Flammendes Begehren
angetrunken.«
»Es lag mir fern, Euch an Eure Mutter zu erinnern«, sagte Geoffrey mit entschuldigendem Unterton. Er legte seine Hand auf Elizabeth’ Finger, und gemeinsam schoben sie einen Bauern auf ein freies Feld. Plötzlich musste Elizabeth an die Brosche ihrer Mutter denken. Was wohl aus ihr geworden war? Würde er sie ihr zurückgeben, wenn sie ihn hier und jetzt darum bat?
Als Geoffrey ihr jedoch mit dem Daumen über die empfindliche Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger rieb, war der Gedanke wie weggeblasen. »Heute Abend werden wir die Freuden des Lebens feiern«, murmelte er. »Werdet Ihr mit von der Partie sein?«
Sie benetzte sich die Lippen. »Mylord.«
Er ließ von ihrer Hand ab und schnipste mit den Fingern. Sofort stimmte der Barde ein neues Lied an, und einige der Bediensteten begannen zu tanzen. Sie nahmen einander bei den Händen, bildeten einen Kreis und drehten sich um, nachdem sie die passenden Tanzschritte ausgeführt hatten. Der Flötenspieler beschleunigte das Tempo und klopfte mit den Füßen im Takt, während ein anderer Musiker sich zu ihm gesellte und einem Tamburin schnelle Klänge entlockte.
Von einem etwas abgelegenen Tisch trat Dominic auf sie zu. »Welche hübsche Maid darf ich zum Tanze bitten?«
Elizabeth lehnte ab, indem sie den Kopf schüttelte.
Mildred verzog den Mund und nahm einen kräftigen Schluck Wein. »Ich bin alt genug, um Eure Mutter zu sein, und kann mir keinen Grund vorstellen, warum Ihr mit einem alten Weibe wie mir tanzen wollt.«
»Weil mit dem Alter Erfahrung kommt«, erwiderte Dominic mit einem schiefen Lächeln. »Kommt schon, Mildred! Wie wäre es, wenn wir den beiden zeigten, wie es richtig geht?«
Die Zofe kicherte. »Ihr seid ein wahrer Charmeur, wisst Ihr das eigentlich?« Lächelnd wuchtete sie sich hoch und hakte sich bei ihm unter, ehe sie sich unter die Tänzer mischten, die umgehend den Kreis erweiterten.
Geoffrey legte ein Bein auf der Bank ab und lehnte sich seitlich gegen den Tisch. »Ihr tanzt wohl nicht sonderlich gern, holde Maid, oder?«
»Aus meiner Sicht gibt es nichts zu feiern.« Elizabeth nahm einen Schluck von dem tiefroten Wein, der an Blut erinnerte.
»Man sollte die Feste feiern, wie sie fallen. Morgen kann es bereits zu spät sein.«
Geoffrey sprach von dem bevorstehenden Kampf. In der Hoffnung, dass er ihr ihre Unsicherheit nicht ansah, blickte sie zu Mildred und Dominic, denen der Reigen scheinbar große Freude bereitete. Ein seltenes Leuchten glomm im runzeligen Antlitz der Kammerfrau.
»Tanzt mit mir, Elizabeth!«, raunte Geoffrey ihr zu.
Die Entscheidung wurde Elizabeth jedoch abgenommen, denn just in diesem Moment lösten sich die Tanzenden voneinander. Leichtfüßig kehrte Mildred zum Tisch zurück, packte Elizabeth bei der Hand und zog sie fort, hin zur Tanzfläche.
»Mildred, nein!«
»Bitte, Mylady – Ihr ahnt ja gar nicht, was Euch entgeht!«
Als die Tänzer zurückkehrten und Elizabeth mit sich zogen, hatte sie gar keine andere Wahl, als sich ihrem Schicksal zu fügen. Die nächste Weise, die ertönte, war von noch schnellerem Takt, doch Elizabeth gelang es, Schritt zu halten. Es war, als könnte sie die Melodie im Blute spüren.
Sie machte einen Knicks und drehte sich, so dass sich ihr Gewand in Bodennähe aufblähte. Ihre Füße zermahlten die Kräuter, die unter die Streu gemischt waren, und ein Aroma aus Rosmarin, Thymian und Mädesüß entfaltete sich und füllte ihre Lungen. Ihr Zopf löste sich, und das kräftige Haar fiel ihr wild ins Gesicht. Getragen von einer Woge aus Musik und Emotionen wurde Elizabeth leicht ums Herz. Noch nie zuvor hatte sie sich derart lebendig gefühlt.
Mildred grinste, und Elizabeth lachte. Der Rhythmus wurde immer flotter. Immer schneller drehte sie sich um die eigene Achse, umringt von ihrem ungebändigten Haar … bis sie von starken Armen aus dem Ring gezogen und in den Schatten des Treppenaufgangs gezerrt wurde.
Keuchend drückte Geoffrey sie gegen die kühle Steinmauer. Sein Atem streifte ihre Augenbrauen.
»Ach, holde Maid! Was macht Ihr nur mit mir?« Als er ihr einen ungestümen Kuss raubte, sackten Elizabeth die Knie weg.
»Ich muss zurück«, wisperte sie, obwohl sie seinen Kuss mit derselben Leidenschaft erwiderte, die er ihr entgegenbrachte.
»Nein.« Geoffrey hob sie empor und lief, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf zu seinem Privatgemach, wo er sie auf der Bettkante absetzte, ihr die Schuhe von den Füßen riss und ihr mit einer
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