    Der kurze Satz sagte Angel mehr, als sie wissen wollte. In Gedanken sah sie einen jüngeren Hawk vor sich, der wie ein Besessener durch die Gegend raste, dem es egal war, ob er lebte oder starb.
    »Und ich hatte Frauen«, sagte er. »Solange ich gewann, jedenfalls. Ein paarmal zu oft verloren, ein Unfall, und futsch waren sie. Sobald ich aber wieder gewann, kamen sie angesummt wie die Fliegen.«
    Angel schloß die Augen, als sie die Verachtung in seiner Stimme hörte, die Verachtung für sich selbst und für Frauen. »Du hattest Glück, daß du dich nicht umgebracht hast«, sagte sie, als sie ihrer Stimme wieder trauen konnte.
    »Hat ’ne Weile gebraucht, bis ich das begriffen hatte«, gab Hawk zu. »Zuerst war ich irgendwie enttäuscht darüber, daß es mir nie so recht gelang.«
    Angel erschauderte.
    »Dann passierte was Komisches«, fügte er langsam hinzu. »Jedesmal, wenn ich fast krepiert wäre, wurde das Leben irgendwie wertvoller für mich. Als ich dreiundzwanzig war, wußte ich schließlich,

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