Flammendes Begehren
mich zu einer solch herabwürdigen Arbeit einteilen würdet.«
»Versucht nicht, mich hinters Licht zu führen! Könnte es sein, dass Ihr etwas im Schilde führt, zu dem Ihr Zugang zur Küche benötigt? Geht es hier womöglich um Flucht?«
Elizabeth unterdrückte ein entsetztes Keuchen. Oh Gott, sie musste alles daransetzen, dass sie sich nicht verriet!
Mit einem frostigen, aufgebrachten Blick entgegnete sie: »Eine Flucht scheint unmöglich.« Sie hielt inne, um den Worten Nachdruck zu verleihen, und lächelte. »Doch Eure Worte rufen in mir das Gefühl wach, dass Ihr womöglich daran zweifelt, mich als Gefangene halten zu können.«
Geoffrey musterte ihr Gesicht einen Moment lang, ehe er ebenfalls grinste und ganz von ihr abließ. »Ihr irrt. Ihr werdet mir niemals entkommen. Morgen werdet Ihr der Köchin zur Hand gehen. Gemeinsam mit Mildred werdet Ihr sowohl das Mittag- als auch das Abendessen vorbereiten – für die gesamte Burg wohlgemerkt. Aber ich warne Euch: Sollte mir das Essen nicht munden, werdet Ihr es bitterlich bereuen!«
*
Mildred stach mit der Schaufel in die Erde, wo sie stecken blieb, wischte sich Dreck von der Nase und setzte einen strahlenden Gesichtsausdruck auf. Mit gedämpfter Stimme sagte sie: »Mylady, Ihr habt ein Wunder vollbracht. Wie ist es Euch gelungen, den Rüpel dazu zu bringen?«
Elizabeth, die vor dem Steingarten kniete, zuckte mit den Schultern und senkte den Kopf, damit die Kammerfrau nicht mitbekam, dass ihr die Röte in die Wangen schoss. »Ich habe ihn herausgefordert, und er hat genau so reagiert, wie ich es mir erhofft hatte.« Ein Kichern entwich ihr. »Ihr hättet seinen Gesichtsausdruck sehen sollen, als er uns zum Küchendienst verdonnert hat!«
»Euch wird das Lachen schon noch vergehen, wenn wir die Speisen zubereiten müssen!« Mildred näherte sich mit schweren Schritten. »Wenn Ihr mir diese Frage erlaubt: Wie oft habt Ihr bereits gekocht?«
Elizabeth zog einen blühenden Löwenzahn aus der Erde. »Noch nie.«
»Genau wie ich es mir gedacht habe!« Mildred klang ein wenig besorgt.
Vorsichtig schob Elizabeth eine Spinne beiseite, die an ihrem Gewand hochklettern wollte. »Ich bin Fraeda zur Hand gegangen, wenn es darum ging, Wein und Gewürze nachzubestellen, und habe ihr hin und wieder über die Schulter gesehen. Allerdings hatte ich noch nie einen Kessel in der Hand, habe noch nie eine Suppe gekocht oder Zwiebeln für einen Braten gehackt. Vergiss nicht, dass so etwas nicht zu den Aufgaben einer Dame von Stand gehört.«
Mildred ließ sich auf die umgegrabene Erde sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. »Wir steuern auf eine Katastrophe zu.«
Elizabeth’ Nackenhaare stellten sich auf. Sie hob den Kopf. »Aber du hast doch sicherlich schon einmal gekocht, nicht wahr?«
Die Kammerfrau wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Vor vielen Jahren, als ich verheiratet war – lange bevor ich dem Kloster beigetreten bin und mich mit der Kräuterkunde vertraut gemacht habe. Lange,
sehr lange
ehe Euer Vater mich vor den unsäglich langen Stunden des Gebets gerettet hat und mich bat, Eure Kammerfrau zu werden.«
Elizabeth stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Gott sei Dank!«
»Ich habe für zwei gekocht, Mylady«, legte Mildred dar, »und nicht für eine ganze Burg.«
»Aber die Prinzipien sind doch dieselben, nicht wahr?« Elizabeth warf einen weiteren Löwenzahn auf den Berg gejäteten Unkrauts. »Wenn man eine Wachtel kochen kann, kann man auch fünfzig kochen.«
Mildred hielt sich den Kopf und sah aus, als könnte sie jeden Augenblick in Ohnmacht fallen.
»Warum siehst du so mitgenommen aus?«
Die Kammerfrau schluckte. »Der Prozess ist ein wenig …komplexer, als Ihr es darstellt.«
»Wie meinst du das?«
»Angenommen, wir müssen Wachteln zubereiten, dann müssen diese alle zuvor gerupft werden, was bei fünfzig Stück eine Unmenge von Arbeit bedeutet. Außerdem müssen sie gesäubert und dressiert werden, ganz zu schweigen von der Herausforderung mit dem Feuer. Das Fleisch darf nicht zu nah am Feuer geröstet werden. Es muss regelmäßig mit Fett übergossen werden, damit es nicht austrocknet und zäh wie Leder wird.«
Mit einem lauten Schnauben warf Elizabeth sich ihren Zopf über die Schulter. »Dafür kann uns der Rüpel wohl kaum verantwortlich machen – wir kauen seit Tagen auf ledrigem Fleisch herum!«
Mildreds Seufzen verwandelte sich in ein Stöhnen. »Ich fürchte, meine Kochkünste enden bei gepökeltem
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