Flammendes Begehren
weil …«
»Ihr mich um einen Gefallen bitten wolltet.«
Elizabeth zuckte zusammen. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. »Woher wisst Ihr das?«
»Nennt es Eingebung.«
Es war einzig seinen leisen und sanften Worten zu verdanken, dass Elizabeth sich ein Herz fasste und ihr Begehr in Worte kleidete. »Mylord, ich wollte Euch bitten … dem Wunsch meines Vaters nicht nachzukommen.«
Blechern hallte das verbitterte Lachen Geoffreys von den Steinwänden des Gemachs wider. »Man kann mir vieles nachsagen, aber ein Feigling bin ich nun wahrlich nicht!«
»Das wollte ich damit nicht zum Ausdruck bringen.« Es kostete Elizabeth große Mühe, ihre Stimme ruhig zu halten. Es wäre unklug, ihn zu erzürnen. »Das Duell dient doch einzig dem Zweck, dass einer den Tod findet, oder irre ich?«
Als er nickte, wippte sein volles Haar auf seinen breiten Schultern.
»Mein Vater zählt doppelt so viele Lenze wie Ihr und kann Euch, was Kraft und Schnelligkeit anbelangt, nicht das Wasser reichen. Er würde unweigerlich sein Leben lassen.« Ihre Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. »Vor wenigen Stunden habt Ihr mich eine Mörderin gescholten. Wie kommt es aber, dass Ihr selbst nicht davor zurückschreckt, einen anderen in den Tod zu schicken?«
Ein unheilvoller Vorhang schob sich vor Geoffreys Augen. Er nahm einen Schluck Wein und stellte den Kelch auf der Hüfte ab. »Mein Vater hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen, ganz im Gegensatz zu Eurem alten Herrn. Einem Verbrecher das Handwerk zu legen, ist ein Akt der Gerechtigkeit und hat nichts mit Mord zu tun, Mylady.«
»Mein Vater ist kein Verbrecher. Er hat lediglich die Order der Krone befolgt.«
»Das Duell wird entscheiden, auf wessen Seite das Recht steht.« Sein Mund verzog sich zu einem freudlosen Lächeln. »Vermutlich würde es Euch freuen, meinen Kopf auf einer Lanze aufgespießt zu sehen, habe ich recht?«
Bei der Vorstellung wurde Elizabeth speiübel, und sie musste sich den Bauch halten. Der Gedanke, dass er nicht mehr war, drohte ihr Herz in Stücke zu reißen, wenngleich sie das nicht wahrhaben wollte. »Natürlich nicht.«
Für den Bruchteil einer Sekunde flackerte Überraschung in seinen Augen auf. »Ich werde der Aufforderung zum Duell nachkommen, und nichts, was Ihr sagt oder tut, wird mich umstimmen.«
Die Klauen der Verzweiflung griffen nach Elizabeth. »Mylord …«
»Gebt Euch keine Mühe!«
Elizabeth zitterte wie ein Blatt, das eine Böe mit sich gerissen und über einem bodenlosen Abgrund sich selbst überlassen hatte. Das Gefühl der Verzweiflung wurde so stark, dass es sie von innen heraus zu verschlingen drohte. Sie stützte sich mit den Händen an dem kalten Gemäuer ab, in der Hoffnung, ihm Stärke abzugewinnen. »Ihr wisst, wie qualvoll es ist, den eigenen Vater zu verlieren«, flüsterte sie. »Ihr habt am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, einen Menschen zu verlieren, den Ihr geliebt und geehrt habt. Wollt Ihr, dass ich dasselbe durchlebe?«
Ein Muskel an Geoffreys Kinn zuckte.
»Versprecht mir, dass Ihr meinen Vater nicht töten werdet!«, flehte sie ihn an, wie sie noch nie jemanden zuvor angefleht hatte. »Bitte!«
Geoffrey hob den Kelch an die Lippen und richtete den Blick ins Feuer. »Das kann ich nicht.«
Tränen traten ihr in die Augen. Sie hätte wissen müssen, dass er ihre Bitte ausschlagen würde.
Wie dem auch sei, noch war nichts verloren.
Eine Möglichkeit, das Leben ihres Vaters zu retten, gab es noch.
Eine letzte Chance, den Feind von seiner Rache abzubringen.
Elizabeth blinzelte die Tränen fort. Nein, entschied sie, sie würde nichts von dem, was sie nun erwartete, bereuen!
Tapfer hob sie das Kinn und erwiderte seinen Blick. Mit langsamen, schwingenden Schritten trat sie vor ihn.
Argwohn flammte in seinen Augen auf. »Elizabeth?«
Ein herzzerreißendes Schluchzen blieb ihr in der Kehle stecken. Sie neigte den Kopf, woraufhin ihre dunkle Haarpracht ihr Gesicht wie einen Schleier umgab. »Ich flehe Euch an: Verschont meinen Vater!«
»Bettelei steht Euch nicht, Mylady.«
Elizabeth riss den Kopf in die Höhe. Nachdem sie ihre Wut hinuntergeschluckt hatte, setzt sie an, um zu sagen, was gesagt werden musste. »Wenn Ihr ihn verschont, werde ich mich mit Euch betten.«
»Elizabeth!« Seine Stimme wuchs sich zu einem hilflosen Stöhnen aus. »Ihr müsst nicht …«
»Ich weiß, dass Ihr mich begehrt, und ich kann nicht leugnen, dass auch ich mich nach Euch verzehre.« Die Wahrheit brachte
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