Flammendes Begehren
Kammerfrau.« Mit einer bewusst demütigen Geste fing sie seinen Blick auf, ehe sie langsam die Wimpern senkte. Sie zweifelte daran, dass dieser Rüpel auch nur einen Funken Anstand in sich trug, aber sie würde nichts unversucht lassen und an seine Ehre appellieren. »Mildred steht seit Jahren im Dienste meiner Familie. Sie ist wie eine Mutter für mich. Da ist es nur natürlich, dass wir unsere Mahlzeiten gemeinsam einnehmen.«
»Ist das so?« Seine Stimme war eisig. »Ich habe zugestimmt, dass sie mit uns an der Tafel sitzen und essen darf, aber ich habe nicht erlaubt, dass sie neben Euch sitzt.« Er bedeutete Mildred und Dominic vorbeizugehen.
Elizabeth funkelte ihn an. »Ihr rücksichtsloser …«
Wie eine Schlange schoss seine Hand nach vorn und zog sie auf den Stuhl. Vor sich hin fluchend, wollte Elizabeth sich erheben.
Eisern legte seine Hand sich auf ihre Schenkel. Sie erstarrte.
Die Wärme seiner Hand fraß sich durch ihr dünnes Gewand. Seine Finger bewegten sich, als würde er sie streicheln. Elizabeth schreckte zurück, als hätte sich ein Dolch in ihre Haut gebohrt.
Er wirkte wie ein Habicht, der seine Beute witterte, die er in die Ecke gedrängt hatte. »Wo waren wir stehengeblieben?« Mit der freien Hand tunkte er wieder Brot in die Soße und hielt es ihr an die Lippen.
»Mein Hunger ist gestillt.«
»So?« Er klang nicht sonderlich überrascht, in seiner Stimme schwang sogar Belustigung mit. »Jetzt, wo Ihr fertig seid, könnt Ihr mich ja bedienen.«
»Ich denke nicht daran.«
»So ist es aber üblich«, sagte er und warf sich das Stück Brot in den Mund. Als sie die Arme verschränkte, um sich ihm zu verweigern, fuhr er mit den Fingern über ihre Lippen.
Elizabeth verkrampfte sich. Wie schmachvoll, dass er sie in aller Öffentlichkeit berührte! Sein träges Feixen bewies, dass er um sein unehrenhaftes Verhalten wusste. »Nehmt Eure Hand weg!«
»Ihr habt nicht bitte gesagt.« Kaum hatte er zu Ende gesprochen, glitt er mit der Zunge über den tropfenden Essensdolch. »Hat man Euch nicht beigebracht, dass es sich für eine Dame von Stand nicht geziemt, unhöflich zu sein?«
»Mir wurde auch nicht beigebracht, dass Damen von Stand ihre Peiniger unterhalten müssen.«
Grinsend kaute er weiter. Sein dunkles Haar, das ihm wirr bis auf die Schultern hing, verlieh ihm etwas Wildes. Etwas Verruchtes. Etwas Räuberisches. »Unterhalten?« In seiner Stimme schwang unverhohlene Unanständigkeit mit. Ein Schaudern lief durch Elizabeth hindurch. »Welch eine verlockende Aussicht!«
Ihre Hände zitterten. Er hatte ihr nach allen Regeln der Kunst das Wort im Munde umgedreht. Sie musste alles daransetzen, dieses Missverständnis aufzuklären – jetzt! Anderenfalls lief sie Gefahr, dass er sie in aller Öffentlichkeit auf die Probe stellte.
»Ihr scheint mich nicht richtig verstanden zu haben«, fing sie an.
»Ich habe gebeten, dass Ihr die Höflichkeit, die ich Euch entgegengebracht habe, erwidert, und Ihr habt Euch geweigert.« Sein frostiger Blick durchbohrte sie förmlich. »Mag sein, dass Ihr mich verachtet, aber nichtsdestoweniger gebührt mir ein wenig Respekt.«
Eine unausgesprochene Botschaft flackerte in seinen Augen. Falls sie sich ihm weiter widersetzte, würde er das Bad wieder streichen.
Elizabeth nahm sich ein Stück Brot und drückte es in die Soße.
Respekt?
Womit sollte er sich den verdient haben? Dadurch, dass er sie bis aufs Blut reizte, sie erniedrigte und ihr den kleinsten Wunsch ausschlug?
Für das, was sie seinetwegen zu durchleiden hatte, wäre es wohl angemessener, wenn sie die Schüssel auf seinem Schoss entleerte.
Für den Bruchteil einer Sekunde spielte sie mit dem Gedanken. Wenn sie das jedoch tat, war es endgültig vorbei mit ihrem Bad. Nicht mehr lange, und das Essen war beendet.
Geoffreys Finger lösten sich von ihrem Oberschenkel und streiften ihr Handgelenk. Der Druck war sachte, doch sie wusste, was er ihr damit sagen wollte.
»Matschiges Brot ist nicht ganz mein Fall.«
Elizabeth sah auf ihre Hand und erkannte, dass es beinahe dieselbe Konsistenz wie die Tunke hatte. Verärgert darüber, dass er sie zurechtgewiesen hatte, blickte sie ihn finster an und sah, dass ein Feixen seine Lippen umspielte.
Nachdem sie ihre Hand befreit hatte, hielt sie ihm das Brot unter die Nase. Geoffrey nahm einen Bissen, tat es allerdings entsetzlich langsam. Nicht eine Sekunde, während seine feuchte Zunge über ihre Fingerspitzen glitt und an dem Brot knabberte, ließ er
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