Flammendes Begehren
zum Wasserkrug zu taumeln, um sich das Gesicht zu waschen, setzte Elizabeth sich auf. Sie stöhnte. Irgendwie würde es ihr schon gelingen, die fünf Schritte bis zum Tisch hinter sich zu bringen.
Während sie mit baumelnden Unterschenkeln auf dem Bett saß und versuchte, die nötige Energie aufzubringen, um sich in Bewegung zu setzen, flog die Tür auf. Geoffrey trat über die Schwelle. Er sah erholt und attraktiv aus in seinen schwarzen Beinkleidern und seiner rostbraunen Tunika, die ihm bis zu den Knien reichte.
Der Rüpel war gekommen, um sie in den Garten zu bringen!
Sie warf ihm einen aufmüpfigen Blick zu, den er mit einem breiten Feixen erwiderte. »Guten Morgen.«
»Hinfort mit Euch!«
Glucksend trat Geoffrey vor das Fenster, öffnete die Fensterläden und ließ einen Schwall kühle Luft herein. »Elena wird in Bälde zu Euch stoßen. Ihr habt lange genächtigt, aber es ist ein schöner Morgen. Der Himmel ist klar, und die Sonne schwebt über den Hügeln in der Ferne. Ein perfekter Tag für Gartenarbeit.«
»Muss das sein?«, brummte Elizabeth erschöpft.
»Ich habe Euch zwei Tage Zeit gegeben.«
Um ihre Geduld stand es nicht besser als um ihre Muskelkraft. »Wie lange wollen wir diese elende Scharade eigentlich noch aufrechterhalten?«
»Scharade?« Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe.
»Diese Farce, dass Ihr mich wie eine Eurer Mägde schuften lasst.« Sie fuhr sich mit den Händen durch das wirre Haar. »Ihr habt Eure Ansichten durchgesetzt, was wollt Ihr mehr? Jetzt geht und lasst mich allein!«
Er kniff den Mund zusammen. »Das kann ich nicht.«
Elizabeth verdrehte die Augen. »Ihr könntet, wenn Ihr wolltet.«
»Nein, kann ich nicht. Mit Euch bin ich nämlich noch nicht fertig.«
Der Atem, den sie soeben eingesogen hatte, brannte wie Feuer in ihren Lungen. Der Blick in seinen Augen erinnerte sie an den vorherigen Abend, als er sie mit sengender Leidenschaft beäugt hatte.
Bodenlose Furcht und unstillbare Neugier kämpften darum, ihre Gefühle anführen zu dürfen. Elizabeth zwang sich, zum Tisch zu laufen. Während sie sich seines Blickes bewusst war, der den verbotenen Nervenkitzel bei ihr auslöste, ging ihr auf, dass sie mit ihm allein im Gemach war, das mit jedem Atemzug kleiner zu werden schien.
Ungeschickt hantierte sie mit dem Wasserkrug. »Wo ist Mildred?«
Er trat näher. »Dominic begleitet sie in den Garten, wo Ihr dann zu ihr stoßen werdet.«
Wasser spritzte in die irdene Schüssel. »Und was, wenn ich mich weigere?«
»Dann werdet Ihr mir in meinem Bett dienen.«
Elizabeth’ Kopf fuhr in die Höhe. Der Krug landete unsanft auf der Tischplatte.
»Wie bitte?«
Geoffrey streckte die Hand aus und bekam eine ihrer seidigen Locken zu packen. Sein Blick verbrannte sie wie eine Flamme. »Mir schwant, ich muss deutlicher werden, weil Ihr noch unschuldig seid.«
Hitze sammelte sich in Elizabeth’ Wangen. Sie krallte sich an die Tischkante und drehte sich mit flauem Magen zu ihm um. »Ich habe Euch sehr wohl verstanden, Mylord. Aber ich werde niemals …«
»Niemals?« Mit einer hauchzarten Berührung fuhr er mit den Fingern über ihre Wange bis hinab zu ihren Lippen. Eine Gänsehaut ließ sie leicht zittern.
Sie schob seine Hand weg. »Nehmt Eure Finger von mir!«
Wut und Empörung legten sich über seine Gesichtszüge. »Auch ich bin von der Vorstellung nicht sonderlich begeistert, sehe aber keine andere Möglichkeit, um frei von Euch zu sein.«
Ein eisiges Schaudern ergriff Elizabeth’ Körper. »Lasst mich gehen! Wenn ich frei bin, werde ich vergessen, was Ihr …«
Er schüttelte den Kopf. Seine Augen glänzten wie geölter Stahl. »Euren Worten zufolge bin ich eine nervtötende Wespe, aber
Ihr
gewährt mir nicht einen Moment der Ruhe. Tagein, tagaus schleicht Ihr Euch in meine Gedanken. Die Erinnerung an Eure Lippen, Eure Haut, Euren Duft ist die reinste Qual. Ich möchte nicht, dass Ihr mir im Kopf herumspukt, und dennoch seid Ihr dort. Wenn ich des Nachts einschlafe, taucht Ihr in meinen Träumen auf, ärgert mich, stellt mich auf die Probe, seht mich mit Euren wunderschönen Augen an, die an funkelnde Sterne erinnern.«
Unbeholfen perlten ihm die Worte von den Lippen. Elizabeth’ Magen verkrampfte sich. Was er beschrieb, traf ebenso auf sie zu.
»Lasst mich gehen!«, wisperte sie voller Verzweiflung.
»Ich soll auf Wode Castle verzichten? Niemals!«
»Ihr wisst doch gar nicht, was Ihr da redet!« Der Druck ihrer Finger auf die Tischplatte
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