Flammendes Begehren
einem Stirnrunzeln zügelte er sein Ross und lauschte dem Geräusch, das von dem Klirren des Pferdegeschirrs überlagert worden war.
Gelächter. Es kam aus dem Garten.
Geoffrey hatte nicht erwartet, dass Elizabeth so viel Spaß an der Arbeit haben würde, aber es war unmissverständlich ihr helles, glockenklares Lachen, das so lieblich war wie eine laue Sommerbrise. Anders als sonst, wenn sie das Wort an ihn richtete, klang sie fast schon gelöst und fröhlich. Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass sie in seiner Gegenwart noch nie gelacht hatte. Wie von selbst verstärkte sich der Druck seiner Finger auf die ledernen Zügel.
Nein, Elizabeth bedeutete ihm nichts. Es war ihm einerlei, ob sie lachte oder weinte. Er hatte dieser verwöhnten Göre eine Aufgabe übertragen, bei der ihr bereits vor Stunden die Kräfte hätten ausgehen müssen.
Doch stattdessen lachte sie.
Eine Magd – sie trug einen geflochtenen Korb am Arm, der mit einem weißen Tuch abgedeckt warn – lief an ihm vorbei, machte einen Knicks und hielt auf die Wachen zu.
»Warte!«, rief Geoffrey ihr nach, glitt aus dem Sattel und nahm sich des Korbs an.
Das junge Mädchen machte ein verblüfftes Gesicht. »Die Köchin hat mir aufgetragen, zwei Mahlzeiten in den Garten zu bringen. War das womöglich nicht in Eurem Sinne, Mylord?«
Geoffrey tätschelte der Magd den Arm. »Von hier an übernehme ich, kümmere du dich um das Pferd.«
Quietschend öffnete sich das Gatter, was dem Gelächter aber nichts anhaben konnte. Begleitet von dem Geräusch raschelnden Grases lief er den Weg entlang. Bereits nach wenigen Schritten erspähte er Mildreds breites Kreuz.
Er zügelte seine Schritte. Wo mochte Elizabeth stecken?
Als sein Blick auf das Gras fiel, sog er scharf den Atem ein. Sie saß auf einem Stein und grinste wie ein ausgelassenes Kind, das Bliaut bis zu den Knien hochgezogen. Ihre hellhäutigen Knöchel und Unterschenkel waren dem prallen Sonnenlicht ausgesetzt. Diese Kurven, diese Beine! Mit der Geschwindigkeit eines attackierenden Habichts flutete Verlangen seine Eingeweide.
Als er gegen einen Stein trat, der halb im Gras versunken und dadurch nur schwer auszumachen war, hob Elizabeth den Blick. Mit einem erschrockenen Schrei sprang sie in die Höhe und klopfte sich hastig Gras und tote Blätter vom Bliaut.
Geoffrey verhüllte seine Begierde hinter harschen Worten. »Heiterkeit? Hätte ich Euch mehr Arbeit aufbürden sollen?«
Mildred begrüßte ihn mit einem verärgerten Brummen. »Es würde mich wundern, wenn Euch weder der frei geräumte Pfad noch die Blätterhaufen entlang desselben aufgefallen wären, Mylord.«
»Gute Arbeit, das muss man den Damen lassen!« Genau wie erwartet, glomm unbändiger Zorn in Elizabeth’ Augen. Geoffrey trat nach vorne und hielt ihr den Korb hin. »Ich erwarte, dass Ihr die Arbeit wieder aufnehmt, sobald Ihr mit dem Essen fertig seid.«
Ihre Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Und was, wenn nicht, Mylord?«
Geoffrey setzte ein finsteres Gesicht auf. »Ihr tätet gut daran, meine Geduld nicht länger auf die Probe zu stellen. Die Konsequenzen dürften Euch kaum zusagen.«
Sie riss ihm den Korb aus der Hand und stellte ihn auf dem Boden ab. »Eine leere Drohung.«
Ihre Kühnheit überraschte ihn. Ungestümer denn je zuvor loderte sein Verlangen auf. »Muss ich Euch an gestern Abend erinnern, als Ihr mich auf die Probe gestellt habt? Dieses Mal werde ich sicherstellen, dass Ihr meine Warnungen nicht so leicht in den Wind schlagt.«
In ihrem Blick schwang so viel Wut mit, dass selbst ein eingefleischter Halunke es mit der Angst zu tun bekam. »Mir flößt Ihr keine Furcht ein, und ich werde nie wieder zulassen, dass Ihr mich derart bloßstellt!«
Mit trägen Fingern zupfte er ihr ein Blatt aus den Haaren. »Wie wollt Ihr mich davon abhalten?«
Elizabeth errötete und wich zurück. »Ich wäre eine Närrin, wenn ich Euch in meine Karten blicken ließe!«
»Ihr seid eine Närrin, weil Ihr Euch auf etwas einlasst, das Ihr nie und nimmer gewinnen könnt.«
Feuchtigkeit glitzerte auf ihren Lippen. Er verzehrte sich förmlich danach, ihr einen Kuss zu rauben, seine Wut mit Hilfe ihres lieblichen, jungfräulichen Wesens zu besänftigen. Welch eine irrationale Sehnsucht, sie für sich gewinnen zu wollen. »Zweifelt Ihr etwa an meinen Worten?«
»Nur ein Narr aalt sich in seinem Sieg, den er erst noch erringen muss«, schoss sie mit leicht zittriger Stimme zurück.
Geoffrey beugte sich zu ihr hinüber.
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