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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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wäre unmöglich. Die Veröffentlichung des Textes würde
niemandem
zum Vorteil gereichen und so manchen auf schmerzliche Weise in Verlegenheit bringen.«
    »Verzeihen Sie meine Begriffsstutzigkeit, aber soweit ich weiß, hat Ihr Herr Großvater das gesamte Material ausdrücklich dem Archiv der Bibliothek vermacht.«
    »Ja, das stimmt. Aber Sie haben meinen Großvater nicht gekannt. Er war ein zutiefst rechtschaffener Mann.« Dodson bemerkte den ungewollten Vergleich mit seiner eigenen Person und fügte hinzu: »Ich will damit sagen, er war in vielerlei Hinsicht naiv.«
    »Das möchte ich bezweifeln, denn ansonsten hätte er wohl kaum einen hohen Posten im britischen Außenministerium besetzt.«
    Dodson lachte gekünstelt. »Ihr Amerikaner könnt so
unangenehm
hartnäckig sein. Hören Sie, Mr. Perlmutter, ich möchte nicht unhöflich wirken, aber ich werde diese Unterredung nun beenden. Vielen Dank für Ihr Interesse. Leben Sie wohl.«
    Dodson legte auf. Perlmutter starrte das Telefon an und schüttelte den Kopf.
Merkwürdig.
Warum regte der alte Knabe sich dermaßen über eine harmlose Anfrage auf? Welches Geheimnis konnte nach so langer Zeit noch von Bedeutung sein? Tja, er hatte sein Möglichstes versucht. Perlmutter wählte die Nummer, die Austin ihm genannt hatte. Er würde es anderen überlassen, sich einen Reim darauf zu machen, wieso die
Odessa, Star
einen Mann aus der Fassung zu bringen vermochte, obwohl sie schon vor mehr als achtzig Jahren in den Tiefen des Schwarzen Meeres versunken war.

23
    Moskau, Russland
    Der Nachtklub lag unweit des Gorki Parks. Früher hatten betrunkene Obdachlose die schmale, rattenverseuchte Gasse als Schlafstätte und die Deckel der Mülltonnen als Kopfkissen genutzt. Heute waren an ihre Stelle Scharen junger Leute getreten, die aussahen, als wären sie einem UFO entstiegen.
    Jeden Abend versammelten sie sich vor einer blauen Tür, die durch eine einzelne Lampe beleuchtet wurde. Hinter dem schmucklosen Eingang lag ein Moskauer Szenetreffpunkt, der so angesagt war, dass er nicht mal einen Namen hatte.
    Der geschäftstüchtige junge Klubgründer hatte erkannt, welch Potenzial darin lag, die exaltierten Moskauer Neureichen mit den schäbigsten Seiten der westlichen Popkultur bekannt zu machen, und seinen Laden daher nach dem Vorbild des Club 54
    gestaltet, jener ehemals exklusiven New Yorker Diskothek, die internationale Schlagzeilen gemacht hatte und später in einem Sumpf aus Steuerproblemen und illegalen Drogen untergegangen war. Das höhlenartige Gewölbe des Klubs hatte einst einen staatseigenen Ausbeutungsbetrieb beherbergt, in dem unterbezahlte Arbeiter schlechte Kopien amerikanischer Jeans anfertigen mussten. Wer als Gast eingelassen wurde, fand hier ohrenbetäubend laute Tanzmusik, Stroboskoplichter und Designerdrogen vor, alles unter Aufsicht der russischen Mafia, die den Klub übernommen hatte, nachdem der ursprüngliche Besitzer an einer akuten Bleivergiftung gestorben war.
    Petrow stand am Rand der Menge und verschaffte sich einen schnellen Überblick. Die hoffnungsvollen Stammgäste trugen bizarre Kostüme, um die Aufmerksamkeit des stämmigen Türstehers zu erregen, der in seiner schwarzen Lederkleidung zwischen ihnen und dem nächsten Drogenrausch stand. Petrow starrte die Leute einen Moment lang verwundert an und drängte sich dann an einem jungen Paar vorbei: Die Frau hatte ein durchscheinendes Plastikoberteil und Shorts angezogen, ihr männlicher Begleiter einen Bikini aus Aluminiumfolie. Der Türsteher starrte dem Fremden wie eine Bulldogge entgegen, die sich soeben eine Katze als nächste Zwischenmahlzeit ausgesucht hatte. Petrow blieb dicht vor dem Mann stehen und reichte ihm einen gefalteten Zettel.
    Der Posten las die Nachricht mit misstrauisch verkniffenem Gesicht, steckte den beiliegenden Hundertdollarschein ein und rief einen seiner Kollegen herbei, der ihn kurzzeitig vertreten sollte. Dann verschwand er hinter der blauen Tür und kehrte wenig später mit einem untersetzten Mann mittleren Alters zurück, der die Uniform eines sowjetische n Marineoffiziers trug, einschließlich der hohen Schirmmütze. Die Brust des Offiziers war mit mehr Orden übersät, als jemand im Laufe mehrerer Menschenleben verliehen bekommen konnte. Der Türsteher deutete auf Petrow. Mit finsterer Miene musterte der Mann in Uniform die vielen Gesichter. Unter seinen hängenden Lidern flackerte Wiedererkennen auf, und er winkte Petrow hinein.
    Die Wucht der hämmernden Musik war

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