Flammendes Begehren
es unserem Gast?«
»Sie nimmt nichts zu sich.« Elena blickte auf ihre ringenden Hände. »Sie weigert sich, meinte, sie würde keine klumpige Hafersuppe essen.«
Geoffrey spülte den Rest seines Biers herunter und fuhr sich anschließend mit der Hand über den Mund. »Hast du die Kost bei ihr gelassen?«
»Ja, aber ich bezweifle, dass sie sie anrühren wird.« Elenas Hände zitterten. »Ich habe ihr beim Ankleiden der Gewänder geholfen, die Ihr für sie bereitgestellt habt, doch sie hätte sie fast in Fetzen gerissen. Geschrien und geflucht hat sie wie ein Rohrspatz!«
Nur zu gut konnte Geoffrey sich an die Glut in den Augen seiner Gefangenen und an ihre erzürnten Worte erinnern. »Was genau hat sie gesagt?«
Die Magd holte tief Luft. »Sie … nun, sie hat Eure Großzügigkeit nicht zu schätzen gewusst.«
»Sprich weiter!«
»Sie meinte, Ihr würdet ihr das Gewand einer Metze aufzwingen.«
Geoffrey gluckste. Dominic johlte und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Elena zuckte zusammen, die Augen weit aufgerissen.
»Habt Ihr Euch aus den Truhen der verführerischen Victoria bedient?«, wollte Dominic wissen.
»Nein, mir stand nicht der Sinn danach, ihren Zorn auf mich zu ziehen. Stattdessen habe ich eine Magd darum gebeten, ihr ein Gewand zu leihen.« Geoffrey trocknete sich die Augen mit dem Ärmel. Elena machte jedoch keine Anstalten, sich zu empfehlen. »Gibt es noch etwas?«, fragte er.
Die Magd sah aus, als würde sie jeden Augenblick zusammenbrechen.
»Im Namen des Allmächtigen!«, schnaubte Geoffrey. »Was?«
»Sie … sie …«
»Raus mit der Sprache!« Es war nicht seine Absicht gewesen, die Magd anzuschreien, doch ihr Verhalten legte nahe, dass der unfreiwillige Gast ein weiteres Mal seine Geduld strapazierte. Mehr als jedes andere Frauenzimmer, dem er je in seinem Leben begegnet war, brachte sie ihn auf die Palme.
»Sie verlangt … ein Bad«, quiekte die Magd.
»Verlangt?«,
entfuhr es Dominic verwundert.
Geoffrey verzog das Gesicht. »So, so, hat sie das?«
»Ich habe ihr gesagt, dass sie dazu Eure Erlaubnis brauche, Mylord, aber sie hat darauf bestanden.«
Geoffrey entließ Elena mit einer ungehaltenen Kopfbewegung. »Ich werde mich um unser Burgfräulein kümmern. Sieh in der Zwischenzeit nach Mildred und hilf dann bei den Vorbereitungen für das Abendessen!«
Elena machte einen hastigen Knicks und eilte davon.
»Die nächsten Tage werden alles andere als langweilig sein, darauf gebe ich Euch mein Wort, Mylord«, merkte Dominic an.
»Wir werden sehen.« Geoffrey schob den Stuhl so kraftvoll nach hinten, dass er umfiel und mit einem lauten Knall auf dem Boden landete. Mit steifen Schritten verließ er das Podest und hastete durch die Halle. Unter seinen schweren Stiefeln zermalmte er die getrockneten Kräuter und die Streu. Die schlafenden Hunde schossen in die Höhe und suchten unter der Tafel Zuflucht.
Wutschnaubend erklomm Geoffrey die Treppe zu Elizabeth’ Gemach.
Dieser verzogenen Göre würde er schon noch Manieren beibringen!
Kapitel 7
V or Wut schäumend, lief Elizabeth in dem beengten Gemach auf und ab und fuhr sich mit der Hand über das einfache Gewand, das Elena ihr gegeben hatte und das weit unter ihrer Würde war. »Rüpel!«, murmelte sie immer wieder. Wenn dieser de Lanceau ihr das nächste Mal unter die Augen trat, würde sie ihn fragen, warum er sie absichtlich so sehr erniedrigte.
Ihr wütender Blick blieb an der splitterigen Tür hängen. Wenn er das Gewand ausgesucht hatte, um sie zu quälen oder ihren Willen zu brechen, würde er bald merken, dass sein Plan zum Scheitern verurteilt war.
Elizabeth machte auf dem Absatz kehrt. Ihr Bein zwickte. Sanft massierte sie sich die schmerzende Stelle. Genau genommen schmerzte ihr ganzer Körper noch immer von dem Höllenritt zu de Lanceaus Räuberhöhle. Ihre Glieder waren so steif wie die eines steinalten Weibes.
Um sich ein wenig zu lockern, hob Elizabeth die Arme über den Kopf und streckte sich mit einem Stöhnen.
Was gäbe sie jetzt für ein heißes Bad mit Rosenblättern, Lavendel und Kräutern, wie es Mildred stets für sie auf Wode Castle bereitete! Im Nu wären ihre Schmerzen verflogen.
Aber dieser de Lanceau schien sich keinen Deut um das Wohlergehen seiner Gefangenen zu kümmern, am wenigsten um das ihre.
Sorgen nagten an Elizabeth. Sie fragte sich, was wohl aus Mildred geworden war. Insgeheim hoffte sie, es ginge ihr gut und dass sie mit der Höflichkeit behandelt würde, die einer
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