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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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machen, konnte seine Bitterkeit mit all ihren Konsequenzen nicht ausradieren. Er konnte jedoch versuchen, ihr zu erklären, was passiert war, und vielleicht würde sie dann ja verstehen, daß er sie nie wirklich hatte verletzen wollen.
    Nicht den Menschen, der Angel Lange war.
    Hawk hatte einfach getan, was er immer getan hatte, seit er achtzehn geworden war: Frauen zu benutzen, ebenso kalt und gefühllos, wie er benutzt worden war.
    Aber wie kann ich ihr das begreiflich machen ?
    Als er schließlich sprach, war seine Stimme ruhig und unbewegt.
    »Ich war zwölf Jahre alt, als mein Vater starb«, begann er. »Er wurde von einem Traktor überfahren. Ich hab’ versucht, ihm zu helfen ... konnte aber nichts tun.«
    Angels Finger krallten sich in die Decke. Hawk sprach so gleichgültig, so ungerührt über den Tod, als ob er nur eine von vielen Tatsachen des Lebens wäre, so unabänderlich wie der Sonnenuntergang.
    »Grandma und ich konnten die Farm nicht allein bewirtschaften, konnten uns aber auch keine Hilfskraft leisten«, fuhr Hawk fort. »Sie hatte noch ein anderes Enkelkind. Ein richtiges Enkelkind, wie sie mir immer wieder versichert hat. Die Tochter ihrer Tochter.«
    Stille. Dann: »Jenna war achtzehn, als sie zu uns kam. Sie war stark und wild und so kalt wie der Winterwind.«
    Instinktiv wußte Angel, daß Jenna das Mädchen war, das Hawk hassen gelehrt hatte. Sie konnte es aus seiner Stimme, aus der eiskalten Verachtung in seinem Ton hören.
    »Wir drei hielten die Farm am Leben«, sagte er. »Es war die reinste Schinderei. Grandma starb, als ich vierzehn war. Jenna wurde danach mein Vormund.«
    Hawk zögerte. Er verglich das, was er ihr nun sagen mußte, mit ihrem behüteten Leben als Teenager, mit den Picknicks am Strand, dem unbeschwerten Lachen. Mit der Unschuld.
    »Jenna verführte mich in derselben Nacht, in der Grandma beerdigt wurde.«
    Angel konnte ihr Entsetzen nicht ganz verbergen.
    »Aber du warst doch erst vierzehn!« rief sie.
    »Ich war fast ausgewachsen und schon seit zwei Jahren scharf auf Frauen, bloß daß mir das bis dahin noch nicht bewußt ge-wesen war. Aber Jenna wußte es. Sie wußte alles über Männer. Sie war die geborene Hure. Sex war ihre Spezialität.«
    Angel stieß einen kleinen, erstickten Laut aus.
    »Damals wußte ich nicht, wie Jenna wirklich war«, erklärte er mit unüberhörbarer Selbstverachtung. »Ich besaß den Körper eines Mannes, aber mein Urteilsvermögen und meine Gefühle waren die eines Jungen. Ich hielt Jenna für vollkommen.«
    Hawks leises, bitteres Lachen schnitt Angel tief ins Herz. Sie unterdrückte einen Protest. So viele schlimme Erinnerungen.
    Und sie brannten immer noch.
    »Die Wahrheit sah ein wenig anders aus«, sagte Hawk. »Die Wahrheit war, daß ich der größte Trottel auf Gottes Erdboden war.«
    Sie stützte sich auf die Ellbogen und drehte den Kopf zu ihm um.
    »Aber du warst doch bloß ein Junge«, sagte sie. »Wie hättest du Bescheid wissen sollen über eine - eine -«
    »Nutte?« schlug Hawk höhnisch vor. »Eine Schlampe? Eine Hure? All die Namen habe ich Jenna gegeben, und schlimmere. Und alle sind zutreffend, ganz besonders die schlimmsten.«
    Seine Augen verengten sich zu flammenden braunen Schlitzen, aber seine Stimme klang sachlich und unbewegt.
    »Jenna sagte, daß wir Geld bräuchten, also fing ich mit Bootsrennen an und mit Autorennen, was immer sich gerade anbot. Ich hatte ziemlich gute Reflexe und war darüber hinaus, wie jeder in meinem Alter, der Überzeugung, daß das Leben ewig dauert. Ich gewann öfter, als ich verlor.«
    Angel wartete mit angehaltenem Atem darauf, daß er fortfuhr.
    »Ich gab Jenna das Geld«, sagte Hawk, »und sie hat verhindert, daß die Bank uns während der Dürrejahre die Farm wegnahm. Dann kamen plötzlich zwei gute Jahre, genau so viel Regen und Sonne, wie wir brauchten.«
    Er blickte Angel an und sah, daß der Waschlappen von ihrem Rücken gerutscht war.
    »Leg dich hin«, sagte er.
    Angel zögerte. Sie wollte Hawks Gesicht sehen, wenn er erzählte.
    Starke Hände drückten ihre Schultern wieder auf die Decke zurück.
    Sie gab nach und legte den Kopf auf die Decke. Aber ihr Blick ruhte unverwandt auf seinem Gesicht. Er tauchte den Lappen erneut ins heiße Wasser. Sie spürte kaum, wie ihn seine ruhigen starken Finger auf ihre Wunde legten und sanft dort festhielten.
    »Ich bin weiter Autorennen gefahren«, fuhr Hawk fort. »Das brachte mehr Geld, als ich’s je auf der Farm hätte verdienen

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