Flammender Himmel
»Hawk, hör mir zu! Ich gebe dir nicht die Schuld an dem, was passiert ist.«
»Aber ich.«
»Aber -«
»Du hast mir etwas gegeben, was eine Frau einem Mann nur einmal im Leben geben kann«, erwiderte er. »Und ich ... von mir hast du nur das bekommen, was ich allen anderen Frauen gegeben habe. Deine Unschuld war wie ein Schock für mich. Deine Aufrichtigkeit hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Und deshalb habe ich dir weh getan. Schlimm weh getan. Du leidest jetzt noch darunter.«
Hawks Mund strich über Angels Hand, über ihr Handgelenk und über ihre leicht geöffneten, zitternden Lippen, die den seinen so nah waren. Zu nah.
»Ich würde dir so gerne etwas Schönes schenken, etwas, das dir Freude und keine Schmerzen bereitet«, sagte er leise. »Laß mich meine Erfahrung dazu benutzen, dir etwas zu geben, das nicht destruktiv ist. Ich werde dich nicht nehmen. Ich werde dich mit nichts berühren, außer mit meinen Händen, mit meinem Mund und mit meinem Atem.«
Angel blickte in Hawks unglaublich klare braune Augen und sah darin ihr eigenes Spiegelbild, sah ihre eigenen Sehnsüchte, ihr eigenes Bedürfnis, Schönheit aus den scharfen Splittern der Vergangenheit zu erschaffen.
Hawks Züge waren nicht länger hart. Qualvolle Hoffnung zeichnete sich auf ihnen ab, ein kleiner Junge, der auf Geschenke wartete, die nie kamen, der auf Liebe wartete, eine Liebe, deren
Ausmaß er nur durch ihr Fehlen ermessen konnte, eine schmerzliche Leere, so kalt wie das Meer.
Und dann spürte er Angels Wärme, spürte ihren süßen Atem an seiner Brust, fühlte das Zittern, das sie durchlief, als sie sich ihm anvertraute.
»Ja«, flüsterte sie.
Dieses kleine Wort erfüllte Hawk mit solcher Freude, daß ihm fast das Herz zerspringen wollte. Es war ein Geschenk, wie er nie zuvor eins erhalten hatte. Er versuchte, etwas zu sagen, versuchte, Angel für ihr Vertrauen, das er gar nicht verdiente, zu danken, aber die Stimme versagte ihm.
Mit zitternden Fingern strich er über ihr Haar. Er hielt sie sanft umschlungen und wiegte sie leicht hin und her. Mit geschlossenen Augen schwelgte er in dem Gefühl, sie in den Armen zu halten.
Warme, sanfte Lippen streiften über Angels Schläfen, über ihre Lider, über ihre Wangen. Lange, kräftige Finger vergruben sich in ihrem Haar und zogen ihre Sonnenwärme an seinen Mund.
Er vergrub sein Gesicht in ihren seidigen Locken, atmete ihren Duft tief in sich hinein, bis ihm von ihrer Süße fast schwindlig wurde. Dann fühlte er, wie Angel ihre Wange sanft an seiner schwarzbehaarten Brust rieb, und er dachte, sterben zu müssen vor Entzücken.
Langsam hob er ihr Kinn, so daß sie ihn ansehen mußte. Eine ganze Zeitlang blickte er nur in die blaugrünen, rätselhaften Tiefen ihrer Augen. Sie waren von einem warmen Leuchten erfüllt, und die Schatten waren fast vollkommen gewichen. Langsam, ganz langsam, senkte er die Lippen auf ihren Mund.
Die erste Berührung war so süß, so zart, daß Angel Tränen in die Augen traten. Sie senkte die Wimpern, um sie vor ihm zu verbergen. Als sie den Atem durch ihre leicht geöffneten Lippen einsog, kam mit ihm ein Hauch von Hawk, von Wärme und Zärtlichkeit, von vorsichtiger Zurückhaltung.
Behutsam küßte Hawk ihre Mundwinkel, zeichnete ihr klei-nes Lächeln mit seiner Zungenspitze nach und strich dann immer wieder sanft mit seinem Mund über ihren. Seine Lippen berührten sie kaum, ein federleichtes Streicheln nur, das endete, bevor es richtig begonnen hatte.
Dann fing er wieder von vorne an, küßte ihre Schläfen, ihre Augen und ihr Lächeln, seine Zungenspitze ein sanftes Streicheln, sein Mund zurückhaltend und süß, während er sie mit kleinen, köstlichen Küssen verwöhnte.
Tief in ihrem Innern fühlte Angel ein seltsames Fließen, ein Ziehen, ein Auseinanderbrechen, eine Woge, die anschwoll und ihr den Atem raubte. Sie stöhnte leise. Tränen rannen ihr über die Wangen und befeuchteten Hawks Lippen.
Er schmeckte ihre Tränen und hob den Kopf.
»Angel?« fragte er mit leiser, tiefer, vibrierender Stimme. »Was ist los? Stimmt etwas nicht?«
»Ich fühle mich auf einmal schön«, flüsterte sie und blickte ihm tief in die Augen. »Ich hab’ mich noch nie schön gefühlt. Nicht so wie jetzt. Du bewirkst das, deine Zärtlichkeit.«
Ihre Worte riefen sowohl Demut als auch Freude in ihm hervor. Plötzlich erfüllte ihn ein wildes Entzücken, so wild, wie er es nie zuvor empfunden hatte.
»Danke«, sagte er rauh. Dann wisperte
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