Flammendes Begehren
gelang es Arthur, sich wieder auf die Wache zu konzentrieren. Erst dann ging ihm auf, dass nicht sie, sondern der Bauernjüngling gesprochen hatte, der neben seinem Ross stand. Mit einem unschlüssigen Lächeln überreichte der Junge ihm ein kleines Bündel aus Seide, das mit Zwirn zusammengehalten wurde. »Ein Mann brachte dies für Euch.«
»Ein Mann?«, knurrte Arthur. »Er
wusste
, dass ich kommen würde?«
Der Gesichtsausdruck der Wache nahm verwirrte und argwöhnische Züge an. »Beantworte die Frage des Lords, Bürschchen!«
Der Jüngling schluckte, schlug die Augen nieder und sah auf den steinigen Boden. »Er trug mir auf, auf Euch zu warten. Ich habe keine Fragen gestellt, Mylord. Er gab mir etwas Silber, damit ich bis zu Eurem Eintreffen Stillschweigen bewahre.« Der junge Mann lief rot an. »Er meinte, es sei sehr wichtig«, fügte er mit brüchiger Stimme hinzu.
Arthur drehte das Bündel um und wog es in der Hand. Rund. Schwer. Er löste den Faden und schlug die ausgefransten Ränder des Stoffes zurück. Sein Blick fiel auf ein zusammengerolltes und versiegeltes Stück Pergament und eine güldene Brosche.
Elizabeth’ Brosche.
Arthur, der bereits ahnte, was in dem Schreiben stand, brach hastig das Siegel und las die Zeilen, die an ihn gerichtet waren. Dann zerknüllte er das Blatt.
»Gott bewahre«, raunte er, »Elizabeth!«
Kapitel 14
E lizabeth hatte angenommen, dass der Morgen nicht noch schlimmer werden könnte … bis Dominic an den sauertöpfisch dreinblickenden Wachen vorbeipreschte und in die Küche gestürzt kam.
Wie angewurzelt blieb er stehen, rümpfte die Nase und spähte durch den dichten Qualm hindurch. »Was riecht denn hier so streng?«
»Streng?«, zwitscherte Mildred und sah von einem blubbernden Kessel auf, der tief in den Flammen hing. »Mylady, riecht Ihr etwas Ungewöhnliches?«
Mit finsterem Gesichtsausdruck rückte Elizabeth von dem Schneidbrett ab. Als Dominic gluckste, schleuderte sie ihm einen warnenden Blick zu.
Wie konnte er es wagen, sich über sie lustig zu machen! Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass Ihr grünes Gewand mit Blut, Tunke und Gemüsesaft besudelt war. Und was ihr zerzaustes Haar betraf, dafür würde sie sich erst recht nicht entschuldigen.
»Das sind womöglich die Hühnchen, die ich so lange geröstet habe, bis ihre Haut kross und knackig war«, erklärte sie, hob die Hand und zählte dabei mit den Fingern. »Oder die verfaulten Kohlköpfe, auf die ich in der Vorratskammer gestoßen bin und die ich auf eigene Faust weggeworfen habe. Aber wer weiß, vielleicht ist es auch die weiße Tunke, die ich soeben habe anbrennen lassen. Warum fragt Ihr?«
Dominics Blick fiel auf das Bündel frischer Kräuter, das neben dem Schneidbrett lag und darauf wartete, zerkleinert zu werden, und glitt anschließend zu dem Messer in ihrer Hand. »Nur so«, antwortete er mit einem breiten Grinsen.
Elizabeth atmete geräuschvoll aus. »Seid so freundlich, und entfernt Euch und Eure Neugierde. Wir haben zu tun!«
»Natürlich, Mylady.«
Er präsentierte einen formvollendeten Bückling, ehe er davonstolzierte und das Gespräch mit den Wachen suchte, die den Weg zum Innenhof versperrten.
Sobald er den beiden Frauen den Rücken zugewandt hatte, gesellte Mildred sich zu Elizabeth und machte sich daran, die Salbeiblätter von den Stengeln zu entfernen. »Bei der heiligen Mutter Gottes!«
»Als du vorgeschlagen hast, wir könnten einen Schlaftrunk brauen, hast du mir leider verschwiegen, welch grässlicher Gestank damit einhergeht«, sagte Elizabeth mit zusammengepressten Zähnen.
»Das dürfte der Baldrian sein. Mir ist völlig entfallen, welch strengen Geruch er absondert. Für gewöhnlich bereite ich ihn im Freien zu.«
Mildred grinste bis über beide Ohren. »Wie raffiniert von Euch, die Hühner anbrennen zu lassen, um so den Gestank zu überdecken.«
»Es war keine Absicht, das weißt du.« Elizabeth nahm sich das Messer, schob die Kräuter in die Mitte des Brettes und hackte wie besessen auf sie ein, dass Dominic und die Wachen ihr einen misstrauischen Blick zuwarfen.
Mildred berührte sie am Arm. »Fest steht, dass Ihr Euch keinen besseren Zeitpunkt hättet aussuchen können.«
Elizabeth stöhnte. Schweiß tropfte ihr von der Nase. Durch das rhythmische Geräusch des Messers hörte sie, wie Mildred den Deckel des Kupferkessels lüftete und mit der Schöpfkelle gegen die Außenseite klopfte. »Es ist vollbracht!«
Ein Lächeln erhellte Elizabeth’
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