Flammendes Begehren
ihnen her.
Das Klappern ihrer Stiefel spiegelte sich in dem Pochen ihres Herzens wider, das förmlich gegen ihren Brustkorb hämmerte. Elizabeth streckte das Kinn in die Höhe, als wäre sie vollkommen unbedarft. Insgeheim betete sie, die Wachen mögen nicht bemerken, wie sie sich jedes noch so winzige Detail einzuprägen versuchte. Sie zählte ihre Schritte und prägte sich ein, wann der Gang wo abbog. Wenn sie floh, war sie auf Kenntnisse dieser Art angewiesen.
Die flackernden Strohfackeln entlang des Weges warfen tanzende Schatten auf die modrigen Wände.
Vor ihnen machte der Gang eine leichte Biegung und schien in einen Korridor zu münden, der weniger düster wirkte. Gobelins, auf denen Landstriche Karls des Großen dargestellt waren, hingen an den Wänden. Elizabeth war sich sicher, dass sie so farbenfroh und lebhaft wie am Tag ihrer Fertigstellung erstrahlen würden, wenn man sie von den Staubschichten befreite, die sich im Laufe der Jahre darauf breitgemacht hatten.
Tageslicht erhellte den Korridor vor ihnen, von dessen Wänden Gelächter, Rufe und das Klappern von Geschirr widerhallten. Er endete an der Balustrade über der großen Halle.
Elizabeth blinzelte durch den Rauch nach unten. Die Halle wirkte riesig, wenn auch längst nicht so eindrucksvoll wie die von Wode Castle. Durch die Fenster am anderen Ende des Raumes, deren Simse mit Vogelkot verdreckt waren, sickerte helles Sonnenlicht. An zwei der vier Wände verliefen lange Tischreihen, an denen nur eine kleine Anzahl von Kriegern und Bediensteten saß und auf ihr Essen wartete.
Eine untersetzte ergraute Frau machte den Männern schöne Augen und trat nach den Hunden, die unter dem Tisch lagen, als sie Bierkrüge auf der Tafel absetzte. Die dritte Wand wurde zum Teil von einem mächtigen Kamin eingenommen, in dem ohne weiteres zwei ausgewachsene Männer Platz gefunden hätten. An der vierten Wand befand sich ein Podest, auf dem ein zerschrammter Tisch stand.
De Lanceau saß am Ende der hochherrschaftlichen Tafel.
Elizabeth hatte den Treppenabsatz kaum betreten, da entdeckte er sie. Ihre Blicke trafen sich, und Elizabeth erstarrte kurz.
Nickend sah er über ihre Schulter hinweg. Die Wachen bedeuteten ihr, Dominic die Stufen hinunterzufolgen. Mit jeder Schwelle, die Elizabeth hinter sich ließ, wurde sie sich mehr und mehr der neugierigen Blicke bewusst, die sie begleiteten. Stille senkte sich über die Halle.
Mit einem ermutigenden Lächeln führte Dominic sie in Richtung Podest. Getrocknete Streu und Kräuter knirschten unter ihren Füßen, was angesichts der Stille doppelt so laut erschien, als zerträte sie ganze Äste. Sie wand die verschwitzten Hände ineinander und kämpfte gegen die Hitze an, die ihr ins Gesicht stieg.
Je näher sie de Lanceau kam, desto durchdringender wurde sein Blick. »Mylady.«
Er sah aus, wie man sich einen waschechten Filou vorstellte. Der mit silberfarbenem Garn bestickte Kragen seiner Tunika passte zu dem kecken Glitzern in seinen Augen. Im Kontrast zu dem Weiß seines Leinenhemdes wirkte seine Haut gebräunt. Ihr Blick glitt hinab zu seinem Mund, der noch von dem letzten Schluck Wein schimmerte. Ein Schaudern packte sie. Bei jedem Bissen würde sie unweigerlich an seinen Kuss denken.
Sie wollte nicht, dass er sie dabei erwischte, wie sie ihn anstarrte. »Mylord.« Weil sie sich so sehr nach dem Bad sehnte – und
nur
aus dem Grunde, so sagte sie sich –, machte sie einen steifen Knicks.
Verblüffung schlich sich in seinen Blick. Er trank aus seinem Kelch, ehe er sich mit dem Daumen über die Lippen fuhr. »Ihr habt mein Angebot angenommen. Ich war mir nicht sicher, ob Ihr kommen würdet.«
»Ich war mir selbst nicht sicher, bis Dominic mir zugesichert hat, dass Mildred ebenfalls anwesend sein würde.«
Er schürzte die Lippen. »Mildred?«
Dominic machte einen Schritt nach vorn. »Ich musste ihr die Abmachung ein wenig versüßen, Mylord, und habe zugestimmt, dass ihre Kammerfrau ebenfalls mitspeisen dürfe.«
De Lanceau wirkte verstimmt. Elizabeth, die davon ausgegangen war, dass er Dominic auf der Stelle bestrafen würde, musste überrascht feststellen, dass das Rauhbein mit den Zähnen mahlte und ein Lächeln zum Besten gab, das beinahe gequält aussah.
»Nun, Mylady, da Dominic es sich auf die Fahnen geschrieben hat, sich um Euer Wohlergehen zu kümmern, werde ich Euch den Wunsch ausnahmsweise gestatten. Wachen, holt Mildred her!«
Elizabeth hörte, wie die Männer in ihrem Rücken auf dem
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