Flammendes Begehren
wie viel Honig er ihr ums Maul schmierte. »Wenn Euch das Gewand so sehr gefällt«, zischte sie, »ist das ein Grund mehr für mich, es zu hassen!«
Sein Lächeln verlor an Kraft. »Mylady.« In seiner Stimme schwang jetzt eine gehörige Portion Ungehaltenheit mit.
Elizabeth ignorierte die Warnglocke in ihrem Kopf und kümmerte sich stattdessen um die Wut, die in ihr aufkeimte. »Ihr wart es doch, der auf Freundlichkeit und Respekt gepocht hat, und dennoch brandmarkt Ihr mich mit diesem scheußlichen Gewand. Es liegt auf der Hand, dass Ihr mich nicht respektiert. Ihr seid und bleibt ein verabscheuungswürdiger Rüpel, und ich werde Euch niemals auch nur einen Funken Respekt entgegenbringen!«
Ein finsterer, bedrohlicher Ausdruck legte sich über sein Gesicht. Er stieß sich vom Tisch ab. »Obacht, oder ich werde Euch eine Entschuldigung abpressen!«
Obwohl Elizabeth ganz flau wurde, schob sie störrisch das Kinn nach vorn. Sie hätte ihn nicht beleidigen dürfen, hätte nicht zulassen dürfen, dass ihr Stolz und ihre Unvernunft das Zepter übernahmen.
Von ihrer Magengrube ausgehend, spürte sie ein leichtes Ziehen. De Lanceau war der Herrscher von Branton Castle. Als seine Geisel hatte sie keine Rechte, geschweige denn Privilegien. Nichts konnte ihn davon abhalten, wenn er die Hand gegen sie erheben wollte. Er konnte sie auf die Streckbank schicken, sie mit heißen Eisen foltern lassen oder sie ohne Brot und Wasser in ein fensterloses Verlies sperren, wenn ihm der Sinn danach stand.
Oder sie hier und jetzt schänden.
Niemand würde ihn davon abhalten.
Er machte einen Schritt auf sie zu. Seine Stiefel knirschten.
Elizabeth’ Puls schnellte in die Höhe.
»So, so, das Gewand, das ich für Euch ausgesucht habe, entspricht also nicht ganz Euren Vorstellungen.« Der trügerisch sanfte Ton in seiner Stimme drohte sie einzulullen, doch Elizabeth zwang sich, vor de Lanceau zurückzuweichen.
Ihr nervöser Blick glitt zu seinem Wams hinab, das in einem satten, noblen Bordeauxrot erstrahlte. Sie bezweifelte, dass ihr Vater sich ein so erlesenes und weich wirkendes Material leisten konnte.
»Ihr habt dieses Gewand mit Bedacht für mich ausgewählt, um mich zu erniedrigen.«
Seine Fersen kratzten über den Holzfußboden, als er einen weiteren Schritt nach vorn tat. »Wäret Ihr lieber, wie der Allmächtige Euch erschaffen hat?«
»Natürlich nicht!« Sie verabscheute seine Nähe, schwor sich aber, nicht noch einmal zurückzuweichen.
»Ihr solltet Euch mit dem, was ich Euch zugestehe, zufriedengeben. Ein wenig Dankbarkeit stünde Euch noch besser zu Gesicht als das Gewand.«
»Dankbarkeit?«
Er nickte. Sein Haar, das sich an seinem Kragen kräuselte, glänzte wie frisch poliertes Eichenholz. »Als ich nach Branton Castle kam, war es nicht mehr als eine Ruine. Es wird Monate dauern, bis es den Wünschen eines verzogenen Weibes, wie Ihr es seid, auch nur annähernd gerecht wird.«
Elizabeth erschauderte, so kalt war ihr mit einem Mal.
»Umfangreiche Reparaturen müssen durchgeführt werden, oder die Festung fällt buchstäblich in sich zusammen. Ich könnte doppelt so viel Gesinde gebrauchen, und dennoch habe ich dafür gesorgt, dass Euereins und Eure Zofe in einem warmen Bett schlafen könnt, frische Kleidung tragt und mit Speis und Trank versorgt seid.« Seine Lippen entblößten seine Zähne. »Ich habe sogar eine Heilerin dafür entlohnt, dass sie nach Euch sieht und sich um Eure Wunden kümmert.«
»W-warum erzählt Ihr mir das alles?«
Verheißung flackerte in seinem Blick auf. Was für eine Art Versprechen …?
Er feixte, doch seine Augen waren kalt wie Stein. »Vielleicht hätte ich Euch besser im Verlies einquartiert, wo Ihr mit Spinnen, Ratten und anderem
Ungeziefer
auf engstem Raum gewohnt hättet.« Elizabeth erschauderte abermals. »Selbst im Sommer ist es dort feucht und kühl, anders als in diesem Gemach, das Ihr so sehr verabscheut.«
De Lanceau machte einen weiteren Schritt auf sie zu, kam unmittelbar vor ihr zum Stehen. Sein Blick glitt an ihrem Bliaut hinauf. »Genau genommen gibt es eine Menge, wofür Ihr dankbar sein müsstet – vor allem dafür, dass ich meiner Wut bislang noch nicht nachgegeben und mir von Euch genommen habe, wonach meinem Körper der Sinn stünde.«
Elizabeth schnappte nach Luft. Sie wollte nach hinten zurückweichen, doch er packte sie am Handgelenk und hielt sie fest. Sie wehrte sich, doch er zog sie zu sich – bis ihre Brüste sein Wams streiften. Als sie
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