Flammendes Begehren
rauschte.
Elizabeth machte einen Satz. Hinter einer Hecke aus Farn stieß sie auf einen gut erkennbaren Wildpfad.
Ein Zweig unter ihrem Schuh knackte.
Hinter ihr ertönten Rufe.
Die Wunde an ihrer Schläfe pochte. Ihr war so schwindelig, dass ihr fast schwarz vor Augen wurde.
Sie musste weiterlaufen, durfte unter keinen Umständen stehen bleiben.
Elizabeth duckte sich unter tiefen Ästen hindurch, sprang über hervorstehende Baumwurzeln. Wie knochige Finger griffen Zweige nach ihrem Nachtgewand. Der Stoff straffte sich – und riss.
Ihre Verfolger machten Boden wett. Ihr angestrengtes Keuchen war lauter als das ihre.
Elizabeth’ Lungen brannten.
Als sie beinahe über eine Wurzel gestolpert wäre, wurde sie langsamer.
Hinter ihr explodierte ein kehliges Brüllen. Eine Hand packte sie am Arm und riss sie herum. Ein gestählter Körper schleuderte sie gegen eine alte Eiche. Sie trat, schlug um sich, kämpfte wie eine Löwin gegen die Schwärze an, die sie einzufangen drohte.
Sie nahm verschiedene Gerüche wahr: Lehmboden. Baumrinde. Maskuliner Schweiß.
Ihr Verfolger packte sie bei den Handgelenken. »Hört auf, so herumzuzappeln!«
De Lanceaus Stimme ließ nackte Angst in ihr aufsteigen. Sie hielt inne. Seine Hände ließen von ihr ab, doch er wich nicht zurück. Sein Becken presste sich gegen das ihre. Sein Oberkörper berührte ihre Brüste. Sein sengender Odem streifte ihre gerötete Haut.
Sie erschauderte.
»Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht?«, brummte er. »Nie und nimmer wärt Ihr uns entkommen. Oder habt Ihr gehofft, Euch das Genick zu brechen?«
Elizabeth zitterte mittlerweile wie Espenlaub. »Lasst von mir ab!«
»Ihr werdet mir nicht entkommen – nicht, bis ich mich an Eurem Vater gerächt habe!« Sein Mund verzog sich zu einem verruchten Feixen. »Und selbst dann ist es noch nicht sicher, dass Ihr freikommt.«
Kapitel 5
R auf aufs Pferd!«
Ein unnachgiebiger Ausdruck trat in Elizabeth’ blaue Augen, als sie die Arme vor dem arg in Mitleidenschaft gezogenen Nachtgewand verschränkte.
Geoffrey schlang sich die Zügel des Streitrosses um die Hände und sah auf Elizabeth herab, die neben seinem Pferd stand. Trotz der zwei scharlachroten Flecken, die ihre Wangen zierten, hielt sie seinem Blick eisern stand. Die wilde Farbe in ihrem Gesicht hatte nicht ein Jota abgenommen, seitdem er sie vom Waldesrand weggeschleift und zwischen Pferd und Karren verbannt hatte, um einen weiteren Fluchtversuch zu vereiteln.
Er kniff die Augen zusammen und funkelte sie an, damit sie sich seinem Willen beugte, doch Elizabeth ließ sich durch nichts einschüchtern. Verärgerung machte sich in seiner Brust breit, nicht minder lodernd als das Verlangen, das er im Schach zu halten versuchte. Ihr Anblick, ihr Geruch genügten, um sein Blut abermals in Wallung zu bringen. Eine Regung, die ihm ganz und gar nicht gelegen kam und die er jetzt mit aller Willensstärke beiseiteschob. »Das war keine Bitte.«
»Wie könnt Ihr es wagen, mich noch weiter zu erniedrigen? Ich weigere mich, wie ein Mann auf dem Rücken dieses Monsters zu sitzen.«
»Seid Ihr in Sorge um Eure Sittsamkeit?« Als sich ihre Lippen teilten und ein entsetztes Keuchen entließen, stieß Geoffrey ein Glucksen aus. »Das nächste Mal, wenn ich eine Dame von Stand aus ihrem behüteten Elternhaus entführe, werde ich eigens einen Damensattel einpacken. Aus Ermangelung desselben habt Ihr leider keine andere Wahl.« Er setzte sein Feixen auf, das im Laufe der Jahre bereits so manches Frauenherz zum Schmelzen gebracht hatte. »Es sei denn, Ihr zieht es vor, zu Fuß zu gehen.«
Elizabeth setzte ein wütendes Gesicht auf und wandte den Blick ab. »Rüpel!«
»Endlich seid Ihr zur Besinnung gekommen.« Mit diesen Worten packte er den rauhen Wollumhang, der über dem Sattel des Rosses gelegen hatte, und warf ihn ihr zu. Elizabeth ließ ihn auf die Erde fallen. Geoffrey zuckte mit den Schultern und straffte den Bauchgurt des Pferdes. »Anziehen!«
»Was, wenn ich mich weigere?«
Ihr anmaßendes Flüstern zerrte an seinen ohnehin schon strapazierten Nerven. »Wenn Ihr Euch weigert«, gab er zurück, »sehe ich keine Möglichkeit, Euch weitere Schmach zu ersparen. Seid Euch bewusst, dass ich Euch höchstpersönlich den Umhang umlegen werde, selbst wenn ich Euch dazu auf den Boden werfen müsste. Gras und Blumen im Haar stünden Euch bestimmt gut zu Gesicht.« Er riss an dem ledernen Gurt, so dass es knallte. »Vielleicht sollte ich Viscon rufen und ihm
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