Flammendes Begehren
»Dominic …«
»Weshalb behandelt Ihr sie nicht wie die Dame von Stand, die sie ist? Lasst ihr ein wenig Höflichkeit angedeihen, statt auf ihrem verletzten Stolz herumzutrampeln.«
Um ein Haar hätte Geoffrey sich verschluckt.
»Wie bitte?«
»Wäre das denn so schwer?«
»Ich soll ihr gegenüber Höflichkeit walten lassen?«, sprudelte es aus Geoffrey heraus. »Ich bin schließlich nicht derjenige, der …«
»Ja?« Dominics Augen leuchteten.
»Sie ist unsere Gefangene und keine Freundin des Hauses«, knurrte Geoffrey. »Was wirst du wohl als Nächstes vorschlagen? Fünf Kammerdienerinnen, die sich um sie kümmern? Jongleure und Tanzbären, damit ihr die Zeit nicht zu lang wird?«
Dominic schüttelte den Kopf. »Das Gesinde hat Euch seine Treue ausgesprochen und weiß, dass Lady Elizabeth Eure Gefangene ist. Sie und Mildred können nicht entkommen. Es wäre großzügig von Euch, wenn Ihr sie aus ihrem Gemach ließet.«
»Du bist nicht mehr bei Sinnen!«
»Was soll schon Schlimmes passieren?«
»Aber Gutes kommt dabei bestimmt auch nicht heraus.« Geoffrey trat gegen einen Stein und beförderte ihn geräuschvoll in die Schatten unweit des Burgwalls.
»Wenn Ihr sie unter Verschluss halten wollt, so sorgt wenigstens für ein wenig Unterhaltung – Bücher, Spiele oder eine Laute. Außer Besuch von Euch und Elena hat sie nichts. Ihr einziger Zeitvertreib ist das Schmieden von Fluchtplänen und was für Gehässigkeiten sie Euch beim nächsten Mal an den Kopf werfen kann.«
»Ich werde über deine Worte nachdenken. Wenn dein Repertoire an weinerlichen Anekdoten über einsame Jungfern erschöpft ist, würde ich jetzt gern wieder zurück in mein Bett gehen.«
Dominics Lippen verzogen sich zu einem wissenden Lächeln. »Das wäre vorerst alles.«
*
Als die Tür ins Schloss fiel, gruben sich Veroniques Fingernägel in die Bettdecke. Vor lauter Zorn bekam sie einen trockenen Mund. In all der Zeit, in der sie das Lager mit Geoffrey teilte, war er nicht ein Mal in der Nacht aus dem Gemach gegangen.
Heute hingegen hatte er sie verschmäht.
Hatte sie allein gelassen.
Wütend trat sie die Bettdecke zur Seite, warf sich auf den Rücken und starrte zur Decke empor. Kühle Luft fuhr ihr über die nackte Haut, erinnerte sie daran, dass Geoffrey nicht bei ihr war, um sie zu wärmen.
Nur zu gut konnte sie sich daran erinnern, wie er in ihrer letzten Liebesnacht nackt und erregt vor ihr gestanden hatte. Ganz von allein rief sie sich den Anblick seines gestählten und muskulösen Körpers in Erinnerung. Ja, er hatte sie begehrt – sehr sogar. Bei dem Gedanken daran, wie er über ihr gethront hatte, mit einem kehligen Keuchen seinen Samen in ihr ergossen und sie voller Hingabe geküsst hatte, huschte ein Lächeln über Veroniques Lippen.
Sie würde nicht zulassen, dass er sie beiseiteschob!
Geoffrey de Lanceau gehörte ihr.
Mit einem heiseren Lachen streckte Veronique die Arme über dem Kopf aus und vergrub die Zehen in der mit Daunen gefüllten Matratze. Sie würde schluchzen, schmollen und verführen, so gut sie konnte – was auch immer vonnöten war, um ihn nicht zu verlieren.
Wenn er die Leitung von Wode Castle übernahm, würde
sie
an seiner Seite stehen.
Sie würde seine Macht, seinen Ruhm und seine Gewinne aus dem Tuchhandel mit ihm teilen.
Gemessen an all den Nächten, an denen sie die Beine für ihn gespreizt hatte, stand ihr ein Teil seines Erfolges zu.
Nach einer halben Ewigkeit, wie ihr schien, polterten Schritte jenseits der Tür. Veronique zog sich die Bettdecke bis unter das Kinn, drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Mit einem leisen Keuchen öffnete sich die Tür. Stoff raschelte und Stiefel und Gewänder fielen auf den Boden. Als Geoffrey zu ihr ins Bett kroch, gab die Matratze nach.
Ein wohliges Stöhnen perlte ihr von den Lippen, sie gab vor, aufzuwachen, rollte sich auf die andere Seite und schmiegte sich an ihn. Mit größter Mühe konnte sie ein selbstgefälliges Lächeln unterdrücken.
Geoffrey de Lanceau gehörte ihr!
Kapitel 9
E r hat
was?
«
»Mylord lässt fragen, ob Ihr gewillt wäret, ihm beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten.«
Elizabeth drehte sich vom Fenster weg, von dem aus sie die Rotkehlchen beobachtet hatte, und starrte Dominic entgeistert an. Als ihr eine Böe das Haar ins Gesicht wehte, strich sie sich ihre Locken hinter die Ohren und fragte sich, was Geoffrey de Lanceau veranlasst haben mochte, sie zu fragen, ob sie mit ihm speise.
Angesichts
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