Flammendes Begehren
Gefühle. Sie mochte de Lanceaus Geisel sein, aber sie würde nicht zulassen, dass er sie einschüchterte! Genau wir ihr Vater würde sie sich weigern, sich einem Rüpel zu fügen. »Ihr könnt jetzt die Wachen rufen.«
»Noch nicht.« Seine rauchige Stimme bescherte Elizabeth ein flaues Gefühl in der Magengegend. Sie schluckte.
»Es ist schon sehr spät.«
Mit einem undefinierbaren Brummen strich er mit dem Handrücken über ihre Wange. Dann fing seine warme Hand ihre Wange ein. Sein Daumen führte ihr Kinn in die Höhe, bis sie ihm in die Augen blickte. Sie spürte, wie in ihr ein Schaudern aufbrandete. Für den Bruchteil einer Sekunde stahl sich ein bedauernder Ausdruck in seine Augen. »Grämt Euch nicht wegen der Tage, die vor uns liegen, Elizabeth. Ich kämpfe nicht gegen Euch.«
Seine einfühlsamen Worte glichen konzentrischen Kreisen, die sich auf der Wasseroberfläche eines ruhenden Sees ausbreiteten. Ahnte er etwa, was in ihrem Kopf vor sich ging? Sie versuchte, sich loszueisen, doch er ließ sie nicht.
»Ich werde nicht zulassen, dass Ihr meinen Vater tötet!«
Gegen seinen Willen schlich sich Bewunderung in seine Mimik. Er streichelte ihre Wange. »Das sagtet Ihr bereits.«
»Ich werde Euch davon abhalten.«
»Das könnt Ihr nicht«, raunte er ihr ohne drohenden Unterton zu. Mit seiner freien Hand glitt er über ihre Lenden.
»W-was tut Ihr da?«
Seine Finger bewegten sich. Er hatte ihren Zopf gelöst. »Welch wunderbares Haar!«, murmelte er und tauchte mit beiden Händen darin ein. »Ich werde nie den Tag vergessen, an dem wir uns begegnet sind. Euer Haar schimmerte wie schwarze Seide.«
Elizabeth’ Herz hämmerte so kräftig, dass es sie zugleich erregte und verängstigte. Mildreds Worte der Warnung hallten in ihrem Kopf wider. »Haltet ein! Ich möchte …«
»Pst!« Geoffrey legte ihr seinen Daumen auf die Lippen. Seine Finger bekamen eine Haarsträhne zu fassen und glitten bis zu den Haarspitzen an ihr herunter. »Ihr duftet himmlisch. Zypressen?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was Elena dem Badewasser zugesetzt hat.«
Geoffrey tat einen tiefen Atemzug, ehe er nickte. »Ich habe ihn von Akkon mitgebracht. Es gab Zeiten, da konnte ein Weib mein Herz gewinnen, wenn sie diesen Duft auftrug.«
Er beugte sich vor. Seine Hände legten sich um ihre Taille und wärmten sie durch den Stoff hindurch. Verlangen schoss ihr in die Glieder. Sie musste ihn aufhalten, ehe er sie küsste, denn dann war sie verloren.
»Wisst Ihr eigentlich, wie wunderhübsch Ihr seid?«, hauchte er an ihrer Wange. Sein Odem streichelte ihre Haut, flüssige Hitze sammelte sich in ihrer Magengrube.
Die Vernunft regte sich in ihr. »Ich muss … zurück in mein Gemach.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich verbiete es.«
»Warum? Was habt Ihr vor?«
Sein glühender Blick wurde ernst. »Etwas, nach dem mir schon den ganzen Abend lang der Sinn steht.«
Der Druck seiner Arme um ihre Taille wurde stärker.
Sein Mund streifte ihre Lippen.
Noch nie zuvor hatte sie einen solchen Kuss erlebt. Seine Lippen erinnerten an die seidigen Flügel eines Schmetterlings. Er wollte nicht von ihr Besitz ergreifen, sondern sie umgarnen, und verlangte nicht, dass sie seinen Kuss erwiderte. Jeder Berührung wohnte eine Einladung inne, die in einer Sprache verfasst war, die so alt wie die erste Dämmerung auf Erden war.
Ihr Körper erkannte die Sprache, reagierte darauf. Ihre Lippen teilten sich bereitwillig, und ihre Zungen schlangen sich umeinander.
Sinnliche Gefühle, stärker denn je, wurden in ihrem Innern geweckt. Es war höchste Zeit, etwas gegen diesen sinnlichen Angriff zu unternehmen! Elizabeth hob die Hand, wollte sich gegen seine Brust stemmen, doch ehe sie es sich versah, glitt sie unter sein Hemd.
Sie wimmerte vor lauter Verlangen. Wie von selbst rückte ihr Körper näher an den seinen. Hunger, sie war hungrig nach …
»Geoffrey?«, wisperte sie.
Vollkommen außer Atem sah er sie an. Begierde glimmte in seinen Augen.
Sie berührte ihre kribbelnden Lippen, kämpfte wie eine Löwin dagegen an, die Kontrolle zu verlieren.
Sein Mund verzog sich zu einem freudlosen Lächeln. »Damit erreicht Ihr bei mir gar nichts, Elizabeth.«
Sie zwinkerte. »Was?«
»Ihr hattet vor, mich zu verführen.«
»Nein!« Sie riss sich los, als hätte er sie geschlagen.
Sein rauhes Lachen erinnerte an einen Dolch, der über eine schartige Mauer kratzte. »Wenn Ihr nur einen Hauch von Mühe in Euren Kuss legt, seid Ihr
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